Interessantes aus KW 11/2018

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1.  Letzte Woche knapp den Hinweisen entgangen, diese Woche mit dabei: Ein Interview auf Deutschlandfunk mit dem Hirnforscher und Oberstufenlehrer Manfred Spitzer zum digitalen Klassenzimmer (auch als MP3). Dabei bleibt kein Raum für Interpretationen: raus mit den ganzen Tablets, Computern und WLAN in der Schule! Viele Studien zeigen deutlich, dass die Leistungen der Schüler abnehmen und die Ablenkung Erlerntes verdrängt. Hart, aber meines Erachtens richtig. [Dirk]

2. Gute Sache! Ein Artikel auf Utopia berichtet vom Rett-O-Mat, einem Snack-Automaten in Berlin, der günstig Snacks anbietet, deren Mindesthaltbarkeitsdatum kurz vor dem Ablauf steht oder bereits überschritten wurde. Dabei sind die Lebensmittel in der Regel noch gut, werden allerdings im „normalen“ Handel nicht mehr verkauft, sondern weggeschmissen. Hinter den Projekt steckt das Food-Outlet Sirplus, das in Berlin auch einen Supermarkt für abgelaufene Lebensmittel betreibt. Dessen Macher Raphael Fellmer kommt in dem Artikel auch zu Wort, um das Konzept zu erläutern. [Karl]

3. Am 4. März wurden der russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia im englischen Salisbury Opfer eines Giftgasanschlags – zurzeit liegen bei in einem kritischen, aber stabilen Koma. Für die meisten westlichen Medien und Politiker war von vornherein klar, dass Russland dahinterstecken müsse, auch wenn es dafür keine Beweise, kaum Indizien und eigentlich auch kein schlüssiges Motiv gibt. Insofern möchte ich hier auf ein paar Artikel hinweisen, die eine etwas andere Sichtweise präsentieren: Jens Berger weist in einem Artikel auf den NachDenkSeiten auf einige Hintergründe hin, die durchaus auch andere Tatverdächtige in den Fokus rücken, die aber nicht wirklich verfolgt werden. Der Chemiewaffenexperte und ehemalige Bundestagsabgeordnete von Die Linke Jan van Aken geht in einem Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur zwar davon aus, dass so eine Operation nur von einem Geheimdienst durchgeführt worden sein kann, betont allerdings auch, dass ein Rückschluss auf Russland nicht stichhaltig ist und dieser Vorfall von einer unabhängigen Kommission untersucht werden müsste. In einem Artikel auf neulandrebellen stellt sich Tom Wellbrock pointiert die Frage, wer denn nun eigentlich durch die einseitige, unsachliche und kriegshetzerische Berichterstattung zu dem Vorfall für dumm verkauft werden soll. Und dann beschreibt der ehemalige britische Diplomat Craig Murry in einem Artikel, der von den NachDenkSeiten übersetzt wurde, noch, dass nicht nur die Existenz des angeblich verwendeten russischen Nervengifts Nowitschok als nicht gesichert gilt, sondern dass auch, wenn es das Zeug tatsächlich gäbe, es von allen möglichen anderen Akteuren hätte hergestellt werden können, sodass nur eine Untersuchung einer Probe des Stoffes genauen Aufschluss auf dessen Herkunft geben könnte – was Großbritannien allerdings bisher verweigert. [Karl]

4. Markus Klöckner analysiert in einem Artikel auf den NachDenkSeiten einige Aussagen der SPD-Politikerin Leni Breymaier in der ZDF-Talkshow Illner zum Thema des Streits um die Tafeln, dass ja die letzten Wochen viel diskutiert wurde. Dabei offenbart Klöckner, wie sehr Breymaier sich in allgemeine Phrasen flüchtet und wie wenig Illner als Moderatorin die sich dadurch bietenden Gelegenheiten nutzt, um kritisch zu hinterfragen und nachzuhaken. Sein Fazit: Es scheint einen Nichtangriffspakt zwischen Politikern und Talkmastern zu geben – was natürlich der Vorstellung eines kritischen Journalismus massiv widerspricht. [Karl]

5. In einem etwa neunminütigen Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur äußert sich der Armutsforscher Christoph Butterwegge kritisch zu den Äußerungen vom kommenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der meinte, dass wegen Hartz IV niemand hungern müsste und das noch lange keine Armut bedeuten würde. Butterwegge ist da ganz anderer Ansicht und zeigt stimmig auf, wieso Armut nicht einfach an einem Begriff wie Hunger festgemacht werden könnte in Deutschland und wieso der Anstieg der Tafeln unmittelbar mit der Einführung von Hartz IV zusammenhängt. [Karl]

6. Oligarchen kannte schon Aristoteles. Chris Hedges beschreibt in einem Artikel auf Rubikon das Wesen des Handelns von Oligarchen, und wenn man das so liest, dann stellt man fest, dass unser heutige Staatswesen mehr mit einer Oligarchie als mit einer Demokratie zu tun hat. Das ist nun zwar eine US-amerianische Sichtweise und bezieht sich auch auf die dortigen Verhältnisse, kann aber überwiegend auch ganz direkt so auf Deutschland und andere westeuropäische Staaten übertragen werden. [Karl]

7. Das Personalkarussell der Trump-Regierung in den USA dreht sich munter weiter und bringt immer mehr zweifelhafte Personen in Machtpositionen. So wurde der Außenminister Rex Tillerson geschasst, sein Nachfolger wird der CIA-Chef Mike Pompeo. Dessen Nachfolge wiederum, wie ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung berichtet, tritt nun Gina Haspel an, die sich vor allem durch die Beaufsichtigung und Anordnung von Folterverhören ausgezeichnet hat. Aber so was scheint ja in den USA nicht hinderlich zu sein, um dann weiter befördert zu werden. [Karl]

8. Ich tue mich schwer mit den Angriffskriegen der USA, aber was derzeit in Russland abgeht, ist auch sehr wenig demokratisch. Allerdings ist die Tatsache, dass amerikanische Atomwaffen-Abschussanlagen in Deutschland stationiert sind, ein guter Grund, sich mit der Situation etwas zu beschäftigen. Wie es um das wiederaufkeimende Wettrüsten steht, zeigt ein neunminütiger Bericht bei Frontal21. Was war es doch für ein Fest, als in den 80ern die Pershing-Raketen zerstört wurden. [Dirk]

9. Wie politische 180-Grad-Wendungen aussehen, kann man gerade im Umgang mit den Kurden in Syrien sehen: Erst waren sie unerlässliche Partner im Kampf gegen den IS, lobende Worte unserer Großparteien. Jetzt hat der europäische Türsteher Erdogan genau diese Soldaten mit deutschen Panzern im Visier, und in Deutschland werden Menschen verfolgt, die sich mit der legalen YPG identifizieren oder ihr politischen Beistand leisten. Wie das verfassungsfeindliche Agieren unserer Regierung so aussieht, zeigt Monitor in einem achtminütigen Beitrag. [Dirk]

10. ACHTUNG: nichts für schwache Nerven! Ebenfalls in der gleichen Sendung Monitor ein sechseinhalbminütiger Bericht über die Folter von Flüchtlingen in Libyen. Unsere „Partner bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise“ nutzen nicht nur deutsches Know-how und Geld der Bundesregierung (man nennt es auch Steuern), sondern foltern auch Flüchtlinge vor laufender Kamera, um Geld bei den europäischen Verwandten zu erpressen. Das sind die Früchte der „Flüchtlingskanzlerin“, die ihr perfides Spiel nun noch weitere vier Jahre spielen darf … [Dirk]

11. Marco Bülow, Bundestagsabgeordneter der SPD, erklärt in einem Statement auf seiner Website, warum er sich von vornherein gegen eine erneute GroKo ausgesprochen hat und deswegen, auch wenn es ihm aufgrund der Zustimmung der Parteibasis dazu schwergefallen ist, nun gegen eine erneute Kanzlerschaft von Angela Merkel gestimmt hat am vergangenen Mittwoch. Es wäre schön, wenn es mehr solche aufrichtigen Sozialdemokraten bei der SPD gäbe, doch leider scheinen die dort eher die Ausnahme zu sein und wenig gegen die übermächtigen Seeheimer ausrichten zu können. [Karl]

12. Passend zum vorherigen Hinweis: In einem Kommentar im neuen deutschland erinnert Roberto J. De Lapuente daran, dass die Weichen für die aktuelle große Koalition bereits 2013 gestellt wurden, als es eine rechnerische Mehrheit für Rot-Rot-Grün im Bundestag gab, die SPD allerdings nach dem Scheitern der schwarz-grünen Sondierungsgespräche sofort das Narrativ in Umlauf brachte, eine Koalition mit der CDU wäre nun quasi alternativlos. Kritiker an diesem Kurs haben damals schon den aktuellen Niedergang der SPD vorausgesehen, aber auf die wurde ja leider nicht gehört. Deutschland könnte heute komplett anders aussehen, wenn die SPD vor viereinhalb Jahren dazu bereit gewesen wäre, eine soziale Politik auf den Weg zu bringen. [Karl]

13. Einen kleinen Einblick auf das System hinter den Großprojekten von Städten wirft Hintergrund auf seiner Webeite. Anhand einiger historischer Beispiele wird auch gezeigt, dass es eigentlich ein lange bestehendes System ist, aber nun vermehrt von Investoren genutzt  wird. Es fehlt scheinbar an attraktiven Anlagemöglichkeiten. Arme Kapitalbesitzer, wissen nicht wohin mit dem Geld … wie wäre es mit einer Umverteilung? [Dirk]

14. Das Oberverwaltungsgericht hat die 38 Jahre anhaltende Überwachung von Rolf Gössner (Jurymitglied des BigBrotherAwards) durch den Verfassungsschutz als rechtswidrig bestätigt. Dieses Urteil wurde bereits 2011 rechtskräftig, aber die Bundesregierung legte Widerspruch ein. Ein kurze Bericht auf digitalcourage berichtet in handlichen Häppchen. [Dirk]

15. Der Begriff Filterblase ist ja seit einigen Jahren omnipräsent, wenn es um die Struktur von sozialen Medien geht. Ein Artikel auf Motherboard zeigt nun auf, dass es sich mit der Filterblase doch etwas anders verhält, als allgemein angenommen. Zwar besteht ein gewisser Einfluss von Algorithmen darauf, was jeder Einzelne im Internet so zu sehen bekommt, allerdings sind es doch vor allem die individuellen Entscheidungen, welche die User dann dazu bringen, bestimmte Dinge zu sehen/zu lesen oder eben zu ignorieren. Interessant! [Karl]

16. Fatin Abbas ist mit ihrer Familie 1990 aus dem Suden in die USA geflüchtet. In einem Artikel aus der Serie 10 nach 8 auf Zeit Online schildert sie nun, wie sie Rassismus in den USA erfahren hat und was die Unterschiede zum deutschen Rassismus, den sie seit zwei Jahren (sie lebt zurzeit in Berlin) erfahren muss, sind. Eine wirklich interessante Insider-Perspektive von einer Frau, die sich sowohl ihrer Privilegien als auch ihrer strukturellen Nachteile sehr bewusst ist. [Karl]

17. Auf Spiegel Online findet sich ein lesenswertes Interview mit Bernhard Weidinger. Der Wiener Experte für Rechtsextremismus erläutert darin, wieso er es nicht sinnvoll findet, mit Rechten einen Dialog zu führen und warum ebendieses die Positionen von rechtsextremen Parteien wie der FPÖ und der AfD eine immer größere Normalität verschafft – zu sehen an der Präsenz und dem Verhalten von Politikern dieser Parteien in TV-Talkshows. Einen Dialog kann man laut Weidinger nicht mit Leuten führen, denen es nicht um Dialog, sondern nur um Provokation und Agitation geht – so wird der Versuch, mit denen zu reden, immer wieder zu einer PR-Veranstaltung für die Rechtspopulisten. [Karl]

18. Ein etwa zehnminütiger Bericht auf Stern TV zeigt die grauenhaften Zustände im sogenannten Schweinehochhaus in Maasdorf (Sachsen-Anhalt) auf, die von Tierschützern dort heimlich aufgenommen wurden. Bereits seit 2013 ist bekannt, dass dort Tierschutz mit Füßen getreten und Tierqual Alltag ist. Passiert ist seitdem allerdings so gut wie nichts, wie jetzt erneut angefertigte Aufnahmen belegen. Harter Stoff, sich dieses Treiben extrem verrohter Menschen anzuschauen – der Betreiber äußert sich natürlich nicht dazu und wird bei Nachfragen der Journalisten sogar noch ausfallend. Bitte anschauen und sich das nächste Mal diese Bilder vor Augen führen, wenn man darüber nachdenken sollte, im Supermarkt wieder mal Billigfleisch zu kaufen. [Karl]

 

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