René Benko: Der Zocker und die Politik

Gerade lief eine sehenswerte Reportage im Rahmen der Reihe ARD Story im ersten Programm. Darin geht es um den Immobilienmilliardär René Benko, der gerade aufgrund der Pleite seines Konzerns SIGNA vielfach in den Nachrichten ist.

Dass der Elbtower in Hamburg nicht mehr weitergebaut wird, war ja kürzlich eine Hammermeldung, sollte das Ding doch das neue Wahrzeichen der Hansestadt werden, mit dem Olaf Scholz (bei der Planung noch Hamburger Bürgermeister) sich ein fettes Denkmal setzen wollte. Nun steht da erst mal nur eine Bauruine, die mal wieder zeigt, dass Hamburg Großprojekte irgendwie nicht so richtig auf die Reihe bekommt – die Elbphilharmonie (auch wenn die mittlerweile fertiggestellt ist) lässt grüßen.

Damit zusammen hängt auch, dass Karstadt/Galeria Kaufhof vor die Wand gefahren wurde, was nun nicht nur viele Arbeitsplätze kostet, sondern auch die Verödung deutscher Innenstädte weiter beschleunigt. Auch dahinter steckt nämlich SIGNA beziehungsweise René Benko.

In der etwa dreiviertelstündigen Reportage wird nun der Weg von Benko nachgezeichnet: von seinen ersten Immobilien über den Aufbau eines milliardenschweren Konzerns bis hin zu dessen Konkurs. Und vor allem wird auch das Netzwerk in der Politik beleuchtet, das Benko genutzt hat, um beispielsweise immer wieder Staatshilfen im teilweise dreistelligen Millionenbereich abzugreifen.

Dieses Netzwerk fängt an mit dem österreichischen Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), führt dann über Olaf Scholz (SPD – der kannte Gusenbauer schon aus jungen Jahren) und den ehemaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bis hin zum österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) – um nur mal die prominentesten Namen zu erwähnen.

Benko wurde 2013 zwar schon mal wegen Korruption verurteilt, doch das hinderte Politiker nicht daran, weiter mit diesem windigen Typen zusammenzuarbeiten – und seiner Firma wie in Hamburg den Zuschlag für ein Immobiliengroßprojekt zu geben. Dass es bei dieser Vergabe wohl auch nicht ganz sauber zugegangen ist, da andere Bieter laut einer Aussage in der Reportage ein besseres Angebot gemacht haben, klingt dabei auch durch.

Und mittenmang mal wieder: Bundeskanzler Olaf Scholz. Nach Cum-Ex-Gekungel mit der Warburg-Bank und gezieltem Wegsehen bei Wirecard nun schon der dritte Fall, in dem Scholz direkt involviert ist und der die öffentlichen Kassen sehr viel Geld kostet. Und wie immer gibt es von Scholz bei journalistischen Nachfragen keine Antwort – die Arroganz der Macht eben. Reichlich widerlich, wenn sich so ein Typ immer wieder unantastbar fühlt und das auch raushängen lässt, oder?

Nun ist der Schaden immens, denn SIGNA ist endgültig Konkurs, da das kreditbasierte Business der Firma eben auf tönernen Füßen stand. Ich schätze mal, dass Benko selbst vermutlich relativ unbeschadet aus der Sache hervorgehen wird, genauso wie seine politischen Handlanger, die zum Teil mit üppigen Zahlungen in Millionenhöhe bedacht wurden. Die Angestellten von Karstadt und Galeria Kaufhof hingegen schauen nun in die Röhre – genauso wie die Lokalpolitiker, die sich jetzt mit großen Bauruinen, oft in prominenter Innenstadtlage, auseinandersetzen dürfen.

Der Fall Benko und SIGNA ist dabei ein Paradebeispiel, wie Netzwerkerei und Korruption heute funktionieren. Dazu braucht es nur genug Skrupellosigkeit – explizites Wissen oder gar Expertise hat der Schulabbrecher Benko nämlich im Grunde nicht vorzuweisen. Nur eben ein übergroßes Selbstbewusstsein und einen schäbigen Charakter.

Im Grunde also eine typische Geschichte unseres Wirtschaftssystems, denn solche Leute wie Benko sind eben allzu oft sehr erfolgreich, ohne einen Mehrwert für die Gesellschaft zu leisten bzw. oftmals sogar noch reichlich Schaden anzurichten.

Bis zum 7. Februar 2026 kann man diese hervorragende Reportage noch in der ARD-Mediathek anschauen. Ob bis dahin wohl der Elbtower, den der Hamburger Volksmund schon den „Kurzen Olaf“ nennt, fertiggestellt oder Benko wegen seiner Machenschaften adäquat zur Rechenschaft gezogen wurde? Ich hab da bei beidem so meine Zweifel …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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