Charlie Kirk

„Ich denke, dass es den Preis von, was zu bedauern ist, einer gewissen Zahl von Schusswaffentoten in jedem Jahr wert ist, dass wir das Second Amendment besitzen, damit wir unsere gottgegebenen Rechte schützen können. Das ist ein vernünftiger Kompromiss. Es ist rational“ (s. hier). Wie bestellt, so geliefert, würde ich sagen …

Denn der rechtsextreme Charlie Kirk hat mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass seine Aussage so direkt auf ihn selbst zurückfallen würde. Kirk wurde bei einer politischen Veranstaltung am 10. September 2025 erschossen.

Natürlich ist es nicht gutzuheißen, wenn jemand ermordet wird, aber wenn man sich anschaut, wie Kirk so drauf gewesen ist, dann hält sich bei mir die Trauer doch sehr in Grenzen. Er leugnete den menschgemachten Klimawandel, sprach sich für öffentliche Hinrichtungen aus und fand es auch o. k., wenn Homosexuelle zu Tode gesteinigt würden. Das sei, so Kirk, „Gottes vollkommenes Gesetz“. Dass er dabei noch ein Rassist mit zusätzlich queer- und frauenfeindlichen Tendenzen war, versteht sich da fast schon von selbst.

So einer wie Kirk ist ein Brandstifter und deswegen sehr gefährlich. Wegen der von ihm vertretenen Ansicht, dass Schusswaffenbesitz nun mal ein Grundrecht der US-Bürger sei, sterben dort ständig Menschen – es dürften Hunderttausende in den letzten Jahrzehnten gewesen sein. Dem Mythos, dass Donald Trump 2020 die Wahl zum Präsidenten gestohlen wurde, hing er ebenfalls an und verbreitete diesen auch weiter – was dann schließlich zum Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021 führte, bei dem einige Menschen zu Tode kamen.

Also ein durch und durch widerwärtiger Typ – und dass die AfD sich da nun gleich in Beileidsbekundungen ergeht, sollte einen nicht wundern, da deren Agenda ja quasi deckungsgleich mit der von Kirk ist.

Allerdings finden sich da nun auch haufenweise trauernde Worte von CDU-Politikern wie Carsten Linnemann oder Caroline Bosbach. Die würdigen Kirk dann als eine Stimme der Konservativen, wobei Bosbach Kirk sogar als „Vorbild für Millionen junger Menschen“ bezeichnete. Klar, wenn man es super findet, dass junge Menschen doch bitte Rassisten werden sollten, dann mag das zutreffen, ansonsten ist das schon eine sehr fragwürdige Aussage.

Tja, da kann man sich nur fragen, was für ein Bild vom Konservativismus da in der CDU mittlerweile vorherrscht, wenn einem so dermaßen offen Rechtsextremen wie Kirk dermaßen gehuldigt wird. Oder anders gesagt: Offenbar ist da für einige CDUler gar kein Unterschied mehr auszumachen zwischen Konservativismus und Rechtsextremismus.

Und mindestes genauso schlimm ist das, was Manuel Ostermann, Bundesvorsitzender der DPolG-Bundespolizeigewerkschaft und ebenfalls in der CDU, da so in den virtuellen Äther rotzt:

Der Typ ist auf seinen Posten gewählt worden von nicht allzu wenigen Polizisten, und dann haut er solche Lobhudeleien für einen Rechtsextremen raus. Wenn das die Repräsentanten der Polizei in diesem Lande sind, dann sollten die sich vielleicht nicht beschweren, dass aufrechte Demokraten immer mehr zur Parole ACAB (All Cops Are Bastards) tendieren. Allein schon jemandem, der die Aufhebung der Rassendiskriminierung als Fehler bezeichnet, als jemanden zu titulieren, der sich für „Demokratie und Menschlichkeit“ eingesetzt haben soll, ist eine so dermaßen absurde Realitätsverzerrung, dass es jeder Beschreibung spottet.

Ich hoffe jetzt nur, dass der Mord an Kirk nun nicht der Auslöser für einen Bürgerkrieg in den USA sein wird. Denn US-Präsident Trump wird den Tod eines seiner ergebensten Gefolgsleute bestimmt nicht einfach so hinnehmen.

Und obwohl es sich natürlich nicht gehört, politische Gegner umzubringen, muss man ja andererseits feststellen: Die Welt ist nun bestimmt nicht schlechter geworden dadurch, dass Kirk seinen menschenverachtenden Hass nicht mehr unter die Leute bringen kann.

 

Kleine nachträgliche Ergänzung: Nachdem Caroline Bosbach Kirk als jemanden Pries, der für die freie Rede einsteht, reagierte sie auf Kritik an ihrer Lobhudelei dann folgendermaßen: Sie sperrte die Kommentarfunktion (so von wegen freie Rede) und löschte später den Beitrag. AfD-Style in Reinkultur – präsentiert von Ihrer CDU!

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Charlie Kirk“

  1. Die Reaktionen von Charlie-Kirk-Anhängern auf Kritik an ihrem Idol sind nun sehr bezeichnend und werden in einem Artikel auf Spiegel Online dargestellt: Man richtet einen Onlinepranger ein, auf dem auch Personen aufgeführt werden, die Kirks Tod nicht bejubelt haben, sondern einfach seine Aussagen zur Schusswaffenfreiheit zitiert haben. Daraufhin haben schon einige Menschen ihren Job verloren. Zudem hagelt es natürlich auch Morddrohungen und Beschimpfungen, und es werden sogar lebenslange Sperren für soziale Medien gefordert für Menschen, die Kirk kritisch sehen.
    Was in dem Artikel auch noch erwähnt wird: Kirk selbst hatte 2022 nach dem Hammerattentat eines Verschwörungstheoretikers auf die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi noch den Attentäter gefeiert und gefordert, dass dieser aus dem Gefängnis kommen sollte.

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