Unravel

Über einen Artikel auf der Webseite Utopia bin ich auf einen kurzen Film gestoßen, in dem die Absurdität unseres Konsumverhaltens gut sichtbar gemacht wird, und zwar anhand eines Einblicks in den Alltag von Frauen in der nordindischen Stadt Panipat. Dort landet tonnenweise Kleidung, die in westlichen Ländern entsorgt wurde und die nun in Indien recycelt wird, indem zunächst Garn daraus hergestellt wird, das dann wiederum zu Decken verarbeitet wird.

Der Film „Unravel“ (zu Deutsch: „Entwirren“) hier als Video angeschaut werden, ist allerdings auf Indisch mit englischen Untertiteln. Aber das sollte ja für die meisten kein Problem sein, dies zu verstehen. Man sieht, wie die Ballen von nicht mehr gewollter Kleidung dort eintreffen und dann verarbeitet werden – und wie sich die Arbeiterinnen anhand der Kleidungsstücke das Leben in unseren westlichen Ländern vorstellen.

Auf diese Weise wird deutlich, wie grotesk und wenig nachvollziehbar unser Überfluss auf Menschen wirkt, die in sehr bescheidenen Verhältnissen leben und dabei täglich durch ihre Arbeit mit den Überresten unseres Konsumverhaltens konfrontiert werden. So wird zum Beispiel von einer Arbeiterin gemutmaßt, dass Wasser in unseren Ländern sehr teuer sein muss, sodass die Menschen ihre Kleidung ein paarmal tragen und dann wegwerfen, weil es günstiger sein muss, Neues zu kaufen als Vorhandenes zu waschen.

Die Modeindustrie ist hinreichend in Verruf geraten, da oftmals unter miesesten Arbeitsbedingungen günstige Kleidung hergestellt wird, die zudem auch noch eine Menge an Rohstoffen und Wasser bei der Produktion benötigt. Nach den 14 Minuten von „Unravel“ kommt eine weitere Komponente der Absurdität hinzu, indem die Entsorgung und die Sichtweise der damit beschäftigten Frauen uns vor Augen führt, wie fahrlässig wir mit menschlicher Arbeitskraft und ökologischen Ressourcen umgehen, nur um stets das neuste und modernste an Kleidung anhaben zu können. Dabei ist der Film nicht düster, sondern ausgesprochen farbenfroh und mit fröhlichem Unterton, regt aber dennoch zum Nachdenken an. Einfach sich mal diese knappe Viertelstunde Zeit nehmen und dann noch ein wenig auf sich wirken lassen …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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