Martin Luther King hatte sehr recht

Vor 50 Jahren wurde der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King ermordet. Als ich kürzlich einen Artikel von Inken Behrman hierzu in den Blättern für deutsche und internationale Politik las, wurde mir klar, wie aktuell Kings Aussagen noch heute sind – und wie offensichtlich immer noch vonseiten der Herrschenden mit den gleichen Methoden dagegen angearbeitet wird, um zu verhindern, dass die Benachteiligten zu gleichen Rechten kommen oder diese auch nur konsequent einfordern könnten.

King wird vor allem mit der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in Verbindung gebracht, allerdings greift das schon ein bisschen zu kurz, denn er erkannte, dass soziale Ungerechtigkeit, Benachteiligung von Frauen und Rassismus immer Hand in Hand gehen und die gleichen Ursachen haben. 1967 meinte er dazu:

Es gibt Millionen arme Menschen in diesem Land, die wenig oder gar nichts zu verlieren haben. Wenn diese Menschen sich verbünden, werden sie zu einer neuen, gewaltigen politischen Kraft in unserem allzu selbstzufriedenen Land.

Als King dann gerade den Poor People’s March auf Washington organisierte, wurde er erschossen. Der Marsch wurde zwar noch von seiner Witwe Coretta Scott King angeführt, allerdings hatte die Bewegung ihr charismatisches Oberhaupt verloren, was die Wirkmächtigkeit der Veranstaltung doch schon schmälerte, sodass auch deren Auswirkungen eher bescheiden ausfielen. Ob Kings Ermordung also Zufall war oder ob man eben die soziale Sprengkraft einer solchen gemeinsamen Bewegung aller rassistisch, kapitalistisch und sexistisch Ausgebeuteten erkannt hat und diese nun eindämmen wollte? Ganz unplausibel erscheint mir das zumindest nicht …

Schließlich wurde in den USA ja noch nie besonders zimperlich mit progressiven Köpfen umgesprungen, denn so wurden ja beispielsweise auf John F. Kennedy und sein Bruder Robert erschossen, als sie dem Establishment allzu unbequem wurden.

Und wie die Nixon-Regierung dann Anfang der 70er-Jahre das Thema Armut handhabte, ist auch bezeichnend: Man deklarierte statt eines „War on Poverty“ lieber einen „War on Drugs“ (mit katastrophalen langfristigen Folgen, wie eine sehenswerte arte-Dokumentation aufzeigt), und das auch mit der ganz bestimmten Absicht, die Gesellschaft durch das Schaffen von Feindbildern zu spalten. Hierzu meinte John Ehrlichman, ein enger Berater von US-Präsident Richard Nixon, Jahrzehnte später einmal:

Wir wussten, dass wir es weder für illegal erklären konnten, gegen den Krieg oder Schwarz zu sein. Aber indem wir Hippies mit Marihuana assoziierten und Schwarze mit Heroin, konnten wir beide kriminalisieren und ihre Gemeinschaften spalten. Wir konnten ihre Führungsfiguren festnehmen, ihre Häuser durchsuchen, ihre Versammlungen auflösen und sie Nacht für Nacht in den Abendnachrichten diffamieren. Wussten wir, dass wir über die Drogen logen? Natürlich wussten wir das.

Ganz schön starker Tobak, oder? Da werden also aus machtpolitischen Gründen Abertausende, wenn nicht gar Millionen von Leben ruiniert (nämlich von all denen, die wegen harmloser Drogendelikte teils drakonische Strafen erhielten) – reichlich skrupellos, wie ich finde.

Und genau diese Art des Spaltens wird auch heute noch betrieben, und das nicht nur in den USA, sondern auch bei uns in Deutschland. Die Feindbilder, die so geschaffen werden, sind aktuell die gleichen: Der G20-Gipfel und die Ausschreitungen in dessen Umfeld wurden ja nun offensichtlich nicht nur sehenden Auges herbeigeführt (s. hier), sondern auch augenblicklich instrumentalisiert, um alles, was als links bezeichnet werden kann, zu diffamieren und zu kriminalisieren – leider mit Erfolg (s. hier). Auf der anderen Seite sind da natürlich die Flüchtlinge, die nach wie vor das Feindbild Nummer eins für viele Deutsche sind und die dazu verwendet werden, um den Armen in unserer Gesellschaft einen Sündenbock zu liefern, der sie von den wahren Verursachern der Missstände ablenkt. Die Erfolge der AfD sind ein deutliches Zeichen dafür.

Und so passt es dann auch dazu, dass gerade in der AfD sich nicht nur offener Rassismus, sondern eben auch immer wieder deutliche Frauenfeindlichkeit findet, denn die Frauen als nach wie vor sexistisch ausgebeutete werden auf diese Weise von den männlichen Armen separiert.

Wir sollten uns also auf einen klugen Mann wie Martin Luther King und seine Worte besinnen. Dann stellen wir fest, dass soziale Ungerechtigkeit nur Hand in Hand mit Feminismus und Antirassismus bekämpft werden kann. Es ist insofern wichtig, den elitären Spaltern und ihren rechten Schergen entgegenzutreten und sie als das zu benennen, was sie sind: Menschenfeinde, denen jedes Mittel recht ist, um Ausbeutung und Ungerechtigkeit aufrechtzuerhalten.

Wenn tatsächlich alle Armen und Benachteiligten zusammenhalten würden, anstatt sich gegeneinander aufwiegeln zu lassen, dann müssten die Herrschenden und Diskriminierungsprofiteure sich nämlich warm anziehen …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Martin Luther King hatte sehr recht“

  1. Wunderbarer Beitrag! Das System „Macht“ hat es geschafft, dass sich betroffene Gruppen gegenseitig die Köpfe einschlagen. Da rappen die Kleinkriminellen ihren Gangsterstyle gegen die bürgerliche Mittelschicht, während sich die Menschen ohne Beschäftigung aus dieser Schicht über die kriminellen Ausländer echauffieren. Und die Flüchtlinge und Hartz-IV-Empfänger schlagen sich vor der Tafel die Köpfe ein, obgleich die Existenz der Tafel schon ein Armutszeugnis für die Regierung ist. Das wird ein einzelner Visionär wie Martin Luther King nicht mehr richten, da müssen wir zusammen am Thron der Macht rütteln und die festgefahrenen Strukturen aufrütteln …

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