Interessantes aus KW 38/2024

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In der FAZ wurden kurz vor der Europawahl zwei Anzeigen geschaltet, in denen die Schuldenbremse abgefeiert wurde. In bester FDP-Manier wurde dort in pseudotrendiger Weise darauf hingewiesen, dass das für junge Leute irgendwie sinnvoll sein soll. Das Problem dabei: Die eindeutige FDP-Aussage wurde nicht von der Partei finanziert, sondern vom Bundesfinanzministerium – mit immerhin gut 46.000 Euro an öffentlichen Geldern. Es sieht also laut einem Artikel von abgeordnetenwatch.de so aus, als hätte Bundesfinanzminister Christian Lindner da mal eben seiner Partei monetäre Vorteile verschafft. Erhärtet wird der Verdacht dadurch, dass das Bundesfinanzministerium auf Nachfrage nach Lindners Beteiligung erst mal log. Die FDP schafft es doch immer wieder, neue Maßstäbe im Bereich der Schäbigkeit zu setzen. [Karl]

2. Das Verschwinden des achtjährigen kurdischen Mädchens Narin Güran hat in der Türkei hohe Wellen geschlagen. Nach fast drei Wochen wurde dann ihre Leiche gefunden – und der Verdacht fällt auf ihr näheres Umfeld, wie aus einem Artikel der taz hervorgeht. Da sie in einem sehr patriarchalisch strukturieren Landesteil lebte, besteht nun die Vermutung, dass es sich hier um die Vertuschung eines Missbrauchs handeln könnte. Dafür spricht, dass sich die ganze Dorfgemeinschaft den Ermittlern gegenüber sehr zugeknöpft verhielt – wobei ein Dorfbewohner gestanden hat, dass er im Auftrag des Onkels von Narin ihre Leiche verschwinden lassen sollte. Nun sieht Präsident Erdogan die Gefahr, dass das konservativ-religiöse Lager des Landes in Verruf geraten könnte. Na ja, das wäre ja auch durchaus angebracht. [Karl]

3. Doch nicht nur in der Türkei und anderen muslimischen Staaten gibt es patriarchalische Strukturen, diese erleben auch hierzulande gerade eine Renaissance in Form der aus den USA importierten Tradwives-Bewegung: Chic gekleidete Frauen filmen sich dabei, wie sie den Haushalt führen, während ihr Mann arbeitet. Das wirkt harmlos und unpolitisch, ist es aber ganz sicher nicht, denn hier wird ein Frauenbild verkörpert, dass dem von reaktionären Menschen entspricht, wie beispielsweise Trump-Wählern oder AfD-Jüngern. Zudem ist dieser Trend auch sehr ausschließend, wie ein Artikel von ZDF heute darstellt, da bestimmte Bevölkerungsgruppen dabei überhaupt nicht vorkommen. Heile Welt im 50er-Jahre-Stil als Reaktion auf unsere krisenhafte Zeit – sicher nicht zielführend. [Karl]

4. Im Zuge der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Energieengpass wurde ja vermehrt auf Fracking-Gas aus den USA gesetzt und entsprechende LNG-Infrastruktur hierzulande geschaffen. Kritiker meinten schon damals, dass das keine gute Idee und vor allem auch nicht notwendig sei, denn Fracking-Gas ist nicht nur extrem schmutzig in der Gewinnung, sondern auch in der Weiterverarbeitung und Anlandung schädlich für Mensch, Tier, Umwelt und Klima. Das zeigt ein etwa elfminütiger Beitrag von Rügen TV auf, in dem Anwohner aus Rügen genauso zu Wort kommen wie Energieexperten und zwei US-Bürger, die in Texas das Desaster mit dem Fracking live miterleben müssen. Aber die Gaskonzerne freuen sich, und die haben offensichtlich gute Lobbyarbeit geleistet. [Karl]

5. Nachdem im Zuge der Agenda 2010 die gesetzliche Rente reichlich demontiert wurde, macht sich hierzulande Altersarmut immer breiter. Dass es auch anders gehen kann, wird an sieben anderen europäischen Nationen in einem Artikel in der Frankfurter Rundschau aufgezeigt, denn dort ist das Rentenniveau überall höher als in Deutschland, sodass man sich daran mal das eine oder andere Beispiel nehmen könnte. Tja, aber das war ja leider so abzusehen, dass, wenn man mit dem Umlageverfahren das am besten funktionierenden System der Altersversorgung zurechtstutzt, dann mehr Menschen im Alter mit sehr wenig Geld auskommen müssen. [Karl]

6. Antibiotikaresistenzen sind eine unschöne Sache und fordern weltweit jedes Jahr mehr als eine Million Todesopfer. Die Gründe dafür sind vielfältig, sind aber im Wesentlichen auf den unbedachtem und übermäßigen Einsatz in der Humanmedizin und auch in der Tierhaltung zurückzuführen. Eine Studie, über die ein Artikel im GEO berichtet, hat sich mit dem Thema befasst und eine Prognose erstellt, wie die Entwicklung dieser Resistenzen bis 2050 verlaufen könnte. Und daraus wird deutlich, dass hier ein vielfältiges Umsteuern notwendig wäre, da sonst die Opferzahlen weiter stark ansteigen werden. [Karl]

7. In einem Artikel der Frankfurter Rundschau wird der Frage nachgegangen, wie eine Verkehrswende in ländlichen Gebieten aussehen könnte, in denen es wenig öffentliche Verkehrsmittel gibt. Dazu werden einige Beispiele aufgeführt, von Gemeinden, die schon entsprechend tätig geworden sind und den Linienverkehr mit On-Demand-Angeboten kombinieren. Da wird zwar noch einiges erprobt und muss noch verbessert werden, aber generell scheint mir das ein Weg zu sein, die Menschen von Autos mehr in öffentliche Verkehrsmittel zu bekommen. [Karl]

8. Wie es aussieht, haben sich mal wieder AfD-Politiker mit anderen Rechtsradikalen getroffen und Umsturzpläne geschmiedet. Zumindest ist das laut einem Artikel auf Spiegel Online das Ergebnis einer Recherche rund um ein Seminar an einem geheimen Ort, das von der Rechtsaußen-Denkfabrik Metapol organisiert wurde. Mittenmang beispielsweise der Brandenburger AfD-Landtagskandidat Tim Krause – der natürlich bestreitet, dass es dort um irgendwas anderes als um harmlosen Konservativismus gegangen sei oder das Neonazis dabei gewesen wären. Ja, nee, is‘ klar – deswegen brauchte auch jeder Teilnehmer einen persönlichen Bürgen, um bei dem Treffen dabei sein zu können … [Karl]

9. Der Markt regelt das –  mal wieder nicht. Neustes Beispiel: Zertifikate für die Minderung von Treibhausgasen der Mineralölindustrie. Hier lägen, wie ein Artikel in der taz berichtet, offenbar Betrügereien vor, wobei das Problem ist, dass der Staat gezwungen ist, die Untauglichkeit dieser Zertifikate nachzuweisen, anstatt dass die Unternehmen zunächst mal beweisen müssten, dass die Dinger tatsächlich was taugen. So werden nicht nur Anreize zum Betrug geschaffen, sondern es wird auch schon reichlich betrogen. Was bedeutet, dass Verbrennermotoren noch schädlicher sind, als sie es sowieso schon auf dem Papier sind. Und auch für andere Branchen werden ähnliche Zertifikatsbetrügereien vermutet. [Karl]

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Schreibe einen Kommentar