Die Stimme des Regenwaldes

Bruno Manser – der Name hat mir bisher nicht so viel gesagt. Dabei ist das eine sehr beeindruckende Persönlichkeit, deren Leben nun im sehr empfehlenswerten Film „Die Stimme des Regenwaldes“ (202o, 142 Minuten), nacherzählt wird.

1984 bricht der junge Schweizer nur mit einem Zelt und einem Rucksack in den malaysischen Urwald nach Borneo auf, um dort die Ursprünglichkeit und Authentizität des Lebens für sich zu entdecken. Dabei ist er auf der Suche nach den Penan, einem nomadisch lebenden Naturvolk. Als er diese dann auch findet, schließt er sich ihnen an und lebt eine ganze Zeit mit ihnen im Dschungel.

Manser integriert sich in die Gruppe der Penan, lernt ihre Sprache und Gebräuche und wird von ihnen schon bald „der weiße Penan“ genannt. Seine ursprüngliche Schweizer Heimat inklusive Freunde und Familie scheint er dabei nicht wirklich zu vermissen. Eines Tages stoßen er und die Penan dann allerdings auf Holzfäller, die in großem Stil den Regenwald abholzen, da das so gewonnene Tropenholz ein wichtiges Exportprodukt für Malaysia ist.

Dies ist der entscheidende Wendepunkt im Lebens von Bruno Manser, denn er beschließt, dass er die Heimat der Penan vor der Vernichtung durch großflächige Abholzung schützen möchte. Da die Penan selbst bisher kaum Kontakte mit der „Zivilisation“ (die sich allerdings im so direkten Vergleich als reichlich unzivilisiert darstellt) hatten, kommt Manser schnell eine führende Rolle bei der Organisation von Widerstand zu.

Für Manser ist klar, dass Gewalt keine Lösung darstellt und jeder Widerstand und Protest gewaltfrei ablaufen muss. So blockieren er und die Penan von verschiedenen Stämmen die Straßen, auf denen die Bäume aus dem Urwald abtransportiert werden.

Die Holzfäller und die örtlichen Behörden sind zunächst etwas hilflos mit der Situation, sodass Manser und die Penan Erfolg zu haben scheinen. Schon bald wird aber klar, dass man sich das einträgliche Geschäft mit den Tropenhölzern nicht verderben lassen möchte. Allerdings erregen die Straßensperren auch zunehmend mediales Aufsehen, was Manser und den Penan in die Karten spielt.

Mehr will ich jetzt auch erst mal gar nicht verraten, um Euch nicht die Spannung zu nehmen. Mansers Kampf für den Erhalt des Regenwaldes und damit auch der Heimat seiner Freunde (wenn nicht gar Familie) von den Penan schlägt nämlich immer größere Wellen – und ist, wenn man sich anschaut, wie viel vom Regenwald heutzutage schon vernichtet wurde, extrem vorausschauend.

So bekommt man die ganze Palette vorgeführt, wie Menschen meinen, sich die Natur aneignen zu müssen, um sie auf diese Weise dann zu zerstören. Was natürlich fatal ist, wie man spätestens an der mittlerweile deutlich spürbaren Klimakatastrophe sieht.

Bruno Manser (sehr gut dargestellt von Sven Schelker) ist dabei kein einfacher Charakter oder gar das, was man gemeinhin als Helden bezeichnen würde, zudem habe ich auch nicht den Eindruck, dass der Film ihn idealisiert. Dennoch ist sein Einsatz für den Regenwald und die Penan in seiner Selbstlosigkeit schon sehr beeindruckend.

In jedem Fall ist es gut, dass nun ein großartig gemachter Film an Bruno Manser und sein Wirken erinnert. Und wenn man die Bilder vom intakten Regenwald im Kontrast zu den abgeholzten und damit verwüsteten Flächen sieht, wird einem klar, wie falsch es ist, so einen einmaligen und vielfältigen Lebensraum einfach so rücksichtslos zu zerstören.

Auf der DVD gibt es zudem noch einige interessante Zusatzfeatures, die noch weitere Hintergrundinfos liefern. Lohnt sich also wirklich, sich das gute Stück zu besorgen – aber natürlich bitte nicht bei Amazon. ;o)

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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