Interessantes aus KW 16/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Dass aus der Ukraine aufgrund des Krieges kein Getreide mehr exportiert werden konnte, galt als Faktor, der in ärmeren Gegenden der Welt den Hunger verschärfen würde. Also hat man sich vor einiger Zeit mit Russland auf einen Getreidedeal geeinigt, der den Export ermöglichte. Nun schildert eine Meldung von Lost in Europe, was dann passierte: Das Getreide landete nicht zur Hungerbekämpfung in Afrika oder im Nahen Osten, sondern überwiegend in der EU, um dort an Masttiere verfüttert zu werden. Zudem vergammelt viel von dem Getreide in Polen in Speichern, da es die dortigen Getreidepreise abstürzen ließ, sodass nun der Import von ukrainischem Getreide in Polen verboten ist. Was für eine Posse! [Karl]

2. Auf Spiegel Online findet sich ein interessantes Interview mit Raj Chetty. Der Harvard-Ökonom hat eine groß angelegte Studie durchgeführt, für die er riesige sozioökonomische Datenmengen ausgewertet hat, um zu schauen, welche Faktoren das spätere Einkommen von Kindern aus ärmeren Familien beeinflussen. Und die Ergebnisse sind durchaus überraschend, denn so ist beispielsweise entscheidend für den eigenen späteren Erfolg, ob ärmere junge Menschen Kontakte zu reicheren haben. Daraus lassen sich einige Schlüsse ziehen in Bezug auf Separation von Bevölkerungsgruppen in Städten und an Schulen – und das Ganze ist laut Chetty auch auf andere Länder als die USA übertragbar. [Karl]

3. Martin Sonneborn (Die PARTEI) äußert sich in einem kurzen Interview mit der Freitag über den aktuellen Zustand der Satire in Deutschland. Und stellt dabei fest, dass es zunehmend weniger Regierungskritisches gibt, was ja die eigentliche „Aufgabe“ von Satire und Kabarett ist. Das war schon während der Corona-Pandemie zu beobachten und hat sich nun aufgrund des Ukraine-Krieges noch mal verschärft. Vor allem ist das auch Ausdruck eines verengten Meinungskorridors in den meisten Medien, was in anderen Ländern noch nicht so extrem zu beobachten ist. Bedenkliche und leider gar nicht witzige Entwicklung. [Karl]

4. Ein gutes Beispiel dafür, wie Oligarchie in Deutschland funktioniert, ist der Lobbyverein „Die Familienunternehmer e. V.“, über dessen Treiben ein Artikel von abgeordnetenwatch.de berichtet. Das klingt ja erst mal recht harmlos und nach ganz normalen Mittelständlern, ist allerdings ein extrem einflussreicher Verein, der von Konzernen dominiert wird und auch deren Interessen aggressiv gegenüber der Politik vertritt. Und diese Interessen sind vor allem: weiter so. Also kein Klimaschutz, keine Maßnahmen gegen das immer größere Auseinanderklaffen von Armut und obszönem Reichtum und bloß nichts für Allgemeinwohl. Ekliger Haufen, vor dem leider die meisten Politiker kuschen. [Karl]

5. Fabio De Masi fasst in einem ausführlichen Artikel in der Berliner Zeitung die Cum-Ex-Affäre um die Hamburger Warburg-Bank sehr detailliert zusammen. Dabei wird deutlich, wie sehr vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) immer wieder vor Ausschüssen zu diesem Thema gelogen hat, um seine finanzkriminellen Warburg-Buddies zu schützen. Da De Masi selbst damals als finanzpolitischer Sprecher der Linken sehr viel zur Aufklärung dieses Verbrechens beigetragen hat, sind das sehr interessante Informationen aus erster Hand – die vor allem auch zeigen, dass unser Bundeskanzler einen sehr starken Hang zur Kriminalität hat und dafür auch bereit ist, die Öffentlichkeit dreist anzulügen. [Karl]

6. Auf den NachDenkSeiten findet sich die Übersetzung eines Artikels des Journalisten Alex Lo in der in Hong Kong erscheinenden South China Morning Post. Darin geht es um die Chinareise der Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die für ihr Auftreten in hiesigen Medien ja mehrheitlich gefeiert wurde. Insofern ist es interessant zu sehen, dass in anderen Teilen der Welt diese Begeisterung nicht unbedingt geteilt wird, sondern Baerbocks herablassend schulmeisterliche Art nicht gerade gut angekommen ist. [Karl]

7. Und auch der brasilianische Präsident Lula war gerade in China. Dort sprach er sich (wie zuvor schon gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz) gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine aus, da diese den Krieg nur weiter eskalieren würden. Die Reaktion vieler westlicher Medien und Politiker darauf ist bezeichnend, denn sie zeigt, dass man nicht gewillt ist, die Perspektive der Menschen im globalen Süden als vollwertige Ansicht anzuerkennen, und nach wie vor auf seinem eurozentrischen Weltbild beharrt. Das trifft nur eben immer weniger zu – und ihr verpassen Europa und die USA tatsächlich mal eine Zeitenwende, wie Giorgio Romano Schutte in einem Artikel des IPG-Journals feststellt. [Karl]

8. Das Deutschland im digitalen Bereich nach wie vor ein Entwicklungsland ist und gern mal mehr möchte, als möglich ist, mussten gerade Abiturienten in Nordrhein-Westfalen erfahren. Laut einem Artikel von SWR3 war es dort den Lehrern aufgrund technischer Probleme nicht möglich, die Abiturklausuren in naturwissenschaftlichen Fächern herunterzuladen, sodass der Termin verschoben werden musste. Das wirft nun eine Reihe Probleme auf, da die Schüler sich nicht nur umsonst vorbereitet haben, sondern der Ausweichtermin ein hoher muslimischer Feiertag ist und zudem Warnstreiks bei der Bahn angekündigt sind. Und das Kommunikationsverhalten von Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) war zudem auch noch unter aller Sau. [Karl]

9. In einem viereinhalbminütigen Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur schildert der Autor Martin Ahrends die Sichtweise einer ihm bekannten Ukrainerin, die mit ihren Kindern bei Freunden von ihm aufgenommen wurde. Und diese Sicht ist deutlich differenzierter als das, was uns von den meisten Medien zu diesem Thema ständig präsentiert wird, denn sie verharrt nicht in plumpen Gut-böse-Schemen, sondern bemüht sich darum, zu überlegen, wie denn dieser Konflikt im Sinne der betroffnen Ukrainer gelöst werden könnte. Da dies hier so gut wie nicht passiert, spricht die Frau ganz offen von einem Stellvertreterkrieg. Da muss sie wohl aufpassen, nicht als „Putinknecht“ diffamiert zu werden … [Karl]

10. Und noch etwas zum Thema undifferenzierte Sichtweise: Von den meisten deutschen Politikern und Medien wird ignoriert, was gerade der serbischen Minderheit im Kosovo passiert. Die Menschen leben dort nämlich in Angst vor albanischen Nationalisten, die nicht gerade zimperlich mit ihnen umspringen und zudem Unterstützung von der Kosovo-Regierung unter Premierminister Albin Kurti. In einem Interview mit der jungen Welt schildert die Linken-Abgeordnete Zaklin Nastic ihre Eindrücke von einem Besuch im Kosovo und verweist zudem darauf, dass die Untätigkeit der Bundesregierung hier wohl geopolitische Gründe hat. Schließlich sind ja die Serben in dieser Sichtweise stets die „Bösen“ und die Kosovaren die „Guten“. Woran man sieht, dass wertebasierte Außenpolitik nur eine Floskel ist, die dann bemüht wird, wenn es der Regierung in ihren Kram passt. [Karl]

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