Interessantes aus KW 43/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1.  Dass die Insekten in Deutschland sterben, darauf haben wir in den Hinweisen der letzten Woche schon hingewiesen. Nun zeigt ein Artikel auf Utopia eine weiter Folge davon auf: Die Vögelbestände gehen auch stark zurück. Auch dafür ist der Grund vor allem in der industrialisierten Landwirtschaft zu suchen. Wir Menschen sind also auf vielen Ebene dabei, den Planeten komplett zu zerstören – nicht so richtig schlau, oder? [Karl]

2. Ein Artikel von Remigius Bunia in der Freitag thematisiert ein Paradoxon, unter dem nach Ansicht des Autors die Universitäten leiden: Einerseits wollen sie kritisches Denken und Analysefähigkeiten vermitteln, andererseits fordern sie aber auch ein großes Maß an Anpassung und Gehorsam von den Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern ein, damit die Absolventen möglichst gut in der Wirtschaft zu verwerten sind. Das Resultat davon ist eine große Mittelmäßigkeit, sodass kaum noch wirklich neue Entwicklungen von den Universitäten angestoßen werden. Interessante Gedanken! [Karl]

3. Ein Artikel in der Zeit empfiehlt eine Dokumentation des Senders 3sat, die sich mit der Anna-Lena Schnabel beschäftigt bzw. mit dem Preis „Echo Jazz“, der ihr verliehen wurde. Dabei wird offensichtlich, dass es bei solchen Preisverleihungen, selbst wenn sie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (in diesem Fall im NDR) präsentiert werden, nur um Kommerzialität geht und die Musiker eigentlich nicht mehr als Beiwerk sind. Nicht nur, dass die Saxofonistin ihre Hotelunterkunft selbst bezahlen musste, es wurde auch keiner ihrer Songs bei der Veranstaltung gespielt, da diese eben nicht publikumsgefällig genug wären. Was für ein Armutszeugnis … [Karl]

4, In einem Artikel auf neulandrebellen beschäftigt sich Roberto J. De Lapuente mit den Erkenntnissen der Gewinner des diesjährigen Nobelpreises für Medizin. Diese haben nämlich herausgefunden, dass es die sogenannte innere Uhr tatsächlich gibt und dass es krank macht, nachts zu arbeiten. Doch beeinflusst das in irgendeiner Form die Wirtschaft? Ganz und gar nicht, eher das Gegenteil ist der Fall, wenn man berücksichtigt, dass in den letzten Jahren in Deutschland Schicht- und Nachtarbeit deutlich zugenommen haben. [Karl]

5. Klare Worte gegen Rechtsextremismus und wie diesem zu begegnen sei findet Sibylle Berg in ihrer Kolumne auf Spiegel Online. Dass derartigen immer offensiver auftretenden Menschenverächtern von vielen Linken immer noch mit Verständnis und der Vorstellung, dass auch diesen Leute demokratisch zu begegnen sei, auch wenn sie die Demokratie ablehnen, entgegengetreten wird, kann Berg nicht nachvollziehen. Ihrer Ansicht nach sei es nun langsam, aber sicher an der Zeit, sich eindeutig zu positionieren, damit dem Rechtsruck der letzten Jahren endlich mal Einhalt geboten werden kann. Richtig so! [Karl]

6. Eine neue Folge von Mann, Sieber! gab es letzte Woche im ZDF, die wie immer recht sehenswert war. Diesmal mit den Themenschwerpunkten Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl, rechte Gewalt und auf dem rechten Auge blinde Polizei, groteske ÖPPs und „World of Pflegecraft“. Eine amüsante und bissige halbe Stunde. [Karl]

7. Jacinda Ardern ist die neue Regierungschefin von Neuseeland. Und auch wenn die Labour-Chefin mit einer rechtspopulistischen Partei regieren will, so lassen sich zumindest ihre Aussagen im Hinblick auf den Klimaschutz recht gut an, denn sie will das Land bis 2050 CO2-neutral umgestaltet haben, wie ein Artikel auf Klimaretter.info schildert. Derartige ambitionierte, aber notwendige Ziele haben bisher kaum andere Länder auf der Welt vorzuweisen, Deutschland leider schon mal erst recht nicht. [Karl]

8. Ein Mimikama-Artikel berichtet davon, dass Facebook zurzeit in einigen Ländern Tests durchführt mit neu gestalteten Newsfeeds, in denen nur noch Beiträge von Seiten auftauchen, die für deren Bewerbung Geld bezahlen. Sollte sich dieses Vorgehen tatsächlich durchsetzen, würde das bedeuten, dass nicht kommerzielle Anbieter eine massiv geringere Reichweite ihrer Beiträge hätten – und die Facebook-User vor allem Sachen sehen würden, die sie sehen sollen, weil dafür bezahlt wurde. So groß die Gier, so klein das Hirn, kann man dazu nur sagen … [Karl]

9. Über die mafiösen Zustände, die zurzeit in Malta (immerhin EU-Staat) herrschen und die wohl auch zur Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia durch eine Autobombe führten, gibt mit deutlichen Worten der Bundestagsabgeordnete der Linken Fabio de Masi in einem viereinhalbminütigen Interview im ZDF heute journal Auskunft. Es wird auch ersichtlich, dass es eben einfach zu viele Leute in entscheidenden Positionen gibt, die ein Interesse daran haben, dass in Malta alles so bleibt, wie es ist. Hieran zeigt sich neben dem zunehmenden Totalitarismus das zweite Gesicht des Neoliberalismus: das der gnadenlosen und blutigen Kriminalität. [Karl]

10. Amazon bietet seit einiger Zeit unter dem Label „amazon fresh“ auch Lebensmittel an. Dies ist zurzeit in Deutschland vor allem für die vier großen Lebensmittelkonzerne (EDEKA, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe – Lidl) eine mögliche Konkurrenz, kleinere und mittlere Anbieter profitieren mitunter gerade von einer Partnerschaft mit dem riesigen Onlinehändler, wie ein taz-Artikel darlegt. Allerdings birgt diese Entwicklung auch Risiken für diese Anbieter, was dort ebenfalls erläutert wird. Was für mich allerdings fehlt, ist die Frage: Warum muss man überhaupt Lebensmittel online einkaufen? [Karl]

11. Über eine wirklich eklige Sache berichtet ein Artikel auf der Website von rbb24: Security-Mitarbeiter, die in Berliner Flüchtlingsunterkünften arbeiten, sollen Flüchtlinge in die Prostitution gebracht und dafür Geld bekommen haben. Dies bestätigen einige Aussagen sowohl von Security-Leuten als auch von Flüchtlingen. Als wenn das Ganze noch nicht widerlich genug wäre: Auch Minderjährige wurden so zu Prostituierten. Na ja, wenn man sich die fiesen Bratzen so anschaut, die teilweise für Sicherheitsfirmen arbeiten, sollte einen das auch echt nicht wundern … [Karl]

12. Air Berlin ist pleite. Das ist schlecht für deren Mitarbeiter, aber ansonsten gibt es einige Profiteure dieses Vorgangs: Zuallererst ist hier die Lufthansa zu nennen, was Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten beschreibt, die sich die Flugzeuge und vor allem die Slots der Air Berlin, also die Start- und Landerechte, unter den Nagel gerissen hat. Da erscheinen die 4,5 Millionen Euro, die Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann noch mal als Bonbon bekommt, fast weniger skandalös als die Tatsache, dass Winkelmann die ganze Insolvenz für die Lufthansa, für die er zuvor tätig war (und wohl auch bald wieder tätig sein wird) entsprechend eingefädelt hat. [Karl]

13. Was für ein Sumpf! Einblick in die Arbeit von Großkanzleien, sogenannten Anwaltsfabriken, wie beispielsweise Freshfields bietet ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Da wird alles mitgenommen, was Geld bringt, sodass nicht nur an Gesetzestexten für die Bundesregierung mitgeschrieben wird, sondern auch Banken beraten werden, die mit betrügerischen Geschäften den Staat betrügen. Ob WM-Vergaben 2006 oder Cum-Ex-Skandal – überall hat Freshfields seine Finger mit drin. [Karl]

14. Interessantes und Wissenswertes zum Thema Armut findet sich auf den NachDenkSeiten. Da ist zunächst mal ein Artikel von dem Soziologen Markus Krüsemann, der beschreibt und mit vielen Zahlen belegt, wie sehr die Armut gerade auch von Erwerbstätigen in den letzten Jahren in Deutschland zugenommen hat, wie sehr also das sogenannte Jobwunder mit qualitativ schlechten Arbeitsplätzen einhergeht. Ergänzend dazu dann ein Artikel von Albrecht Müller, der nach einer Reaktion von Heiner Flassbeck auf den Krüsemann-Artikel noch mal eindeutig die politisch Verantwortlichen für diesen Zustand der sich ausbreitenden Erwerbstätigenarmut benennt. Und dann folgt noch ein weiterer Nachtrag von Albrecht Müller, in dem noch einmal Markus Krüsemann zu Wort kommt, der sich zu den Vorwürfen, er habe die Verantwortlichen nicht benannt, äußerte. Ergänzend finden sich darin auch noch zwei Leser-Mails. Das ist nicht nur inhaltlich sehr interessant, sondern auch journalistisch vorbildlich, dass solche Diskurse offen ausgetragen und eben auch mal voneinander abweichende Meinungen veröffentlicht werden. [Karl]

 

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