Interessantes aus KW 34/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Bei den tödlichen Schüssen auf einen 16-Jährigen aus einer Maschinenpistole durch einen Polizisten vor Kurzem in Dortmund waren die Body-Cams aller beteiligten Polizisten nicht aktiviert. Und genau das ist ein Problem, denn durch die selektive Verwendung dieses Beweissicherungsmittels wird ein größeres Machtgefälle zwischen Polizisten und Bürgern geschaffen, wie Markus Reuter in einem Kommentar auf Netzpolitik.org nachvollziehbar erläutert. Die Dinger wären also nun dann sinnvoll, wenn sie zum einen immer angeschaltet wären bei Einsätzen und zum anderen die Aufzeichnungen von einer neutralen Stelle ausgewertet würden. Ansonsten wäre es besser, die Body-Cams wieder abzuschaffen. [Karl]

2. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verleiht mal wieder ihren Negativpreis, den Goldenen Geier. Damit wird ein Konzern ausgezeichnet, der in besonders dreister und verlogener Weise Greenwashing betreibt. Auf der DUH-Website kann man sich für einen von sechs Kandidaten entscheiden – und die Auswahl fällt wirklich nicht gerade leicht. Was dabei erschreckend ist: wie weit offensichtlich Greenwashing und die damit verbundene Verbrauchertäuschung mittlerweile verbreitet sind. [Karl]

3. Vor 30 Jahren fand das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen statt, das zu dem Zeitpunkt die schwersten rassistischen Ausschreitungen in Deutschland seit 1945 bedeutete. Daniél Kretschmar erinnert in einem Artikel in der taz an die damaligen entsetzlichen Vorfälle und wirft die Frage auf, was die Folgen davon sind. Dabei thematisiert er die Erinnerungskultur, die sehr von Verdrängung geprägt ist, und zeigt auf, wie eine demokratische Gesellschaft mit derartigen rassistischen Exzessen umgehen müsste, damit diese nicht immer wieder (und teilweise sogar institutionalisiert in Form von Frontex) geschehen. [Karl]

4. Rumen Milkow schildert in einem Open-Source-Beitrag der Berliner Zeitung, wie er nach 25 Jahren als Taxifahrer dank Uber nun diesen Job, der für ihn eher eine Lebensaufgabe war, nicht mehr ausüben kann. Dabei agiert das Unternehmen Uber ständig in einer rechtlichen Grauzone mit deutlicher Tendenz zur Illegalität – was aber offensichtlich weder bei Uber noch in der Politik jemanden zu scheren scheint. Da bleibt dann nur eins: in keinem Fall selbst Uber nutzen! [Karl]

5. Die Journalistin Sara Schurmann befasst sich sehr intensiv mit dem Klima und dessen Veränderungen. In einem Interview mit t-online. redet sie daher auch Klartext, was die Schlafmützigkeit, wenn nicht gar Verweigerungshaltung der Politik angeht, endlich mal wirkungsvollen und konsequenten Klimaschutz voranzubringen. Quintessenz: Der aktuelle Zustand ist bedrohlich, aber es kann noch viel gemacht werden, um die Klimakatastrophe abzumildern. Dafür müsste nur Politik, Medien und auch den einzelnen Bürgern endlich der Ernst der Lage klar werden – denn wir können nun mal nicht einfach so weitermachen wie bisher. [Karl]

6. Paul Douard widmet sich in einem Artikel auf VICE kritisch einem Phänomen, dem ich auch recht skeptisch gegenüberstehe: der Beschallung im öffentlichen Raum durch tragbare Lautsprecher. Klar, jeder soll gern Musik hören, mach ich ja auch andauernd, aber dann doch bitte nicht so, dass damit alle anderen Menschen in der Umgebung auch ungewollt konfrontiert werden. Einige wollen nämlich vielleicht einfach ein bisschen Ruhe haben oder haben keinen Bock auf die meistens über solche Bluetooth-Speaker dargeboten Kirmestechno-, Ballermann- oder Hip-Hop-Schlager. Also wäre es angenehm, wenn der Musikgenuss doch wieder etwas privater stattfinden und nicht zu noch mehr Lärmverschmutzung beitragen würde. [Karl]

7. Große Aufregung um Winnetou: Wenn man Rechtspopulisten von blaubrauner, gelber und schwarzer Couleur glauben möchte, sollen nun alle Karl-May-Bücher und -Verfilmungen verboten werden. Doch das ist mitnichten so, denn der Grund des Furors ist nur, dass der Ravensburger Verlag das Kinderbuch zum Kinofilm „Der junge Häuptling Winnetou“ wieder aus dem Programm nimmt, da kritisiert wurde, dass in diesem Film nicht nur überholte Klischees präsentiert, sondern eben auch Redfacing betrieben wurde, wie ein Artikel auf Moviepilot berichtet. Und auch Jörg Rupp hat in einem Text in seinem Blog einige treffende Gedanken zu dem Thema formuliert, vor allem auch mit Blick darauf, wie mal wieder von rechten Medien manipuliert wird, um entsprechende Stimmung zu machen. Es wird also mal wieder lange nicht so heiß gegessen, wie es von einigen Leuten (hoch)gekocht wird. [Karl]

8. Auf Telepolis findet sich ein Gastbeitrag von Jeffrey D. Sachs, in dem der US-Ökonom und UN-Berater die Politik der USA kritisiert, nach wie vor eine hegemoniale Rolle in der Welt übernehmen zu wollen. Auf diese Weise kommt es zu Konflikten mit Russland und China, obwohl doch für die großen globalen Herausforderungen unserer Zeit, allen voran natürlich die Klimakatastrophe, vielmehr Kooperation sinnvoll wäre. Dabei führt Sachs einige Beispiel an, die zeigen, in welchem Maße die USA ihre Rolle als Hegemon durchsetzten, immer auch mit militärischen Mitteln. Das ist eine Seite der Medaille, die man auch betrachten sollte, wenn man den derzeitigen Krieg in der Ukraine verstehen möchte. [Karl]

9. Gute Nachrichten aus der Ukraine haben ja eher Seltenheitswert in den letzten Monaten, nun allerdings kann die taz mal etwas sehr Positives vermelden: Die ukrainischen Getreideexporte haben fast wieder das Niveau aus der Zeit vor dem Krieg erreicht, sodass nun auf einen niedrigeren Getreidepreis an den Lebensmittelbörsen und damit die Abwendung von Hungersnöten vor allem im globalen Süden gehofft wird. Daran sieht man, dass mit Verhandlungen offensichtlich ja doch einiges erreicht werden kann. [Karl]

10. Weniger Schönes gibt es allerdings aus Saudi-Arabien zu berichten: Dort wurde laut einer Meldung auf tagesschau.de Salma al-Shihab zu 34 Jahren Haft verurteilt, weil sie auf Twitter Beiträge von Frauenrechtlerinnen geteilt hatte. Daraus wurde nun konstruiert, dass die Twitter-Tätigkeit der Studentin die gesellschaftliche und staatliche Sicherheit destabilisieren würde – was bei lediglich 2500 Followern ein reichlich peinlicher Vorwand ist. Vielmehr geht es darum, kritische Stimmen in sozialen Medien, die sich gegen die patriarchalischen Kopf-ab-Despoten richten, einzuschüchtern. Kritik daran gab es bisher von der Bundesregierung offenbar noch nicht – aber klar, die Saudis sind ja auch unsere „Freunde“ und langjährige gute Käufer von deutschen Rüstungsgütern … [Karl]

11. Es gibt Themen, wo man sich fragt, wieso diese so lange kein Thema waren. Die knappen Gasspeicher in Deutschland sind derzeit eines dieser Themen, das ein lange verdrängtes Problem zutage fördert: Begleitgas. In der Ölförderung entweicht auch immer Gas aus dem Bohrstellen, dass dann getrennt und entweder verbrannt oder unverbrannt in die Atmosphäre gelangt. Das bedeutet: Durchschnittlich setzt eine einzige Bohrstelle Treibhausgase (Methan) von umgerechnet 83.000 Pkw frei (als würde man also 83.000 Pkw aus dem Verkehr ziehen)! Und nebenher könnte man dieses Gas leicht durch meist nahegelegene Gasbohrstellen einspeisen und nutzen, da 80 % aller Ölbohrstellen in der Nähe von Gaspipelines liegen. Ein 9-minütiger Bericht bei monitor (WDR) zeigt diesen Jahrzehnte von der Politik und Wirtschaft ignorierten Missstand deutlich auf. [Dirk]

12. Ich selbst rechne mich auch eher zum politisch linken Spektrum, aber auch auf dieser Seite gibt es eine Menge verbohrter, radikaler und unreflektierter Spinner:innen. In Bezug auf die neoliberale Konsumgesellschaft ist das jedoch ziemlich deutlich ein eher rechtes Thema, bzw. sind Profiteur:innen meistens eher im rechten Teil der Gesellschaft zu finden. Bei ttt (ARD) widmet sich ein 6-minütiger Beitrag dem Thema „Klimakollaps, Energiekrise und rechte Narrative“. Menschen, die aus Profitgier solche offenkundigen Tatsachen verdrehen und politisch ausschlachten, sind ein ernster Schaden für die Gesellschaft, und ich wundere mich, wie häufig solche Leute (wohl auch, um die eigene Komfortzone nicht verlassen zu müssen) ein soziales Ansehen genießen, dass aus meiner Sicht völlig „unverdient“ ist. [Dirk]

13. Im Oktober wird in Brasilien ein neuer Präsident gewählt, und auch wenn der ehemalige Amtsinhaber Lula zurzeit von den meisten Prognosen deutlich vorn gesehen wird, so ist der aktuelle Präsident, der Rechtsextrem Jair Bolsonaro, doch noch lange nicht geschlagen. Dabei gibt es vor allem ein paar weiterführende Aspekte zu beachten, die Niklas Franzen in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik erläutert: Wird Bolsonaro eine Niederlage akzeptieren? Und wenn nicht, wie verhält sich dann das Militär? Und wie tief greifend sind die Spuren, die vier Jahre des destruktiven Bolsonarismus in Brasilien hinterlassen haben? In jedem Fall sollte man Lula die Daumen drücken, damit der rechtsradikale Spuk dort zumindest erst mal ein Ende finden kann. [Karl]

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