Die Triage hat begonnen

Noch nicht tatsächlich, denn noch stehen genügend Betten bereit, ist kein Grund zur Panik gegeben. Allerdings im übertragenen Sinne kann man sie sehen, insbesondere im intellektuellen Milieu scheint sie zu den Denksportaufgaben zu gehören. Natürlich nicht direkt, sondern eher indirekt, über Gründe, auch nachvollziehbare Gründe, aber mit wenig Blick auf das Große und Ganze, wie ich finde.

Bei Gabor Steingart formiert sich ein Teil der intellektuellen Elite Deutschlands, von Prantl bis Zeh, von Rechts bis Links. Tenor ist die Freiheit, die man von Seiten der Regierenden zu sehr eingeschränkt hätte, sogar der Verfassungsbruch wird angedeutet, und immer geht es letztendlich darum, dass man das Gespenst der großen Depression an die Wand malt, so als wäre sie unausweichlich, wenn wir nicht schnellstens die Produktion wieder hochfahren würden.

Wieder wird mit Sterblichkeitsraten unterhalb der Grippe argumentiert, obwohl niemand derzeit, der bei Sinnen ist, der wirklich Expertise hat, wohl jetzt schon sich festlegen würde, wie hoch sie wirklich sein wird, auch ich nicht, niemand hier, denke ich.

Wieder wird mir deutlich, dass die Intellektuellen auch hier nur in diesem System des neoliberalen Wahnsinns denken können und mit Angst arbeiten, weil niemand wohl besser weiß als die, die dem Neoliberalismus verfallen sind, wie zentral die Angst doch ist, die von so vielen negiert wird. Wieder einmal finde ich Foucault bestätigt in seiner Analyse, dass Systeme den Rahmen des Denkbaren setzen und bewahren wollen, dafür auch Intellektuelle zu nutzen wissen.

Wieder einmal werden die Lehren nicht gezogen, werden gezogene Lehren unter den Tisch fallen gelassen (Roosevelts und Keynes Bretton Woods beispielsweise), wird so getan, als ob es nur so weitergehen könnte, wie es bisher gegangen ist.

Wieder einmal – und das ist das Auffälligste für mich – wird so getan, als ob Deutschland eine Insel wäre, die mit anderen Insel Handel treiben könnte, während wieder andere Inseln um ihr Überleben kämpfen. Wieder einmal muss ich feststellen, dass das Verstehen der Globalisierung, ihrer Regeln und Folgen in wichtigen Teilen der intellektuellen Elite noch gar nicht vorhanden ist, wohl auch nie vorhanden sein wird, wie mich diese ausgewählte intellektuelle Elite hier vermuten lässt.

Es scheint mir immer sinnloser zu sein, sich mit dieser „Elite“ noch gedanklich auseinanderzusetzen, wenn es um mehr geht als um Detailfragen. Da mögen sie taugen, darüber hinaus bekomme ich zunehmend meine Zweifel, jedenfalls wenn ich mir diese ausgewählten Intellektuellen so anschaue. Es mag andere geben; nur wo sind sie? Wo laufen sie denn? Wo organisieren sie sich, wie die, die von Steingart hier organisiert worden sind?

Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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