So funktioniert rechte Hetze

So funktioniert rechte Hetze – und immer mehr fallen einfach drauf rein.

Da wird in Berlin eine 14-Jährige erstochen, und sofort ist für rechte Hetzseiten wie Journalistenwatch (nur zu Dokemtationszwecken hier verlinkt, bitte nicht anklicken, denn solche Seiten sollten nicht zusätzliche Links bekommen) klar, dass der Täter ein „arabischer Merkel-Schützling“ ist. Das wird sogar als Tatsache gleich an den Anfang des Artikels als Tatsache festgestellt – es ist nicht etwa von einem Tatverdächtigen die Rede, sondern im Gegensatz zur Polizei haben die rassistischen Schmierfinken den Fall natürlich schon sofort gelöst:

Arabischer Merkel-Schützling schlachtet 14-jährige Mädchen mit 20 Messerstichen ab – Die deutschen „Qualitätsmedien“ halten sich, wie immer politisch korrekt, zurück.

Natürlich müssen die Medien auch einen mitbekommen, weil sie solche skandalösen Vorgänge dem deutschen Leser natürlich verschweigen wollen. Dass Journalisten vielleicht erst einmal abwarten, was eine Ermittlung ergibt, bevor sie anfangen, Volksverhetzung zu betreiben, kommt den Betreibern von Journalistenwatch natürlich nicht in den Sinn. Da wird dann lieber von „manchen Zeugen“ (das nenne ich mal journalistisch sauberes und sorgfältiges Arbeiten) geschrieben, die angeblich „einen Araber“ vor Ort sahen. Na, dann ist ja alles klar, Fall gelöst – zumindest wenn man ein eindimensionaler Rassist mit Hang zur Intelligenzverweigerung ist. So wird nämlich sogar noch abfällig die Meldung der Polizei kommentiert, in der gesagt wird, dass die Hintergründe und das Tatgeschehen noch unklar sind.

Und wie immer finden sich dann natürlich auch genügend Hohlköpfe, die so einen Mist einfach glauben und weiterverbreiten, und natürlich ist auch die AfD wieder vorn mit dabei, wie beispielsweise die Hooligans gegen Satzbau auf ihrer Facebook-Seite dokumentieren:

Auch für den Kreisverband Ulm (und nicht nur für den) der Rechtspartei ist also schon klar, wer der Täter ist und dass mal wieder vonseiten der Medien Vertuschungsarbeit geleistet wird.

Nun ist die Realität allerdings nicht immer so, wie sich rechte Hohlköpfe das zurechtschwadronieren, und so ergibt sich dann schon bald ein etwas anderer Tathergang: Nicht der arabisch Ex-Freund des Mädchens, sondern ein Bekannter namens Edgar, der auf die gleiche Schule gegangen ist, hat die furchtbare Tat begangen. Das Geständnis liegt der Polizei vor, und entsprechend wird auch nun darüber berichtet, wie zum Beispiel in einem Artikel in der Berliner Zeitung.

Wer nun allerdings erwartet, dass daraufhin eine Richtigstellung vonseiten der rechten Hetzer erfolgt, der irrt sich, denn journalistischer Anstand (na gut, Anstand generell auch nicht) gehört eben nicht zu deren Repertoire. Der ekelhafte und inhaltlich falsche Hetzartikel findet sich immer noch genau so auf dem Portal, damit die Realität bloß keinen Einzug in die Filterblase halten kann.

Denn genau so arbeiten rechte Hetzer: Sie stellen irgendwelche Behauptungen auf oder denken sich Dinge aus, die ihr Weltbild bestätigen und die andere Menschen aufwiegeln sollen. Wenn dann irgendwann herauskommt, dass da nichts dran ist, dann wird das einfach ignoriert – die Lüge ist in der Welt, wird weiterverbreitet und taucht dann in Diskussionen in Form von Allgemeinplätzen („Man liest doch dauernd, dass die Muslime Frauen abstechen!“) auf.

Wer also immer noch meint, dass man mit Rechten reden und diskutieren sollte, der muss sich eben auch deren schäbiger Kommunikationstaktiken bewusst sein und sich ernsthaft die Frage stellen, wie man denn gegen solche haltlose und bösartige Hetze noch rational argumentieren kann.

 

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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