An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!
1. Die Meyer Werft bekommt 400 Millionen Euro staatlicher Unterstützung, um ihre wirtschaftliche Schieflage auszugleichen. Warum das keine gute Nachricht ist, erläutert Jan Kahlcke in einem Kommentar in der taz. Dadurch werden nicht nur Managementfehler mit öffentlichen Geldern ausgebügelt, sondern es wird auch ein Unternehmen gestützt, das extrem klimaschädliche Kreuzfahrtschiffe baut – und für das schon für Hunderte Millionen Euro (sehr zum Schaden der Ökologie) die Ems ausgebaggert wurde. Kleines Bonbon am Rande: Die Meyer Werft hatte ihren Unternehmenssitz nach Luxemburg verlegt, um hierzulande weniger (oder vielleicht auch gar keine) Steuern zahlen zu müssen. Und nun darf der Steuerzahler für den Laden einspringen – hurra! [Karl]
2. Der Historiker und Autor Yuval Noah Harari hat gerade ein Buch geschrieben mit dem Titel „Nexus. Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz“. Über die darin beschriebenen Risiken von künstlicher Intelligenz (KI) spricht er ausführlich in einem Interview mit t-online. Und das sind keine allzu guten Aussichten, denn Harari macht deutlich, dass bisher so gut wie keine Sicherheitssysteme bei der Entwicklung von KI implementiert wurden, und das bei einem System, das sich ja selbstständig weiterentwickeln soll – auf eine Art und Weise, die nicht unserem Denken entspricht. Das kann durchaus in Teilbereichen nützlich sein, birgt aber auch enorme Gefahren. [Karl]
3. Helena Werhahn kritisiert in einem Kommentar in der taz die derzeitige politische Debatte nach dem Messerattentat von Solingen. Diese ist nämlich vor allem von wenig zielführenden, aber dafür markigen Rechtsaußen-Statements (und das nicht nur von der AfD) geprägt, die dann zu aktionistischer, aber wenig effektiver Politik führen. Werhahn plädiert dafür, lieber konstruktiv die Ursachen anzugehen, warum Menschen solche Anschläge verüben, und die Rechtslastigkeit der aktuellen populistischen Forderungen klar zu benennen. Solche Stimmen gibt es aktuell leider viel zu wenig. [Karl]
4. In einem Artikel im IPG-Journal zieht Marc Saxer mal Bilanz der aktuellen weltwirtschaftlichen Situation, die sich aufgrund von geopolitischen Krisen gerade massiv wandelt. So steht für viele Länder nicht mehr wirtschaftliche Effizienz im Fokus, sondern Sicherheitsaspekte werden zunehmend wichtiger, wenn es beispielsweise um fragile Lieferketten geht. Und durch protektionistische Maßnahmen wird die Rolle des Staates wieder stärker betont. Saxers Fazit: Wer sich daran nicht anpasst, wird sehr große Schwierigkeiten bekommen. [Karl]
5. Mal wieder lügen rechte Politiker und entsprechende Hetzportale: Nach dem Anschlag von Solingen haben sich diese Pappnasen nun auf eine Website namens „Handbook Germany“ eingeschossen, die angeblich vom Bundesinnenministerium gefördert werden soll und auf der Tipps zu finden sein sollen, wie man sich rechtswidrig einer Abschiebung entzieht. Das stimmt nur eben so nicht, denn es handelt sich dabei, wie ein Faktencheck von Correctiv klarstellt, um eine Informationsseite für Geflüchtete, auf der es natürlich auch um das Thema Abschiebung geht – aber grundsätzlich nur im legalen Rahmen. Auch mit der Förderung haut das nicht ganz so hin, aber was interessieren rechte Hetzer und deren dummen Anhang schon solche Feinheiten? [Karl]
6. Dass die Bürgergeldsätze zu niedrig sind, wird ja immer mal wieder von Sozialverbänden moniert. Nun liegt eine wissenschaftliche Bestätigung dessen vor, denn ein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales beauftragtes Gutachten der Universitätskinderklinik Bochum zeigt, dass eine gesunde, ausgewogene Ernährung von Kindern und Jugendlichen nicht möglich ist mit dem dafür zur Verfügung gestellten Geld. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, wird diese Untersuchung auch noch vom Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nicht der Öffentlichkeit präsentiert, wie ein Artikel auf gegen-hartz.de feststellt. Deutlicher kann man nicht sagen, dass einem das Wohlergehen armer Kinder komplett egal ist. [Karl]
7. Die Vorsitzenden der Jusos und der Grünen Jugend, Philipp Türmer und Svenja Appuhn, fordern in einem Gastbetrag im Tagesspiegel ein Umsteuern in der Asylpolitik. Diese werde nämlich immer rechtskonservativer, und dabei lassen sich die Parteien der Ampelregierung von einer sich zunehmend nach rechts radikalisierenden CDU/CSU und der AfD vor sich hertreiben. Statt weiterer Schikanen für Geflüchtete, geschlossener Grenzen und der Zusammenarbeit zwecks Abschiebung mit Gestalten wie Assad oder den Taliban bräuchte es den Mut zu mehr Menschlichkeit und Solidarität. Wahre Worte – aber ob die Parteiführungen wohl auf ihren Nachwuchs hören werden? [Karl]
8. Wenig Überraschendes hat eine Überblicksstudie der Universität Augsburg, über die ein Artikel auf tagesschau.de berichtet, ergeben: Ein Handyverbot an Schulen verbessert nicht nur die Lernleistungen, sondern auch das soziale Miteinander. Allerdings sollte hierbei nur in unteren Klassen rigoros vorgegangen werden, in höheren Klassen sollten die Schüler dann pädagogisch begleitet in der konstruktiven Nutzung von Smartphones geschult werden. In anderen Ländern gibt es bereits Handyverbote an Schulen, in Deutschland könnte das allerdings aufgrund des föderalen Schulsystems nicht so ganz einfach umzusetzen sein. Sinnvoll wäre es allerdings allemal! [Karl]
9. Gewalt gegen Obdachlose hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Woran das liegt, erläutert die Soziologin Saskia Gränitz in einem Interview mit der taz. Und da kommen gesellschaftliche, psychologische, aber auch individuell biografische Aspekte der Täter zusammen, gepaart mit einer Neigung zu autoritären Strukturen. Klar ist natürlich auch: Gäbe es weniger Obdachlose, würde es auch weniger Gewalt gegen diese besonders schutzlose Gesellschaftsgruppe geben. Dafür wäre allerdings ein Umdenken in der Wohnungspolitik notwendig, das Gränitz zumindest in Ansätzen schon erkennen kann. [Karl]
10. Nach dem teilweisen Einsturz der Carolabrücke in Dresden (bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde) ist nun das Geschrei groß: Die Infrastruktur in Deutschland sei in einem schlechten Zustand, es sei „fünf nach zwölf“, wie ein Artikel auf tagesschau.de titelt. Na ja, das ist eben das Resultat der Schuldenbremse, des finanziellen Ausblutens der Kommunen und des zunehmenden Lkw-Verkehrs, anstatt das Güter vor allem auf der Schiene transportiert würden. Mal schauen, wann die nächste Brücke einstürzt – hoffentlich geht das dann auch noch so glimpflich aus. [Karl]
11. In Bremen und Niedersachsen wurden gerade zwei neue Landesverbände vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gegründet. Befremdlich daran, wie David Muschenich in einem Kommentar in der taz feststellt: Bis auf die Statements am Anfang und Ende der Veranstaltung sind Pressevertreter nicht zugelassen. Da will man offensichtlich die volle Kontrolle über das haben, was an die Öffentlichkeit gelangt. Demokratische Transparenz geht anders. Und nebenbei erfährt man auch noch, dass es tatsächlich einen Shop mit Fanartikeln von Wagenknecht gibt. Was den Eindruck verstärkt, dass es sich beim BSW um ein Egoprojekt seiner Namensgeberin handelt und nicht um eine pluralistische Partei. [Karl]
12. Gute Nachricht: Die britische Energiefirma VPI will laut einer Meldung von Spiegel Online etwa eine halbe Milliarde Euro in Deutschland investieren und zehn Batteriespeicherplätze errichten, um dort überschüssige Solarenergie zu speichern und später wieder abrufen zu können. Noch schöner wäre es m. E., wenn derartige Infrastruktur in der öffentlichen Hand wäre, aber so ist das ja auch ein Zeichen dafür, dass die Energiewende weiter voranschreitet. [Karl]