Interessantes aus KW 7/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Wie schnell es immer geht, dass die Grünen sich in Regierungsverantwortung ganz anders verhalten, als sie es zuvor in der Opposition oder gar im Wahlkampf gemacht haben! Neustes Beispiel: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Die Aussagen aus ihrem Wahlkampfteam zum Fall Julian Assange klingen nämlich komplett anders als nun von ihrem Sprecher des Auswärtigen Amtes, wie ein Artikel auf Telepolis belegt. War zuvor noch die Rede davon, dass das Verfahren gegen den Wikileaks-Gründer und Journalisten nicht fair sei, so sieht man nun alles im rechtsstaatlichen Rahmen und will nichts weiter dagegen vorbringen. Armselig! [Karl]

2. Nicht nur, dass nun laut EU Atomenergie und Erdgas grüne Technologien sind, darüber hinaus wird auch noch absurderweise die Abholzung von Wäldern zur Energieversorgung unterstützt und als Beitrag zum Klimaschutz propagiert, wie aus einem vierminütigen Video der Petitionsplattform WeMoveEurope hervorgeht. Na ja, wenn Ursula von der Leyen irgendwo mitmischt, und das auch noch als Kommissionspräsidentin, dann sollte eigentlich klar sein, dass dabei nichts Vernünftiges für Mensch und Umwelt rumkommen kann … [Karl]

3. Vor 20 Jahren begann am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag der Prozess gegen den ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Und bei diesem Prozess ging wohl nicht alles mit rechten Dingen zu, wie ein Artikel in der jungen Welt darstellt. Das Urteil schien in jedem Fall schon von vornherein festzustehen, denn Milosevic war ja als Feindbild entscheidend für die Begründung des völkerrechtswidrigen Krieges gegen Ex-Jugoslawien. Passend dazu verstarb Milosevic in seiner Zelle noch während des Prozesses, nachdem ihm eine Behandlung in Russland verweigert wurde. [Karl]

4. Dass Springers WELT nicht auf höherem Niveau als die Verlagskollegen der BILD agiert, ist ja schon etwas länger bekannt. Die sind halt nur nicht so krawallig und geben sich gern ein bisschen seriöser. Und so haben dann auch ein Klimaforscher und ein Soziologe dort einen Gastbeitrag veröffentlicht, der mit der deutschen Klimapolitik abrechnet und dabei zahlreiche blöde Klischees derjenigen übernimmt, die am liebsten gar nichts gegen die Klimakatastrophe machen wollen. Jan Hegenberg zeigt in einem Artikel auf Der Volksverpetzer auf, wie unsinnig und letztlich sogar widersprüchlich die Argumentation der beiden „Experten“ ist. [Karl]

5. Alexandria Ocasio-Cortez ist eine der prominentesten Personen des progressiven Flügels der Demokratischen Partei in den USA. Nun warnt sie laut einer Meldung auf Spiegel Online eindinglich davor, dass in zehn Jahren die USA keine wirkliche Demokratie mehr sein könnten, wenn die Republikaner weiter erfolgreich in ihrem Bemühen sind, zukünftige Wahlergebnisse mit Maßnahmen wie Wahlkreiszuschneidungen in ihrem Sinne und Wählerunterdrückung zu beeinflussen. Leider sind die Demokraten, die noch eine Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses haben, gerade nicht in der Lage, entsprechende Gegenmaßnahmen umzusetzen, weil einzelne Abgeordnete diese immer wieder blockieren. Keine guten Aussichten! [Karl]

6. Mit „NSU 2.0“ unterschriebene Drohbriefe wurden jahrelang an verschiedene Personen aus dem eher linken Spektrum verschickt, wobei die Daten, durch die diese Schreiben adressiert werden konnten und die darin teilweise erwähnt werden, von Polizeicomputern abgerufen wurden. Nun beginnt der Prozess gegen einen Alexander M. – und der soll angeblich ein Einzeltäter sein, der mittels fingierter Anrufe bei der Polizei an die sensiblen Daten gekommen sei. Dabei spricht etliches dafür, dass es ein rechtes Netzwerk bei der Frankfurter Polizei gibt, das mit an diesen Briefen beteiligt war, wie ein Artikel in der taz berichtet. Doch sowohl die Ermittlungen als auch der Prozess fokussieren auf die Einzeltäterthese. Leider nichts Neues bei Straftaten von Rechtsextremisten … [Karl]

7. Die US-Firma Clearview hat eine riesige Datenbank von Gesichtern angelegt, die im Internet, beispielsweise in den sozialen Medien, hinterlegt sind. Mithilfe von Gesichtserkennungssoftware sollen Polizeibehörden dort dann mittels Fotos von Verdächtigen diese identifizieren können. Soweit, so gruselig. Noch gruseliger ist allerdings, was nun ein Artikel auf Spiegel Online berichtet: Clearview will seine Dienstleistung nun auch privaten Firmen zur Verfügung stellen, obwohl man das vor Kurzem noch kategorisch ausgeschlossen hatte. Schöne neue Überwachungswelt … [Karl]

8. Ein interessantes Experiment wurde von der Sendung Puls Reportage vom Bayrischen Rundfunk gemacht und in einem 26-minütigen Video vorgestellt: Es wurde eine App programmiert, mit der es möglich sein sollte, ein Smartphone über das Mikrofon abzuhören. Das Gefühl, von seinem Smartphone belauscht zu werden, haben viele Menschen schon mal gehabt, und nun wird nachgewiesen, dass dies technisch auch ohne Weiteres möglich ist.Wie viel da wohl die Beteuerungen von datensammlewütigen Konzernen wert sind, dass man so was natürlich niemals machen würde? Und was sonst noch alles an umfassender Überwachung möglich ist, mag man sich gar nicht erst ausmalen. [Karl]

9. Zurzeit wird ja das Narrativ sehr offensiv verbreitet, dass Russland dank der angespannten Situation mit der Ukraine von den deshalb gestiegenen Preisen für Öl und Gas profitieren würde – und deshalb überhaupt erst Kriegstreiberei betrieben hätte. In einem Artikel auf Telepolis stellt Ralf Streck nun klar, dass die USA in viel größerem Maße von diesem Preisanstieg profitieren, da sie mittlerweile dank Fracking zum weltweit größten Öl- und Gasproduzenten geworden sind. Zudem werden andere Ursachen bei dieser einseitigen Schuldzuweisung außer Acht gelassen, durch welche die Energiepreise schon in den Monaten zuvor stark angestiegen sind. Da wird also mal wieder schön plump und eindimensional das Feindbild des „bösen Iwan“ bedient. [Karl]

10. Ein Artikel der Albert Schweitzer Stiftung berichtet über eine sehr interessante Studie, die sich mal den Auswirkungen aufs Klima, die eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten hätte, befasst hat. Würden demnach die 54 reichsten Länder (in denen besonders viel tierische Produkte gegessen werden) ihre Ernährung auf überwiegend pflanzliche Lebensmittel umstellen, dann würde dies einen extrem großen positiven Effekt aufs Klima und das Einhalten des 1,5-Grad-Zieles des Pariser Klimaabkommens haben. Insofern verwundert es, dass dieses Thema nicht mit hoher Priorität von der Klimaschutzpolitik angegangen wird. [Karl]

11. Norbert Häring hat ein neues Buch geschrieben mit dem Titel „Endspiel des Kapitalismus“, das von Thomas Trares in einer Rezension auf den NachDenkSeiten besprochen und empfohlen wird. Darin beschreibt Häring zum einen die langfristigen Entwicklungen des Wirtschaftssystems, die zu einer Neofeudalisierung führen, aber auch bewirken, dass irgendwann das „Schneeballsystem“, von dem vor allem Bezieher hoher leistungsloser Einkommen monetär profitieren, nicht länger aufrechterhalten werden kann. Zum anderen zeigt er auf, wie die Corona-Pandemie genutzt wird, um einen Überwachungsstaat zu implementieren, mit dessen Hilfe das System dann auch mit Gewalt am Laufen gehalten werden kann. Klingt sehr interessant, finde ich! [Karl]

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