Interessantes aus KW 30/2021

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Ob es eine Impfpflicht gegen Covid-19 geben soll und/oder Ungeimpfte Einschränkungen ihrer Grundrechte hinnehmen müssen, wird ja zurzeit mitunter auch recht hitzig diskutiert. Und auch vonseiten der Regierungspolitiker wird hier eher Öl ins Feuer gegossen, anstatt auf sachliche Deeskalation zu setzen. In einem Kommentar auf Telepolis setzt Claudia Wangerin sich kritisch damit auseinander. Sie selbst ist geimpft, findet aber Grundrechtseinschränkungen für nicht Geimpfte indiskutabel. Und verweist zudem darauf, dass gegen andere Gefahren vonseiten der Bundesregierung ja nun überhaupt nichts unternommen wird. Lesenswert, weil differenziert! [Karl]

2. „Immer wieder Hessen“ ist passend ein Artikel in der taz betitelt, in dem es darum geht, dass die Adresse der Anwältin Seda Başay-Yıldız, die seit Jahren von Rechtsextremen bedroht wurde und deswegen schon umziehen musste, nun in Unterlagen eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses ungeschwärzt zu finden war, die auch an AfD-Abgeordnete gingen. Was die Adresse in diesen Papieren überhaupt zu suchen hat, ist dabei im Grunde auch gar nicht klar. Und andererseits werden die NSU-Akten streng geheim gehalten. Das ist nicht nur grotesk, sondern zeigt auch, dass die hessische Landesregierung offensichtlich sehr besorgt um Rechtsterroristen zu sein scheint, die Würde von deren Opfern hingegen nicht beachtenswert findet. [Karl]

3. Markus Söder (CSU) ist ja dafür bekannt, sein Fähnchen immer schön populistisch in den Wind zu halten, um so Zustimmung zu generieren. Dass das allerdings gerade mal wieder nur heiße Luft ist, die da vom bayerischen Ministerpräsidenten produziert wird, zeigt ein vierminütiger Beitrag von frontal (ZDF) auf, in dem mal abgeglichen wird, wie denn Söders Klimaschutzrhetorik und sein politisches Handeln zusammenpassen. Wenig überraschend, gerade im Bereich der für das Erreichen von CO2-Neutralität so wichtigen Windenergie: gar nicht. Na ja, ein Bauernfänger-Populist, wie er im Buche steht, eben. [Karl]

4. Dieses Jahr ist Bundestagswahl und ein guter Grund, sich noch einmal um das Thema „Nudging“ bzw. „Framing“ zu kümmern. Gert Scobel tut dies in seinem 23-minütigen Videobeitrag und schlägt auch vor, dies in die schulische Bildung einfließen zu lassen, was ich uneingeschränkt unterstütze. Ich meine, das Thema sollte in fast jedem Jahrgang wieder und wieder neu angepackt werden, um die Menschen zu mündigen Wähler:innen und Konsument:innen auszubilden. Natürlich ist mir auch klar, dass die Faulheit der Menschheit auch auf das Denken einen solchen Einfluss hat, dass ich mir nur bedingt eine andere Geisteshaltung bei so geschulten Menschen vorstellen kann, zumal das Interesse an der herrschenden Politik auch eher mäßig sein dürfte, die Wähler:innen in der Richtung zu bilden. [Dirk]

5. Das Sommerloch ist vorbei: Die Anstalt nimmt sich die kommenden Wahlen und den Klimawandel vor, und Till Reiners verkörpert die ungeschminkte Wirklichkeit. Das Programm wirkt ohne Publikum etwas unglamourös, und der fehlende Claus von Wagner reißt für mich auch ein kleines Loch in die 44-minütige Sendung. Dennoch schaffen es Max Uthoff, Antonia von Romatowski und Michael Altinger, den Nagel immer wieder auf den Kopf zu treffen. Sowohl die Sorglosigkeit von Till als auch die von Antonia grandios verkörperten Wagenknecht und Baerbock sind so gut gespielt, dass ich hier mal mit dem Bambi winke. ;) [Dirk]

6. Was passiert, wenn Despoten eine Cyberwaffe wie Pegasus in den Hände bekommen, wird in einem Artikel auf Zeit Online geschildert. Darin geht es um die Prinzessin Latifa Al Maktum, die im Jahr 2018 versucht hat, ihrem Vater Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktum, dem Herrscher von Dubai, zu entkommen. Was ihr leider nicht glückte, da der Scheich auf die Überwachungssoftware Pegasus zugreifen und so ihre Flucht vereiteln konnte, als sie auf einer Jacht vor Indien war. Liest sich wie ein Thriller und zeigt auf, auf welche Art der Überwachung wir uns zukünftig gefasst machen dürfen. Kein Wunder, dass Edward Snowden fordert, diese Technologie komplett zu verbieten. [Karl]

7. Ein sehr interessantes Interview mit dem Mediziner Benjamin Wachtler auf der Freitag führte Elsa Koester. Thema: die soziale Komponente bei den Covid-19-Impfungen. Weniger betuchte Menschen lassen sich nämlich seltener Impfen, und das ist eine Tendenz, die sich ohnehin im gesamten Gesundheitssystem wiederfindet: Wer ärmer ist, geht zwar öfter zum Arzt und hat oft (gerade auch bei Covid-19) ein höheres Erkrankungsrisiko, aber die Hemmschwelle, einen Facharzt aufzusuchen, ist auch entsprechend höher, und das Vertrauen ins Gesundheitssystem generell niedriger. Wachtler hat allerdings auch sehr konkrete Vorschläge, was gegen diese Entwicklung gemacht werden kann – eine Impfpflicht gehört nicht dazu. [Karl]

8. Dass beim Klimaschutz, insbesondere bei Erzeugung erneuerbarer Energie, deutlich mehr ginge als bisher, stellt Jakob Schlandt in einem Kommentar im Tagesspiegel fest. Das Problem: Die Bürokratie bzw. die Politik bremst immer wieder, beispielsweise mit Abstandsregeln für Windräder, sodass hier haufenweise Potenziale nicht genutzt werden. Und das liegt m. E. daran, dass viele der Entscheidungsträger sich vor allem als Dienstleister der großen Energiekonzerne sehen, die eben noch so lange wie möglich Geld mit ihrem Auslaufmodell der fossilen Energie scheffeln wollen. [Karl]

9. Rainer Lang, der seit vielen Jahren in der Katastrophenhilfe tätig ist, beschreibt in einem Artikel in der Kontext: Wochenzeitung, was bei der Flutkatastrophe, die gerade etliche Orte in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz heimgesucht ist, alles falsch gelaufen ist – und das eben auch schon seit Jahren. Auch wenn Politiker uns das oft glauben machen wollen, fallen solche Katastrophen nämlich nicht vom Himmel, sondern haben in den allermeisten Fällen vom Menschen gemachte Ursachen. Es wäre schön, wenn auf solche Experten wie Rainer Lang mal mehr gehört würde! [Karl]

10. Transparenz ist nach wie vor ein Fremdwort für die Politik, wenn es um die Corona-Pandemie geht. So berichtet ein Artikel auf t-online, dass eine mit öffentlichen Geldern finanzierte Studie zum Infektionsrisiko in Schulen von den Bundesländern zurückgehalten wird, und das auch noch mit, wie ich finde, sehr fadenscheinigen Begründungen. Offensichtlich scheint das, was in der Studie steht, nicht zur Agenda der Kultusminister zu passen. So wird man in jedem Fall kein Vertrauen bei der Bevölkerung aufbauen. [Karl]

11. Zurzeit wird ja bei der Corona-Pandemie wieder verschärft auf die steigenden Inzidenzwerte geschaut. Der Epidemiologe Klaus Stöhr erläutert in einem Interview mit ntv nachvollziehbar, warum die Fixierung auf diesen Wert wenig sinnvoll ist, da dieser sich nämlich mit steigender Impfquote zunehmend von der tatsächlichen Krankheitslast entkoppelt. Das bedeutet, dass sich zurzeit überwiegend junge Menschen infizieren, die dann aber einen symptomfreien oder milden Verlauf der Krankheit haben. Im Fokus müssten hingegen die älteren Menschen bleiben, da bei diesen die Gefahr von schweren Verläufen am größten ist – die aber glücklicherweise auch zum größten Teil schon geimpft sind. [Karl]

12. Na so was! Nachdem ja vor allem die CDU/CSU und der Partei nahestehende Medien eine Riesenwelle wegen ungekennzeichneten Zitaten in dem Buch von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gemacht haben, kommt nun ans Licht, dass CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet in seinem 2009 erschienenen Buch genau das Gleiche verzapft hat, wie ein Artikel von t-online berichtet. Kann man sich ja echt nicht ausdenken, oder? In jedem Fall wird mal wieder klar: Verlogenheit hat einen Namen, nämlich CDU! [Karl]

13. Ein Blog-Beitrag von PaulTreff aus der Community von der Freitag bemängelt die offensichtliche Inhaltslosigkeit des derzeitigen Bundestagswahlkampfes, der vor allem von persönlichen Attacken und Diffamierungen geprägt ist. Das Problem dabei: Die CDU/CSU treibt dies vor allem voran, aber alle anderen steigen mit drauf ein, und auch vonseiten der meisten Medien wird nicht versucht, wieder auf politische Inhalte zu fokussieren. Damit reduzieren sich Wahlen zu einer Art Show, an der die Wähler alle paar Jahre bei ansonsten vorherrschender Apathie teilnehmen. So ziemlich genau das, was der britische Soziologe Colin Crouch vor 20 Jahren als „Postdemokratie“ bezeichnet hat. [Karl]

14. Wer beim Verfassungsschutz anfangen möchte, wählt häufig den Weg über ein Studium am Fachbereich Nachrichtendienste der Hochschule des Bundes. Und dort herrscht, wie aus einem Artikel von Belltower News hervorgeht, ein reichlich strammrechter Geist beim lehrenden Personal vor. So ist es dann auch kein Wunder, dass der Verfassungsschutz immer wieder dadurch auffällt, auf dem rechten Auge reichlich blind, dafür aber massiv auf Linksextremismus fixiert zu sein. [Karl]

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