Interessantes aus KW 27/2020

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Eine Reportage auf Zeit Online beschreibt anhand konkreter Beispiele von Mitgliedern einer rechtsterroristischen Gruppe, wie schnell sich heutzutage Menschen, auch gerade mithilfe des Internets, radikalisieren, sodass aus „Wutbürgern“ Personen werden, die konkrete Mordanschläge planen. Ein erschreckender Einblick in eine Welt, die so bei jedem von uns in der gutbürgerlichen Nachbarschaft bereits auch schon beginnen kann. [Karl]

2. Es wird immer offensichtlicher, dass es eine enorme soziale Dimension bei den Covid-19-Erkrankungen gibt. Und das wird nicht nur anhand der erkrankten (vor allem osteuropäischen) Schlachthofarbeiter deutlich, wie Elsa Koester in einem Artikel auf der Freitag beschreibt, sondern zeigt sich auch immer mehr am politischen Umgang mit den Erkrankten. Diese werden nämlich immer wieder (und offensichtlich allzu gern) als Außenstehende typisiert, sodass zur sozialdarwinistischen auch noch eine rassistische Komponente hinzukommt. Wichtige Erkenntnisse, um das derzeitige politische Handeln richtig einordnen zu können. [Karl]

3. Auch Malte Kreutzfeldt befasst sich in einem Artikel in der taz mit der sozialen Dimension der aktuellen Corona-Infizierungen und beschreibt, wieso arme Menschen weniger Chancen haben, einer Infektion zu entgehen: Sie leben einfach oft in viel beengteren Verhältnissen. Dass diese Umstände nun in den Fokus der öffentlichen Diskussion geraten, erachtet Kreutzfeldt als positiv, allerdings stellt sich die Frage, wie in einer auf zunehmender Ungerechtigkeit basierenden Gesellschaft hiergegen vorgegangen werden soll. [Karl]

4. Im unabhängigen Familienbetrieb und Magazin Wege hat Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther einen 6-seitigen Beitrag über die „Schöne, neue ArbeitsWelt“ geschrieben. Mit teilweise sehr deutlichen Worten (fast schon abfällig) zeichnet er uns eine Zukunftsprognose unserer Arbeitswelt in Form eines Updates von Aldous Huxleys „Brave New World“. Besonders VR (Virtual Reality) scheint es ihm angetan zu haben, allerdings eher im zynischen Sinne. Und es wäre keine Arbeit von Gerald Hüther, wenn nicht auch unser Umgang mit den Heranwachsenden thematisiert würde! Sehr lesenswert, etwas düster, aber wie sieht unsere Zukunft denn derzeit auch aus …? [Dirk]

5. Die Jobcenter öffnen wieder, und schon gibt es auch wieder Sanktionen, wie die jungeWelt in einem Online-Extra berichtet. Wegen des Virus waren persönliche Besuche im Jobcenter zeitweilig nicht möglich, sodass keine Sanktionen (die teilweise oder komplette Einstellung von Zahlungen an Hartz-IV-Empfänger*innen) verhängt wurden. Nun hat das Jobcenter wieder ein Druckmittel, um Menschen in Maßnahmen und Fortbildungen zu pressen, damit sie nicht die Arbeitslosenstatistik „belasten“. Ja, brave new world … [Dirk]

6. In einem Kommentar auf Perspektive stellt Tim Losowski eine deutliche Forderung auf: Leute wie der Fleischmilliardär Clemens Tönnies gehören enteignet, die Beschäftigten sollten als Fachleute den Betrieb weiterführen und so für manierliche Arbeitsbedingungen und weniger Tierqual sorgen, zudem sollte kein Fleisch mehr exportiert werden. Klingt alles sinnvoll und zielführend, allerdings kommt vonseiten der neoliberalen Politiker und der ihnen zuschreibenden Medien nur das Ansinnen, Fleisch für den Verbraucher teurer zu machen. Wird endlich Zeit für neue Denkweisen. [Karl]

7. Rechtsextreme Netzwerke in Polizei und Bundeswehr, eine seit Jahren zunehmende Zahl von rechtsterroristischen Verbrechen – und was macht die größte deutsch Polizeigewerkschaft GDP? Sie bringt in der aktuellen Ausgabe ihres Mitgliedermagazins eine plakative Titelstory über Linksextremismus, wie aus einem Kommentar von Stephan Anpalagan auf Der Volksverpetzer hervorgeht. Das geht so eindeutig an der aktuellen Realität vorbei (allein schon aufgrund der Bezugnahme auf die RAF), dass man den strukturellen Rechtsextremismus in der Polizei echt nur noch wegdiskutieren kann, wenn man selbst reichlich rechtslastig drauf ist. [Karl]

8. Im ersten Halbjahr 2020 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich gesunken. Was zunächst mal überraschend klingt aufgrund der Corona-Maßnahmen, liegt vor allem daran, dass Firmen eben wegen der Pandemie ihre Zahlungsunfähigkeit von März bis September nicht öffentlich machen müssen. Warum das problematisch ist und ab Herbst daher mit einer Welle von Insolvenzen, auch von eigentlich gesunden Unternehmen, zu rechnen ist, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung im Verband der Vereine Creditreform, in einem Interview auf heise online. [Karl]

9. Zurzeit wird es ja als Erfolg für das Tierwohl verkauft, dass der Bundesrat nun einem Kompromiss zugestimmt hat, wonach die Kastenstandhaltung von Muttersäuen reduziert und nach acht Jahren ganz abgeschafft werden soll. Dabei ist diese tierquälerische Praxis in vielen Ländern schon lange verboten, aber in Deutschland hat eben die Bauernlobby einen großen Einfluss. Diese Scheußlichkeit kann man eigentlich nur noch mit Sarkasmus und schwarzem Humor ertragen, weswegen ein Artikel der Satireseite Der Postillon angebracht ist, um etwas zu diesem faulen Kompromiss (dem auch die Grünen im Bundesrat zugestimmt haben) zu bringen. [Karl]

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Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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