Interessantes aus KW 28/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1.  In einer Glosse im Stern bringt Kester Schlenz die dekadent-pompöse Absurdität der Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hervorragend auf den Punkt. Dazu planen zwei fiktive Drehbuchschreiber im Dialog die Handlung für eine gesellschaftskritische Serie und zählen dabei das auf, was sich im Rahmen der Lindner-Hochzeit gerade zugetragen hat. Nur um dann zum Schluss zu kommen, dass so viel neofeudalistisches Brimborium dann wohl doch zu klischeebeladen wäre. Sehr amüsant, aber eben auch auf traurige Weise sehr bezeichnend für Politschnösel wie Lindner. [Karl]

2. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, viele Konsumgüter kommen ungenutzt in den Mülleimer (weshalb einige Menschen versuchen, dieses Essen aus dem Müllcontainern der Supermärkte zu retten). Das gilt auch für die „Nutztiere“, die wir halten, um sie zu essen. Fast jedes fünfte Schlachttier (18,x %) kommt vor seinem Ableben durch den Schlachthof in Deutschland in den Müll. Ein 6-minütiger Bericht bei quer (BR) zeigt diesen grausamen Missstand, der durch einen Landtagsabgeordneten der Grünen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Was viele nicht wissen: Auch Haustiere sind dem Gesetz nach Gegenstände, denn wenn ich Deinen Hund töte, ist das Sachbeschädigung (unverhältnismäßige Grausamkeit ist zwar verboten, wird aber scheinbar in der Tierhaltung nicht geahndet). [Dirk]

3. In seiner Kolumne auf Schrot & Korn nimmt sich Fred Grimm mal die EU-Agrarpolitik zur Brust, und dafür hat er wenig lobende Worte übrig. Vielmehr bezeichnet er sie als „perfide“, genauso wie das, was die Lobbyisten der Agrarindustrie gerade veranstalten, um den Krieg in der Ukraine als Legitimation dafür zu nutzen, weiterhin in umweltschädlicher Weise industrielle Landwirtschaft betreiben zu können. Deren PR ist nämlich an Verlogenheit und Realitätsferne kaum zu überbieten. [Karl]

4. Na, das ist ja nun wahrlich keine Überraschung! Laut einem Artikel auf tagesschau.de werden die gerade vorgestellten Maßnahmen zur Co2-Reduzierung von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kaum ausreichen, um die geplanten Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen. Etwas besser sieht es laut Kritikern zwar mit dem Plan von Robert Habecks (Grüne) Wirtschafts- und Klimaschutzministerium für den Gebäudebereich aus, aber auch hier bestünde noch Nachholbedarf. Nun, was erwartet man auch schon, wenn man das für den Klimaschutz so wichtige Verkehrsministerium jemandem von der korrupten Klientelpartei FDP überlässt? Eben … [Karl]

5. Auch wenn man nicht Vegetarier oder Veganer ist, ist es aus Klima- und Tierschutzgründen sinnvoll, den Verzehr von tierischen Produkten zu reduzieren. Schön, dass es da immer mehr Alternativen gibt, so mittlerweile auch beim Speiseeis. Die Albert Schweitzer Stiftung hat mal einige Eissorten getestet und stellt die Ergebnisse nun auf ihrer Website vor. Guten Appetit! [Karl]

6. Egoismus ist eine unsoziale Angelegenheit. Im eigenen Umfeld kann man das täglich erleben, wie der Letzte aus der einen Kassenschlange im Supermarkt der Erste an der neu eröffneten Kasse wird, weil er sich gekonnt vordrängelt. Auch unsoziale Auswüchse wie SUV-Fahren oder seinen Müll auf die Straße zu werfen zähle ich zum Egoismus. Auf globaler Ebene haben Europa und die USA in der Pandemie genau das getan: sich Impfstoff zulasten anderer Länder gesichert, mehr als benötigt und sehr viel mehr, als es für eine global gerechte Verteilung angemessen wäre. Auch das Verhalten der Pharmakonzerne, die eine zeitweilige Aussetzung des Patentrechtes mit allen Mitteln verhindern, wird in der 30-minütigen Sondersendung von Monitor (WDR) thematisiert. Globale Verantwortung? Leider nicht vor nationalen Interessen. [Dirk]

7. Immer mehr Wohnungen zu bauen ist das einzige Patentrezept, was man von Bundes- und Landesregierungen seit Jahren zu hören bekommt, wenn es um die Wohnungsnot in Deutschland geht. Das ist nicht nur aus ökologische Gründen nicht besonders sinnvoll, da Bautätigkeit eben auch immer Flächenversiegelung und Ressourcenverbrauch bedeutet, sondern auch als Gegenmittel zur Gentrifizierung, die zu immer weniger bezahlbarem Wohnraum führt, untauglich, wie der Wohnungsbauexperte Matthias Bernt in einem Interview mit der taz erläutert. Der Wohnungsmarkt folgt nämlich sehr spezifischen Gesetzten, aber das wird in der Wohnungsbaupolitik leider weitestgehend ignoriert. [Karl]

8. Schwere Vorwürfe werden vonseiten der BBC gegenüber britischen Soldaten einer Spezialeinheit erhoben, wie ein Artikel auf Spiegel Online berichtet. Diese sollen laut den Recherchen des Senders in Afghanistan in den Jahren 2010 und 2011 bei nächtlichen Razzien 54 unbewaffnete Menschen ermordet haben, wobei hinterher zur Legitimierung des Vorgehens noch AK-47-Gewehre vor Ort platziert wurden. Sollte sich das tatsächlich bewahrheiten, was angesichts der aktuellen Indizienlage ziemlich wahrscheinlich ist, dann wirft das ein noch mal übleres Licht auf diesen ohnehin schon reichlich üblen Krieg und die „westliche Wertegemeinschaft“. [Karl]

9. Dass Abgeordnete einen zu engen Kontakt zu Lobbyisten haben, ist ein großes Problem unserer Demokratie. Das wird noch mal getoppt, wenn Bundestagsabgeordnete selbst in führender Position bei einem Lobbyverband tätig sind, und das ist gar nicht so selten der Fall, wie aus einem Artikel von abgeordnetenwatch.de hervorgeht: Immerhin 28 Mal tauchen Namen von Parlamentariern im Lobbyregister des Bundestages auf, wobei die Dunkelziffer noch um einiges größer sein dürfte. Dass dabei Interessenkonflikte entstehen, ist eigentlich offensichtlich, wird aber von den Betroffenen natürlich bestritten. Ja, nee, is‘ klar … [Karl]

10. Die Klimakatastrophe ist nicht etwas, was vielleicht irgendwann mal in der Zukunft passieren wird, sondern wir sind schon mittendrin. Das wird klar, wenn man sich die Aussagen von Ralph Tiesler, Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), vor Augen führt, die in einer Meldung auf tagesschau.de wiedergegeben werden: Es sei davon auszugehen, so Tiesler, dass Teile von Deutschland schon bald nicht mehr bewohnbar sein könnten und es somit zu inländischen Klimaflüchtlingen kommen könnte. Die Krise quasi als Dauermodus – damit werden wir wohl leben müssen. Traurige Aussichten, vor allem für junge Menschen. [Karl]

11. Dass nun schon allen Ernstes diskutiert wird, arme Menschen im Winter in Wärmehallen einzuquartieren, wenn sie sich die hohen Energiekosten nicht mehr leisten können, nimmt Roberto J. De Lapuente zum Anlass, um in einem Artikel auf neulandrebellen der Frage nachzugehen, was noch alles kommen muss an sozialstaatlicher Demontage, damit sich die Menschen in Deutschland mal ernsthaft echauffieren. Wenn es die Politik nämlich nicht hinbekommt, dafür zu sorgen, dass die Menschen ein warmes Zuhause haben, dann ist das schon ein ziemliches Armutszeugnis – und ein deutliches Anzeichen für das Scheitern unseres (Wirtschafts-)Systems. [Karl]

12. Overtourism ist ein Phänomen, dass nicht nur beliebte Städte betrifft, sondern zunehmend auch die freie Natur. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie zog es nämlich immer mehr Leute „ins Grüne“, und die benehmen sich dort dann leider nicht eben zurückhaltend und angemessen, um keine Schäden anzurichten. Dieses Phänomen wir in einem Artikel vom RedaktionsNetzwerk Deutschland erörtert. Dabei wird klar, dass es auch in diesem Bereich leider mal wieder strengere Regeln braucht, weil die Menschen sich eben grundsätzlich egoistisch und rücksichtslos verhalten. [Karl]

13. Der Ökonom Marcel Fratzscher widmet sich in einem Gastkommentar in der taz der aktuellen Diskussion um die Lohn-Preis-Spirale, die angeblich die Inflation weiter befeuern würde. Dass an dieser Erzählung nichts dran ist, zeigt Fratzscher anschaulich auf, zudem kritisiert er, dass bei steigenden Unternehmensgewinnen allen Ernstes ständig Verzicht von den Arbeitnehmern gefordert wird. Seine Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung sind durchaus sinnvoll, wenngleich auch er nach wie vor weiteres Wachstum fordert – was eben aufgrund der Klimakatastrophe nicht sehr sinnvoll ist. Aber irgendwas ist ja immer … [Karl]

14. In einem Artikel von Oxfam wird festgestellt, dass die gestiegenen Lebensmittelpreise nur zu einem kleinen Teil auf tatsächlich durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg höhere Kosten zurückzuführen sind, sondern vielmehr die aktuelle Inflation und die dafür verantwortlich gemachten Krisen von den großen Lebensmittelhandelskonzernen genutzt werden, um ihre Gewinne massiv zu steigern. Dass dabei arme Menschen hierzulande und vor allem auch im globalen Süden vor existenzielle Probleme gestellt werden, während gleichzeitig die Vermögen derjenigen Superreichen, die ihr Geld mit Nahrungsmitteln machen, stark gestiegen sind, zeigt, dass es Zeit wäre, diese Übergewinne mit einer Besteuerung abzuschöpfen. Das dürfte nur mit einem Finanzminister Christian Lindner (FDP) kaum zu machen sein. [Karl]

15. Hans-Werner Sinn, der ehemalige Chef des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, wird ja immer wieder mal gern als „Deutschlands Topökonom“ bezeichnet. Dass dieser Titel mitnichten etwas mit der Realität zu tun hat, wird in einem Artikel von Der Graslutscher deutlich. Sinn hat nämlich in der BILD (auch das noch …) fünf Behauptungen aufgestellt, um die Energiewende in schlechtem Licht dastehen zu lassen, die sich bei genauerer Betrachtung schlichtweg als falsch erweisen. Entweder manipuliert Sinn also auf diese Weise bewusst die öffentliche Meinung aus ideologischen Gründen mit Lügen oder aber er weiß es einfach nicht besser – beides Dinge, die eines „Topökonomen“ reichlich unwürdig sind. [Karl]

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