Interessantes aus KW 49/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Der nächste Bundespräsident wird aller Voraussicht nach Frank-Walter Steinmeier heißen. Was von ihm in diesem Amt zu erwarten sein dürfte, bringt Roberto J. De Lapuente pointiert in einem Artikel auf neulandrebellen auf den Punkt. Steinmeier dürfte demnach nämlich ziemliche Probleme haben, eines der klassischen Bundespräsidententhemen für sich zu okkupieren, da er durch sein bisheriges politisches Wirken die entsprechende Glaubwürdigkeit dafür nicht aufbringen kann. [Karl]

2. Ein Artikel von Das Magazin berichtet über eine psychologische Methode, mit der anhand von gesammelten Daten von Internetnutzern sehr exakte Persönlichkeitsprofile erstellt werden können – und wie diese im US-Wahlkampf von Donald Trump gezielt genutzt wurden. Gut möglich, dass dies überhaupt erst seinen Erfolg ermöglicht hat. Bedenklich dabei vor allem, dass die Firma, die diese Dienstleistung anbietet, eine ziemlich Vorliebe für Rechtskonservative zu haben scheint. Mittlerweile gibt es allerdings auch kritische Stimmen zu dem Artikel, so zum Beispiel in einem Artikel auf Meedia. Wie auch immer nun der genaue Einfluss auf die US-Wahl war, so zeigt das Ganze m. E. zumindest, wie mit den Daten von arglosen Internetnutzern umgesprungen wird. [Karl]

3. Coca Cola bekämpft massiv das Mehrwegsystem und scheint mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks da nun auch eine dienstbare Helferin gefunden zu haben. Das geht zumindest aus einem Artikel der Deutschen Umwelthilfe hervor, der sich auf ein geleaktes Strategiepapier des US-amerikanischen Brauseherstellers beruft. Gute Gründe, die Produkte von Coca Cola nicht mehr zu kaufen. [Karl]

4. Die Anstalt im ZDF beschäftigte sich in ihrer letzten Folge mit der Bundestagswahl im kommenden Jahr, indem ein Ausblick darauf gegeben wurde, was passieren würde, wenn auch hier die Rechtspopulisten einen überraschenden Wahlsieg einfahren würden. Wie immer sehr amüsant und informativ, diesmal mit den Gästen Uta Köbernick, Alfred Dorfer, Michael Altinger, Mely Kiyak und Antonia von Romatowski, deren Frauke-Petry-Darstellung allein schon lohnenswert ist. [Karl]

5. Petra Reski beschreibt in einem Artikel in ihrem Blog, worum es beim italienischen Referendum zur Verfassungsänderung vom letzten Wochenende überhaupt ging – und wie verzerrt dies in der deutschen Medienlandschaft überwiegend dargestellt wird. Dies schrieb sie zwar schon vor dem Referendum am 27. November, sodass noch nicht klar war, dass die Mehrheit von fast 60 % der Stimmen mit No stimmten, aber dennoch ist der Artikel interessant, weil er neben tatsächlichen Informationen über die Hintergründe des Referendums das Vorgehen der neoliberalen Eliten und dessen unsachgemäße Aufarbeitung durch weite Teile der Presse gut darstellt. [Karl]

6. In Deutschland nimmt die Gewalt gegen Homosexuelle zu, wie ein Artikel von Vice berichtet. Das besondere Problem hierbei ist, dass die Dunkelziffer extrem hoch ist, was auch daran liegt, dass viele Polizisten noch nicht entsprechend geschult wurden, um mit homophoben Delikten adäquat umzugehen, derartige Kriminalität ist allerdings auch noch nicht sehr lange als politisch motiviert in Deutschland eingestuft. Die oft vorhandene Scheu und Scham der Opfer spielt weiterhin erschwerend mit hinein, wenn eine Straftat als schwulenfeindlich gekennzeichnet werden soll. Heikles Thema, zumal in Zeiten, in denen Verrohung im Umgang miteinander und gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten im Speziellen stets weiter um sich greift! [Karl]

7. Ein etwa siebenminütiger Bericht der ARD-Sendung Report München beschäftigt sich mit der Arbeit der Zuckerlobby. Es wird daran sehr deutlich sichtbar, wie schwer es ist für Verbraucher, den aufwendigen Strategien von PR-Profis etwas entgegenzusetzen. Und die Politik? Die handelt natürlich ganz im Sinne der Unternehmen, so wie immer eigentlich. Dass Übergewicht ein zunehmend größeres Problem in Deutschland ist und mittlerweile Kosten von etwa 22 Mrd. Euro pro Jahr verursacht, scheint da nicht genügend Handlungsanreiz zu sein. [Karl]

8. Die Kreuzfahrtbranche boomt in den letzten Jahren zusehends. Blöderweise ist eine Kreuzfahrt auch eine extrem schädliche Art, seinen Urlaub zu verbringen, wie ein Artikel auf Utopia aufzeigt: Nicht nur die Umweltschäden sind immens, auch die Angestellten werden oftmals miserabel entlohnt, zudem bedienen sich die Reedereien gern des Steuersparmodells der Ausflaggung. Die zehn Dinge, die jeder Kreuzfahrer wissen sollte, sind in der Tat beachtenswert, wenn man überlegt, eine Kreuzfahrt anzutreten. [Karl]

9. An der Tagesschau gibt es ja durchaus öfter mal was zu kritisieren. Was nun aber für ein Shitstorm über die ARD-Nachrichtensendung hereingebrochen ist, und das nicht nur von eindeutig rechtsextremen Medien, nachdem in der 20-Uhr Ausgabe nicht über die Verhaftung eines 17-jährigen afghanischen Flüchtlings, der vor sechs Wochen in Freiburg eine 19-Jährige ermordet haben soll, berichtet wurde, entbehrt jeder inhaltlichen Grundlage. Schließlich, so Stefan Niggemeier in einem Artikel auf Über Medien zu dem Thema, habe die Tagesschau lediglich so gehandelt wie immer, denn über Festnahmen in Mordfällen wird dort eigentlich nie berichtet. Warum sollte das also der Fall sein, nur weil der Täter ein Flüchtling ist? Erschreckend deutlich wird hieran, wie weit sich das rechte Gedankengut schon in unsere Gesellschaft hineingefressen hat … [Karl]

10. Ein lesenswerter Kommentar von Jürgen Döschner zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Entschädigung der Energiekonzerne aufgrund des Atomausstiegs findet sich auf der Webseite vom NDR. Zum einen benennt Döschner deutlich die politischen Versäumnisse vor allem von der rot-grünen Regierung im Jahr 2000 beim sogenannten Atomkonsens, zum anderen zeigt er auf, wie nun politische adäquat auf dieses Urteil reagiert werden könnte. [Karl]

11. „Ärzte ohne Grenzen“ engagiert sich mit drei Schiffen im Mittelmeer bei der Rettung von Flüchtlingen, die von Libyen aus versuchen, nach Italien zu kommen und dabei meistens in seeuntüchtigen und überfüllten Holz- oder Gummibooten unterwegs sind. Ein Artikel auf der Webseite der Organisation berichtet nun in Form von zehn Dingen, die man über die Tragödie im Mittelmeer wissen sollte, von dieser Arbeit – und das liest sich alles andere als angenehm. Es starben noch nie so viele Menschen auf der Flucht im Mittelmeer wie in diesem Jahr – weil Europa sich abschottet und die Fluchtwege dicht macht. [Karl]

12. Alle Jahre wieder steigen die deutschen Exportüberschüsse und wird zugleich das Loblied auf den Exportweltmeister angestimmt. Warum das alles andere als angebracht ist, wird in einem Artikel auf der Webseite der Hans-Böckler-Stiftung recht kompakt zusammengefasst beschrieben, indem die Probleme, die aus diesem permanenten deutschen Exportüberschuss entstehen zusammengefasst werden. [Karl]

13. Angeblich ist die CDU und somit die gesamte Politik der letzten Jahre in Deutschland ja reichlich nach links gerückt – so eine immer wieder gern verbreitete Mär. Dass es damit so gut wie nichts auf sich hat und das „Linksgrüne“ der deutschen Politik eher in einigen politischen „Nebenkriegsschauplätzen“ auszumachen ist, generell aber rechte Politik für die großen Probleme der Gegenwart verantwortlich ist, zeigt Thomas Fricke sehr pointiert in seiner Kolumne auf Spiegel Online auf. Wobei er noch vergessen hat, Dinge wie die Verschärfungen des Asylrechts und die zunehmende Ausweitung des Überwachungsstaates zu erwähnen, die ja nun auch nicht so richtig klassisch linkem Denken entspringen … [Karl]

14. Rechte und linke Kritik an der herrschenden neoliberalen Politik und deren Ausgestaltung der Globalisierung wird ja in letzter Zeit zunehmend von vielen Medien in einen Topf geschmissen. Dass dies nur der Diffamierung gilt und nicht einer inhaltlichen Auseinandersetzung, zeigt Ingo Arzt in einem Kommentar in der taz auf, indem er die Unterschiede in der Problemanalyse als auch in den Lösungsvorschlägen von Rechten und Linken benennt. Wie wir hier auf unterströmt ja auch schon ein paarmal festgestellt haben: Die sogenannte Querfront zwischen recht und links ist ein marktradikaler Kampfbegriff ohne inhaltliche Substanz. [Karl]

15. Die Autobahnprivatisierung ist noch lange nicht vom Tisch, auch wenn Sigmar Gabriel (SPD) schon mal etwas in dieser Richtung verlauten ließ. Ein Artikel in der taz schildert nun, auf welche Weise nicht nur die Autobahnen, sondern auch noch weitere öffentliche Infrastruktur zulasten der Allgemeinheit und zugunsten von Profiten einiger Investoren letztlich doch privat finanziert werden sollen – mir Tricks, Täuschereien, Verheimlichung und Intransparenz – letztlich bis hin zu einer Grundgesetzänderung. Dass in dem Artikel einige Experten (u. a. von Bundesrechnungshof) dieses Vorgehen nicht sehr positiv sehen, zeigt, wie weit sich die Politik vom Interesse der Bevölkerung entfernt hat und nahezu ausschließlich über Lobbyinteressen gesteuert wird. [Karl]

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