Krisendynamik

In Krisen überschlagen sich die Ereignisse, wie man auch derzeit wieder miterleben kann. In Krisen ändern sich allerdings auch die Ansichten, meist zeitweise, meist auch mit den wieder falschen Begründungen und deshalb oft auch nicht nachhaltig. Auch dies ist gerade zu beobachten, für später zu erwarten.

„Es wird jetzt hier nicht gekleckert, sondern geklotzt.“ Olaf Scholz

Weiter meint er, dass dies möglich ist, weil der deutsche Staat gut gehaushaltet hätte. Er meint damit die Austerität, die Politik, die beispielsweise unser Gesundheitssystem an den Rand des Kollaps geführt haben wird, weil sie schon weit vor der Krise den Pflegenotstand mit verursacht hatte, weil sie die Armut im Lande beförderte, sodass viel zu viele gar nicht mehr in der Lage waren vorzusorgen. Denn es waren sicherlich nicht die armen Rentner, die ALG-II-Bezieher, die in der Mehrheit sich mit Klopapier, Nudeln, Reis und Büchsen eindecken konnten, die die Apotheken stürmten, Masken und Desinfektionsmittel horteten. Nein, die nicht, denn denen fehlt das notwendige Kleingeld dafür.

Was für einen Blödsinn dieser Finanzminister doch labert, wenn er in das gleiche Horn stößt wie sein Kollege im Amt des Wirtschaftsministers, wie seine Kollegen in den Ländern, die angeblichen Finanzexperten in den Parteien, vornehmlich der CDU/CSU und der Grünen, aber auch des Seeheimer Kreises in der SPD – von Experten bei der FDP und AfD zu reden spare ich mir, und bei der Partei Die Linken weiß man ja sowieso nicht, wer da gerade als Experte gilt.

Geld war immer da, wie Sand am Meer, und wird auch immer da sein, wie Sand am Meer. Geld kann man schöpfen, und zwar aus dem Nichts und ohne damit eine Inflation zu verursachen. Auch dieser Mythos vom angeblich knapp zu haltenden Geld, um einer Inflation vorzubeugen, der deutschen Ökonomen, Politiker, der weit verbreitet ist in der Gesellschaft, stimmt nämlich nicht, wie sich nun auch zeigen wird. Eher ist nämlich mit einer Deflation zu rechnen als mit einer Inflation, wenn die Rezession nun kommen wird, und sie wird kommen.

Finanzpolitische Vernunft allerdings war und ist in Deutschland dünn gesät, und das war und ist und wird wohl auch in naher Zukunft wieder das eigentliche Problem sein. Die Krise hat ihre eigene Dynamik, wie schon vorherige Krisen zeigten, die auch nicht zu Lehren geführt hatten, eben weil die Vernunft fehlte, um auch Lehren ziehen zu können.

Wenn eines deutlich werden wird dieser Tage, dann, dass alle Ökonomen Dünnschiss geredet haben, die Geld als knappes Gut bezeichneten, und dass die in der Bevölkerung, die ihnen Glauben schenkten, die in der Politik, die dies auch taten und entsprechend handelten, wie die, die von Steuern, die angeblich den Staat finanzieren würden, schwafelten, sich eines Besseren belehrt sehen werden. Steuern und Abgaben finanzieren keinen Staat und deshalb auch der Steuerzahler nicht. Der Staat finanziert sich selbst, bringt das Geld erst in den Umlauf, welches er dann wieder einkassiert. Ohne den Staat kann es gar keine Währung geben und damit auch gar keine Steuerzahler.

Zu kompliziert? Nun ja, nicht wirklich. Indem der Staat nämlich seine Steuern in einer bestimmten Währung erhebt, bestimmt er, was als Geld zu gelten hat, lässt es drucken und verteilt es unter seinen Bürgern, und nur, was er vorher verteilt hatte, was er zusätzlich verteilt, wie jetzt geplant in der Krise, kann er dann auch durch Steuern und Abgaben wieder abschöpfen. Der Steuerzahler ist ein Platzhalter, mehr nicht, wenn es um die staatliche Finanzierung geht.

Geld ist da wie Sand am Meer, und nicht einmal Steuern muss man erheben als Staat, um ausreichend Geld zur Verfügung zu haben. Genau das werden wir nun sehen. Man muss nur wollen, und diesen Willen wird man nun auch aufbringen.

Den Willen, den man nicht hatte, um den Armen zu helfen, den Alten ein würdevolles Alter zu ermöglichen, die Infrastruktur zu sanieren, die Kinder zu fördern, und viele andere wichtige Unterlassungen, die den Rahmen hier sprengen würden, wenn ich sie aufzählen würde, diesen Willen hat man nun, wahrscheinlich nur zeitweise, denn nun geht es ans Eingemachte auch für die, die vorher immer zu verhindern suchten, dass der Staat seinen Aufgaben auch wirklich nachkommen konnte. Es wird dem Angebot geholfen werden, auch indem man die Nachfrage stärken wird, und das über Geld, was der Staat angeblich nicht hatte, nun ohne Begrenzung aber hat, wie Scholz zu Recht sagte. Der Wille ist nun da, um Banken und Unternehmen zu retten, der Wille, dem man sich in normalen Zeiten bei vielen Bürgern versagte. Man denke sich seinen Teil …

Die Wirtschaft, die große vor allem, wird nun dafür sorgen, dass der Staat sich darauf besinnt, dass er auch fiskalpolitisch handeln kann, schon lange hätte handeln müssen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche und, um nicht falsch verstanden zu werden, auch unumgänglich und notwendig.

Interessant allerdings wird sein, wird in Zukunft sein, wie lange nach der Krise diese Erkenntnis noch Gültigkeit haben wird, wann Scholz oder sein Nachfolger in Berlin, wann S. Weil hier bei mir in NDS wieder hinter diesen Erkenntnissen der modernen Ökonomie zurückfallen werden, wieder die alte, klassische Ökonomie, die Schäublenomics aus der Schublade holen werden, die man seit heute wohl in die Schublade gelegt hat.

Schaun wir mal, dann sehn wir schon!

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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