Interessantes aus KW 3/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Die NGO Oxfam hat mal untersucht, wie sich die Vermögen und die Armut im Verlauf der Corona-Pandemie entwickelt haben. Und ist, so ein Artikel auf tagesschau.de, zu wenig überraschenden, aber dennoch krassen Ergebnissen gekommen: Die zehn reichsten Männer der Welt (Frauen sind nicht darunter) haben ihre Vermögen verdoppelt, und auch andere Milliardäre haben extreme Zugewinne ihres Reichtums verzeichnen können. Auf der anderen Seite nimmt die Armut sowohl global als auch in Deutschland immer mehr zu. Oxfam bezeichnet die Pandemie als einen „Goldrausch“ für die Milliardäre – und das trifft es eigentlich auch ziemlich gut. [Karl]

2. In einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland erläutert der Kopenhagener Soziologe Merlin Schaeffer, was in Dänemark anders läuft bei der Bewältigung der Corona-Pandemie als in Deutschland. Trotz einer sehr hohen Inzidenz von 2500 herrscht dort nämlich eher eine gelassene Stimmung im Land, es ist nicht von Lockdowns die Rede, und Proteste von Impfgegnern gibt es auch nicht. Das hat einige landesspezifische Gründe, aber auch das Verhalten der Regierung, die vor allem auf Transparenz gesetzt hat, hat endscheidend dazu beigetragen. Da könnte man sich bei uns mal eine Scheibe von abschneiden, finde ich. [Karl]

3. Einen ungewohnt kritischen Kommentar von Katrin Brand zur bisherigen Präsidentschaft von Joe Biden findet sich auf tagesschau.de. Darin kommt sie zu dem Schluss, dass Biden den Vorschusslorbeeren in keiner Weise gerecht wurde, sondern dass er bisher kaum etwas von seinen Ankündigungen durchsetzen konnte: Die Republikaner gehen komplett auf Konfrontationskurs, und in seiner eigenen Partei, den Demokraten, laviert Biden zwischen dem konservativen und dem progressiven Flügel umher. Und macht dabei alles andere als eine souveräne Figur, die man ihm aufgrund seiner langjährigen politischen Erfahrung eigentlich hätte zutrauen können. [Karl]

4. Wie tiefgreifend die Krise der US-amerikanischen Demokratie mittlerweile ist, wird von Annika Brockschmidt in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik, der auf dem Buch „Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet“ der Autorin basiert, geschildert. Die Partei der Republikaner radikalisiert sich nämlich zunehmend, und die Demokraten kriegen keine einheitliche Linie dagegen auf die Reihe. So werden aller Voraussicht nach weitere Wählerunterdrückungen und Wahlbezirkszuschnitte zugunsten der Republikaner in den nächsten Jahren stattfinden, was diese dann wieder an die Macht bringen könnte. Entsetzliche Aussichten! [Karl]

5. Die Corona-Pandemie hat im industrialisierten Norden unserer Welt komplett andere Auswirkungen als im globalen Süden. So beschreibt Kwame Anthony Appiah in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik, wie die Pandemiefolgen in Afrika aussehen – und zwar sowohl die kurz- als auch die mittelfristigen. Er spricht dabei von einer „Schattenpandemie“, da das Hauptproblem in vielen afrikanischen Ländern nicht die erkrankten Menschen sind, sondern die Auswirkungen der Maßnahmen gegen Covid-19 in den Industriestaaten. Hier schlägt das Ungleichgewicht des Welthandelssystem nämlich voll durch und richtet große Schäden in afrikanischen Ländern an, die man aus europäischer Sicht so erst mal gar nicht auf dem Schirm hat. [Karl]

6. Die Welt wird vom Coronavirus in Atem oder auch Atemlosigkeit gehalten. Die schleichende Gefahr der Antibiotika-Resistenzen wurde lange unterschätzt, hat aber von der Anzahl her mittlerweile die Todesfälle durch Malaria und HIV längst hinter sich gelassen. Ein kurzer Beitrag auf scinexx zeigt auf, wie behandelbare Infektionen wieder zu vielen Todesfällen führen. Die Ursachen für solche Resistenzen sind vielfältig, aber unser Umgang mit Antibiotika in der Massentierhaltung ist sicherlich ein Aspekt, an dem man auch ohne neue Medikamente arbeiten könnte. [Dirk]

7. Alexander Leschik war sechs Jahre lang in der AfD bzw. zunächst mal in deren Jugendorganisation Junge Alternative (JA). Nun ist er dort ausgetreten und berichtet in einem Buch, das er zusammen mit einem Kollegen, der ebenfalls die Blaubraunen verlassen hat, geschrieben hat,  von dieser Zeit. In einem Interview mit jetzt gibt Laschik einige interessante Einblick in die Partei und deren zunehmenden Radikalisierungsprozess. Zudem beschreibt er, wie man nach einem AfD-Eintritt schnell in eine Filterblase gerät, da sich viele Bekannte und Freunde von einem distanzieren, sodass man Kontakte bald überwiegend nur noch über die Partei hat. Vor allem wird auch deutlich, dass die AfD keine Partei von Bürgerlich-Konservativen ist, sondern zunehmend von offen Rechtsradikalen. [Karl]

8. Uran wird ja meistens am anderen Ende der Welt abgebaut. Allerdings gab es auch im Erzgebirge große Uranminen: Die Wismut hat dort Uran gefördert, was vor allem für die Sowjetunion bestimmt war. Und die Hinterlassenschaften davon merkt man heute noch, auch wenn bereits sieben Milliarden Euro in die Sanierung geflossen sind, wie aus einem Artikel auf Deutschlandfunk Kultur hervorgeht. Woran man sieht, dass Atomenergie, die ja auf Uran angewiesen ist, zum einen nicht sauber und zum anderen nicht günstig ist, wenn man denn die Folgekosten miteinbezieht. [Karl]

9. Und noch was zum Thema Atomkraft: Viola Kiel wirft in einem Artikel auf Spiegel Wissenschaft mal einen Blick nach Frankreich, das etwa 70 % seines Stroms aus Atomkraftwerken gewinnt – und dementsprechend auch sehr dafür ist, dass Kernenergie vonseiten der EU als nachhaltig eingestuft wird. Allerdings sieht man auch, dass es immer wieder Sicherheitsprobleme gibt, deretwegen dann AKWs runtergefahren werden müssen (was die Energieversorgung durchaus auch gefährden kann) und dass diese Art der Energieerzeugung einfach sauteuer ist. Na ja, und ein Endlager für den radioaktiven Müll hat Frankreich auch noch nicht. [Karl]

10. Ein Artikel auf der Freitag schildert die Lage von Geflüchteten an der Grenze von Belarus und Polen. Dort sind die Menschen mittlerweile in einem ehemaligen Lagerhaus untergebracht, wo sie sich in Regalen behelfsmäßige Verschläge gebaut haben. Nach Polen und damit in die EU kommen sie nicht weiter, da die Grenze mittlerweile stark befestigt ist. Viele der Geflüchteten bräuchten medizinische Hilfe, zumal es jetzt im Winter auch nachts bis zu minus zwölf Grad dort werden kann. Was für eine unwürdige Situation, die vor allem zeigt, dass die EU von Menschenrechten nicht allzu viel hält, wenn sie ihnen politisch gerade nicht in den Kram passen. [Karl]

11. Und mal wieder wird deutlich, dass die Grenze zwischen CDU und AfD stetig mehr verschwimmt: Aus der Fraktion in Sachsen-Anhalt ertönte nun nämlich die Forderung, die ARD mittelfristig abzuschaffen. Und das mit einer absurden Begründung, die eben in bester rechtspopulistische Tradition steht, wie Imre Grimm in einem Kommentar für das RedaktionsNetzwerk Deutschland feststellt: Die Ausrichtung des Senders sei zu stark auf Minderheitenmeinungen, Klimaschutz und falsche Inhalte (wer auch immer genau definiert, was richtig und falsch ist) fokussiert. Inzwischen wurde zwar bereits ein bisschen zurückgerudert, aber das gehört bei Rechtspopulisten ja auch zum Prozedere mit dazu. [Karl]

12. Der Wirtschaftsrat der CDU ist nicht nur ein reaktionärer bis rechtslastiger Haufen, sondern hat als Lobbyverband einen prominenten Status in der Partei inne. Trotz seines irreführenden Namens ist das nämlich kein offizieller Teil der CDU, hat aber dennoch eine ständige beratende Funktion des Parteivorstands – und damit eben auch Rederecht und entsprechenden Einfluss auf Vorstandssitzungen. In einem Artikel von LobbyControl wird nun von einem Rechtsgutachten berichtet, das die NGO in Auftrage gegeben hat und dessen Tenor eindeutig ist: Diese Vorzugsbehandlung des Wirtschaftsrates ist weder mit dem Parteiengesetz noch mit der CDU-Satzung kompatibel. Ob der neue CDU-Vorsitzende Merz, der in den letzten zwei Jahren einer der beiden Vizepräsidenten des Wirtschaftsrates war, da nun was dran ändern wird? Wohl kaum, tippe ich mal. [Karl]

13. Die EU-Kommission bemüht sich gerade, die Transparenz ihrer Kommunikation massiv einzuschränken und so Lobbyisten die Möglichkeit zu geben, ganz offiziell ohne jede öffentliche Einsicht oder gar Kontrollmöglichkeit mit Politikern zu kommunizieren. So sollen laut einem Artikel auf Netzpolitik.org zukünftig nämlich SMS- und Messenger-Nachrichten nicht als Dokumente eingestuft werden, sodass sie nicht gespeichert, archiviert und der Öffentlichkeit bei Anfragen zur Verfügung gestellt werden müssen. Dass es sich hierbei nur um vollkommen technische Inkompetenz handelt, mag ich nicht so recht glauben – zumal ja Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) da auch schon „einschlägige Erfahrungen“ auf dem Gebiet gemacht hat. So schürt man in jedem Fall Politikverdrossenheit und gibt Schwurblern Futter für ihre Verschwörungsmythen. [Karl]

Print Friendly, PDF & Email

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Schreibe einen Kommentar