Interessantes aus KW 48/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In seiner Kolumne auf Spiegel Online zeigt Christian Stöcker auf, wie wenig ökonomischer Sachverstand in konservativen und rechten Kreisen vorhanden ist, wenn dort immer noch ökologische Politik mit Schädigung der Wirtschaft gleichgesetzt wird. Das Gegenteil ist nämlich der Fall, denn neue Technologien, die saubere Energie produzieren oder im Verkehrswesen zum Einsatz kommen, bedeuten auch immer neue Arbeitsplätze – und verhindern vor allem, dass Deutschland im internationalen Vergleich weiter zurückfällt, weil man auf veraltete Technologien setzt. Doch leider ist dieses Narrativ von CDU und Co. noch immer sehr in der öffentlichen Wahrnehmung präsent. [Karl]

2. Dass die hindunationalistische Regierung in Indien immer autoritärere Züge annimmt, ist ja seit einigen Jahren zu beobachten. In ihrer Dankesrede bei der Charles-Veillon-Stiftung anlässlich der Preisverleihung des europäischen Essay-Preises 2023 fasst die indische Autorin und Essayistin Arundhati Roy zusammen, wie sehr die Entwicklung in ihrem Heimatland mittlerweile faschistische Züge angenommen hat. Es ist nämlich nicht mehr nur die Regierung, sondern es sind immer mehr ganz normale Menschen, die sich daran beteiligen – was vor allem die indischen Muslime zu spüren bekommen. Roy dramatisiert deswegen mit Sicherheit nicht, wenn sie sagt: „Wir sind zu Nazis geworden!“ [Karl]

3. Der Campact-Vorsitzende Christoph Bautz thematisiert in einem Artikel des Campact-Blogs, warum es mittlerweile wichtig ist, Klimaschutz und finanzielle Verteilungsfragen zusammen zu denken. Das zeigt nämlich gerade das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das der Bundesregierung die Umwidmung von 60 MilliardenEuro us dem Corona-Sondervermögen in den Klima- und Transformationsfond untersagt hat. Da der sozial-ökologische Umbau unserer Wirtschaft und Gesellschaft eine Menge Geld kostet (langfristig aber wohl auch eine viel größere Menge Geld einsparen wird), müssen solche finanzpolitischen Mittel wie die Schuldenbremse auf den Prüfstand – und diese Erkenntnis muss eben auch bei der Klimaschutzbewegung ankommen. [Karl]

4. Open AI wurde einst gegründet, um die Entwicklung von künstlicher Intelligenz voranzubringen und dabei vor allem den gesamtmenschheitlichen Nutzen im Blick zu haben. Deswegen sollten alle Forschungsergebnisse transparent veröffentlicht werden, sodass sie auch von anderen genutzt werden können. Dass von diesem Ansatz nicht mehr so viel übrig ist, wird in einem Artikel auf heise online geschildert, denn mittlerweile ist auch bei Open AI Geheimhaltung von Ergebnissen zur obersten Maxime geworden. Da greifen dann halt leider auch die Marktmechanismen, denn es wird zum einen Geld benötigt, zum anderen will man eben vor anderen tragfähige Resultate erzielen. Schade eigentlich – und auch nicht wirklich beruhigend bei einem so wichtigen Thema. [Karl]

5. Es heißt ja immer, dass Amazon bei Rücksendungen sehr kulant sei. Nun haben aber etliche Menschen anderes erlebt, die nämlich Opfer einer Betrugsmasche wurden. Dabei wurden teure bestellte Artikel gegen billigen andren Kram mit ungefähr gleicher Größe und Gewicht ausgetauscht. Wenn die Kunden das dann beim Empfang bemerkten und die minderwertigen Artikel zurückschicken wollten, wurden sie von Amazon nur mit ein paar immer gleiche Textbausteinen abgespeist, wie ein Artikel auf heise online berichtet. So sind die Kunden dann auf einigen Hundert, wenn nicht sogar mehr als tausend Euro Schaden sitzen geblieben. Noch ein Grund mehr, nicht bei Amazon einzukaufen! [Karl]

6. Dass in letzter Zeit viele kleine und mittlere Betriebe schließen mussten, kann ja jeder beobachten, nun trifft es auch immer mehr Großunternehmen, wie aus einer Meldung auf tagesschau.de hervorgeht. Vor allem die Bau-, Mode- und Maschinenbaubranche sind betroffen, aber auch einige Krankenhäuser mussten Insolvenz anmelden. Tja, das sind eben die Resultate der Gierflation: Die Gewinne von einigen wenigen führen dazu, dass bei vielen immer weniger Geld vorhanden ist, sodass dann eben Ausgaben des ohnehin in Deutschland schwachen Binnenkonsums zurückgefahren werden. Es wird immer deutlicher, dass unser Wirtschaftssystem nicht mehr funktioniert – und je länger das noch irgendwie aufrechterhalten wird, desto unangenehmer werden die Auswirkungen des Crashs. [Karl]

7. Der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze hat viel Interessantes zu erzählen in Bezug auf Deutschland und dessen Umgang mit den vielen aktuellen Krisen. So sieht er sich in einem Interview mit t-online beispielsweise bestätigt in seiner Skepsis gegenüber der Schuldenbremse, die er von Anfang an für unsinnig hielt – was ja die Bundesregierung gerade vom Bundesverfassungsgericht recht deutliche aufs Brot geschmiert bekommen hat. Und auch zu anderen Aspekten hat Tooze lesenswerte Ansichten. Wäre schön, wenn die deutsche Politik sich zuweilen mal an solchen Fachleuten orientieren würde. [Karl]

8. Coachings sind sehr en vogue, sie waren das schon vor Corona, aber die Pandemie hat hier noch mal für einen Popularitätsschub gesorgt. Und natürlich geht es dabei vor allem darum, viel Geld zu verdienen – also für den Coach. Die Gecoachten sollen hingegen möglichst abhängig von den Angeboten gemacht werden, um dann immer neue zu buchen, wie in einem Artikel von Correctiv beschrieben wird. So haben sich da mittlerweile sektenähnliche Strukturen etabliert – und vor allem sollen immer mehr junge Menschen angesprochen werden, die dieser Masche dann aufgrund von fehlender Lebenserfahrung noch weniger entgegenzusetzen haben. Für alle, die sich noch weiter darüber informieren möchte, sind in dem Artikel auch noch ein Podcast und eine Fernsehreportage verlinkt. [Karl]

9. Der Monitoringbericht zur „Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ des Umweltbundesamtes stellt laut einem Artikel auf t-online Unschönes fest: Deutschland verliert jedes Jahr eine extrem hohe Menge Wasser, relativ an der Wassermenge gemessen sogar mehr als jedes andere Land auf der Welt. Schuld daran sind vor allem Versiegelungen von natürlichen Flächen, da Deutschland eine für den Wasserhaushalt in Zeiten des Klimawandels wenig günstige Infrastruktur errichtet hat. Dagegen könnte einiges gemacht werden, zumal die Folgekosten jetzt schon enorm sind und in den folgenden Jahren noch weiter steigen werden. Allerdings dürfte dafür mal wieder kaum Geld bereitgestellt werden – das braucht man ja, um neue Autobahnen zu bauen. [Karl]

10. Raid Naim lebt seit 45 Jahren in Deutschland und arbeitet als IT-Manager im Bildungsbereich. Nun schildert der 47-Jährige mit Wurzeln in Gaza in einem Artikel in der taz, wie er das erste Mal erlebt, dass er sich hierzulande extrem ausgegrenzt fühlt, da er in Bezug auf den aktuellen Krieg in Gaza von vielen Seiten, beispielsweise vom Bundespräsidenten, von ihm gefordert wird, sich vom Terror der Hamas zu distanzieren. Da solche Distanzierung von Deutschen nie gefordert wird, wenn andere Deutsche antisemitische Straftaten begehen, sieht hier Naim sehr zu Recht eine Ungleichbehandlung und Sippenhaft. Dass dies von vielen Politikern aller mögliche Parteien auch noch unterstützt wird, zeigt, wie reaktionär der Zeitgeist in Deutschland mittlerweile ist. [Karl]

11. Ein Artikel auf t-online gibt Einblick in das Haus der Würzburger Studentenburschenschaft „Teutonia Prag“. Das ist insofern interessant, weil der bayrische AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba dort Mitglied ist – und da wird einem ganz gepflegt schlecht, was Besucher dieses Hauses zu berichten haben. Auch die Polizei war schon vor Ort und hat etliche rechtsextreme und neonazistische Devotionalien mitgenommen – ein Auswertung von Handys und Festplatten findet gerade noch statt. Vor allem übel, wenn man bedenkt, dass solche Nazifreunde dann nach ihrem Studium verantwortungsvolle und wichtige Positionen bekleiden. [Karl]

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