Interessantes aus KW 19/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Laut einer Meldung von presse augsburg kritisiert LobbyControl die ehrenamtlich Tätigkeit der Verteidigungsausschussvorsitzenden Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) in diversen Verbänden, in denen auch die Rüstungsindustrie stark vertreten ist. Und das ist ja auch nachvollziehbar, da Waffenschmieden so einen sehr direkten Zugang zu politischen Entscheidungsträgern haben. Dass ein Verteidigungspolitiker der CDU das nun gar nicht verwerflich findet, sollte einen auch nicht wundern. Genauso wenig, wieso auf einmal so viel Geld fürs Militär zur Verfügung gestellt wird. [Karl]

2. Christine Lambrecht, Bundesverteidigungsministerin von der SPD, hält es nicht nur für eine gute Idee, während der russischen Osteroffensive in der Ukraine erst mal in den Urlaub zu fahren, sondern lässt ihren Sohn die ihr zur Verfügung stehenden Transportmittel gleich mal schön mitnutzen. Und ihr Filius hat dann auch nichts Besseres zu tun, als mit seinem Herumgejette schön in den sozialen Medien ein bisschen anzugeben, indem er entsprechende Fotos dort postet, wie aus einem Artikel der Berliner Zeitung hervorgeht. Ob an seiner Mitreise ein dafür notwendiges Bundesinteresse besteht, darf dann wohl ein wenig angezweifelt werden, sodass das eher nach persönlich Vorteilsnahme aussieht, wie ich finde. [Karl]

3. Ernesto Loll ist ein Leser der NachDenkSeiten und hat für einen Artikel dort mal einige Bilder aus offiziellen ukrainischen Kanälen zusammengetragen, in denen Soldaten mit nationalsozialistischen Symbolen abgebildet sind. Klar, jetzt kann man natürlich sagen, dass es auch bei der Bundeswehr leider viel zu viele Rechtsextreme gibt, aber zum einen tragen die derartige Symbole dann meistens nicht ganz so offen, und zum anderen werden auch von der Bundeswehr, dem Verteidigungsministerium oder dem Kanzleramt auf deren Social-Media-Kanälen dann auch keine Fotos geteilt, auf denen Soldaten mit SS-Totenkopf oder Schwarzer Sonne zu sehen sind. [Karl]

4. Auf arte beschäftigt sich Mit offenen Karten in einer 12-minütigen Sendung mit dem weltweiten Stand der Demokratie. Die Folge beschäftigt sich mit dem Kräfteverhältnis zwischen Demokratie und Autokratie, aktuell durch Länder wie Russland und China vertreten. Die Redefreiheit in demokratischen Ländern gibt auch Autokraten die Bühne, welche Demokraten in autoritären Staaten oft verwehrt ist. [Dirk]

5. Geldgier ist kein guter Ratgeber, wenn es um Menschenrechte und Umweltschutz geht. Gerade in der Mode ist der Nutzen von immer neuen Klamotten aus meiner Sicht zweifelhaft, und trotzdem gilt die Modeindustrie als eine der schädlichsten in Sachen Menschenrechte und Umweltzerstörung. Auch wenn sich die großen Labels immer wieder von solchen „Einzelfällen“ distanzieren, so kommen immer wieder riesige Schweinereien ans Licht der Öffentlichkeit. Ein 10-minütiger Bericht bei PANORAMA (ARD) zeigt auf, dass auch große Labels wie Adidas, Hugo Boss und Puma auf Baumwolle aus umstrittenen Regionen und damit vielleicht sogar auf Zwangsarbeit durch die in China unterdrückten Uiguren setzen. [Dirk]

6. In einem Gastbeitrag auf Zeit Online erläutern Holger Bär und Carolin Schenuit vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft sowie der Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker, wie eine umweltgerechte Steuerpolitik aussehen müsste, die zum einen die Verursacher von Umweltschäden zur Kasse bittet und zum anderen einkommensschwache Menschen entlastet. Diesbezüglich ist nämlich nach wie vor kein stringentes Vorgehen der Regierungspolitik erkennbar, sodass positive Maßnahmen immer wieder durch wirtschaftsfreundliche, aber umweltschädliche Maßnahmen konterkariert werden. Diese drei Experten zeigen nun auf, wie es besser laufen könnte. [Karl]

7. Während hier in Deutschland die Sichtweise beim Ukraine-Krieg sehr eindeutig ist (Putin = böse, Selenskij = toller Typ), wird das anderswo durchaus etwas differenzierter und nicht ganz so schwarzweiß gesehen. So zum Beispiel von Brasiliens Ex-Präsident und erneutem Präsidentschaftskandidaten Lula, der den USA und der EU eine Mitschuld an dem Konflikt gibt und gerade auch die Rolle Selenskijs sehr kritisch sieht, wie ein Artikel auf Telepolis berichtet. Auch andere südamerikanische Politiker sehen die Rolle der Nato kritisch – genauso wie der Papst. Interessant, dass solche Stimmen bei uns medial kaum präsentiert werden. [Karl]

8. Thomas Fischer befasst sich in seiner Kolumne auf Spiegel Online mit der derzeitigen Berichterstattung über den Ukraine-Krieg und nimmt diese gekonnt und pointiert aufs Korn. So stellt er fest, dass nicht jeder präsentierte Experte auch ein wirklicher Experte ist und dass auf allen Seiten viel Propaganda betrieben wird, wobei gerade auch diejenigen journalistischen Profis, die dagegen eigentlich gefeit sein sollte, immer wieder mit einstimmen. Ausgesprochen lesenswert! [Karl]

9. Immer wieder wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit einer Vergewaltigung verglichen. Wie unpassend das ist, zeigt Sabine Rennefanz in ihrer Kolumne auf Spiegel Online auf. Zudem ist das auch extrem geschmacklos, wenn man bedenkt, wie viele geflüchtete ukrainische Frauen sich mit rassistisch-sexistischen Stereotypen konfrontiert sehen. So wird der Begriff der Vergewaltigung in diesem Zusammenhang eher als rhetorischer Kniff verwendet, um sich selbst in ein besseres – oder vielmehr das richtige – Licht zu rücken. Mal davon abgesehen, dass wirklich vergewaltigte Menschen dadurch auch ziemlich abgewertet werden. [Karl]

10. Gasheizkessel, die auch Wasserstoff nutzen können, werden ja gerade sehr angepriesen, und Endverbraucher werden dazu aufgefordert, diese Technik doch zu nutzen, um weniger klimaschädlich zu heizen. Dass es dabei allerdings einige Haken gibt, wird in einem Artikel vom Umweltinstitut München erläutert, denn solche H2-ready-Gasheizungen sind zum einen nicht so richtig toll fürs Klima, zum anderen können sie die Nutzer noch teuer zu stehen kommen, da eine breitflächige Versorgung mit Wasserstoff zum Heizen für Privathaushalte keineswegs als gesichert angesehen werden kann. [Karl]

11. Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie und Neurowissenschaften, schildert in einer Kolumne in der Frankfurter Rundschau, warum immer noch so viele Menschen die Klimakatastrophe nicht ernst nehmen bzw. nicht entsprechend handeln. Dafür verantwortlich ist die Struktur unseres Gehirns, das eine kurzfristig als positiv wahrgenommene Situation nicht wie ein Computer auf deren zukünftige Folgen hin analysiert, sondern mögliche negative Konsequenzen mit Ignoranz ausblendet. Denn dass wir auf eine Katastrophe zusteuern, ist ja nun schon länger bekannt und wird immer deutlicher sichtbar. [Karl]

12. Die Politik von Hitlers NSDAP sei eigentlich links gewesen, weil das „S“ ja schließlich auch für „sozialistische“ stünde. Dieses Märchen hält sich nach wie vor (vor allem in rechten Kreisen). In einem Interview mit t-online. erläutert der Historiker und Experte für Nationalsozialismus Michael Wildt, warum das totaler Unsinn ist und es Hitler nie um gleiche Rechte für alle, sondern höchstens um das Wohlwollen der kriegswichtigen Arbeiterschaft ging. Zudem sind die Reichen während der NS-Zeit auch noch reicher geworden. So dient diese Falschaussage der linken Nazis vor allem dazu, die SPD und andere linke Bewegungen zu diskreditieren. [Karl]

13. Der eigentlich sinnvolle und notwendige Kampf gegen Kinderpornografie muss gerade auf EU-Ebene dafür herhalten, weitgehende Bürgerrechte einzuschränken. So sollen, wie Friedhelm Greis in einem Kommentar auf golem.de darstellt, nach einer geplanten neuen EU-Verordnung sämtliche Chat- und Messenger-Dienste der Bürger vonseiten der Anbieter überwacht, ausgewertet und bei Verdachtsfällen dann die zuständigen Behörden informiert werden. Das ist nicht nur einer Demokratie komplett unwürdig, sondern beinhaltet auch ein enormes Missbrauchspotenzial. Wie viel Angst und Misstrauen muss man der eigenen Bevölkerung gegenüber haben, um solche überwachungsstaatlichen Methoden implementieren zu wollen? [Karl]

14. Im österreichischen Marienthal läuft gerade ein sehr interessantes Experiment: die Arbeitsplatzgarantie des Projekts „Magma“, über das ein Artikel von falter.de berichtet. Auf diese Weise wurden Langzeitarbeitslose von der Gemeinde oder gemeinnützigen Organisationen beschäftigt und haben so Tätigkeiten erledigt, die sonst nicht gemacht worden wären. Das Resultat: Den ehemaligen Arbeitslosen geht es materiell und gesundheitlich viel besser, die Gemeinde profitiert von deren Arbeit, die Arbeitslosigkeit insgesamt ging zurück, viele der „Magma“-Teilnehmer haben mittlerweile eine reguläre privatwirtschaftliche Beschäftigung, und dann trägt sich das Ganze von den Kosten her quasi auch noch selbst. Sehr gute Sache, die zeigt, dass man einfach mal den Weg der typischen Dogmen der Mainstream-Ökonomie verlassen muss, um zeitgemäße Arbeitsmarktpolitik zu machen. [Karl]

15. Spotify wird ja immer mehr genutzt, bekommt dabei immer mehr Geld, nur für viele Künstler sieht das leider nicht so gut aus, da die auf diese Weise für ihre Musik nicht ansatzweise adäquat entlohnt werden. Was an Spotify sonst noch unschön ist, fasst Carolin Kebekus in dem 16-minütigen Beitrag „WTF Spotify?!“ aus ihrer Satiresendung Die Caroline Kebekus Show mit viel Ironie und Musik zusammen. Fazit: Nur weil etwas neu und bequem ist, muss es noch lange nicht gut sein. [Karl]

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