Interessantes aus KW 2/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In seiner Kolumne auf Spiegel online geht Georg Diez recht hart, aber sehr treffend mit der journalistischen Berichterstattung nach den Silvestervorfällen am Kölner Hauptbahnhof ins Gericht, die er als „Tiefpunkt des Journalismus in diesem Land“ bezeichnet. Dem kann ich auch nur zustimmen, gerade wenn man nicht nur die reißerischen und hetzenden Überschriften, sondern auch die sexistischen Titelbilder von Focus und Süddeutscher Zeitung zu dem Thema betrachtet. [Karl]

2. Jens Wernicke führte für die NachDenkSeiten ein Interview mit David Goeßmann, freier Journalist und Mitbebgründer von Kontext TV, in dem es um mediale Manipulation geht. Dabei überzeugt die differenzierte Sichtweise Goeßmanns, der zudem einige gute Einblicke in das journalistische Tagesgeschäft und die dieses bestimmenden Strukturen bietet. [Karl]

3. Öko-Test hat in zahlreichen Produkten von Dr. Oetker erhöhte Mengen von gesättigten Mineralölen gefunden. Die Reaktion des Lebensmittelkonzerns, über die ein Foodwatch-Artikel berichtet, ist bezeichnend und gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Lebensmittelindustrie nicht hinnehmbar: Es wird nicht etwa versucht, diesen Missstand zu beheben, sondern es wird abgewiegelt, und dies auch mit durchaus fragwürdigen Methoden, indem Behauptungen aufgestellt werden, die sich als falsch erweisen oder nicht belegbar sind. [Karl]

4. Sahra Wagenknecht geriet mir ihrem Satz „Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht eben auch verwirkt“ in die Schlagzeilen und erntete dafür auch aus den Reihen ihrer eigenen Partei reichlich Kritik. Jens Berger relativiert die Aufregung um diese Aussage nun in einem Artikel auf den NachDenkSeiten ein wenig, indem er auf die entsprechenden rechtlichen Grundlagen verweist. Hierauf gibt es dann an gleicher Stelle eine Antwort von David Goeßmann, die ebenfalls lesenswert ist. Wie schön wäre es doch, wenn derartige Sachen immer auf diesem Niveau diskutiert werden könnten … [Karl]

5. Bezeichnend für den rücksichtslosen Mir-doch-egal-Zeitgeist ist das, was ein Kommentar von Nikolaus Bernau in der Berliner Zeitung beschreibt: Kinder turnen in einer Ausstellung des Ethnologischen Museums auf Exponaten herum, die dabei in zwei Wochen mehr Schaden nehmen als in den 45 Jahren zuvor, ohne dass die Eltern ihnen Einhalt gewähren oder sich auch nur einsichtig zeigen gegenüber Einwänden. Berechtigt die wohl eher rhetorisch gemeinte Frage, was wohl losgewesen wäre, wenn sich eine Gruppe Syrer so verhalten hätte … [Karl]

6. Der Deutschlandfunk hat ein Interview mit dem Nahostexperten Michael Lüders geführt, der zum Selbstmordattentat in Istanbul, bei dem vor allem deutsche Touristen starben, eine etwas andere Ansicht hat, als durch die offizielle Version verlautbart wird. Er stellt vor allem die Frage, warum der Islamische Staat, der als Urheber des Anschlags bezeichnet wird, mit der Türkei seinen (wenn auch nur inoffiziell) besten Verbündeten angreifen sollte. Da zu befürchten ist, dass Erdogans Regierung keine transparente Aufklärung liefern wird, sind solche Sichtweisen wie die von Lüders schon sehr wichtig. [Karl]

7. Im Zuge der Geschehnisse von der Silvesternacht in Köln wird nun vonseiten der Politik wieder die schon im letzten Jahr von der CDU geforderten Wohnsitzauflagen für anerkannte Flüchtlinge ins Spiel gebracht. Ein Artikel auf der Webseite von Pro Asyl zeigt auf, warum dies nicht nur völkerrechtlich problematisch ist, sondern zudem vollkommen kontraproduktiv für die Integrationsbemühungen. [Karl]

8. Schon schlimm, dass so was überhaupt notwendig ist: Ein Meedia-Artikel berichtet über das neue Blog-Portal Augenzeugen.info, das von Frank Überall, Chef des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) initiiert wurde. Dort sollen Journalisten dokumentieren, wenn sie bei rechten Demonstrationen attackiert wurden, was leider in den letzten Monaten massiv zugenommen hat, um so die Politik verstärkt auf diese Problematik aufmerksam machen zu können. [Karl]

9. Noch ein lesenswerter Artikel zu dem Istanbuler Selbstmordanschlag, diesmal von Jens Berger auf den NachDenkSeiten. Er gibt zu bedenken, dass solche tragischen Opfer eben dazugehören, wenn ein Land Krieg führt (was Deutschland ja gerade macht) und dass die asymmetrische Kriegsführung des Gegners genau auf solche Angriffe setzt. Sein zutreffendes Fazit: Wer derartige zivile Kriegsopfer nicht zu bringen bereit ist, der sollte bei der nächsten Wahl vielleicht besser eine Partei wählen, die sich nicht an derartigen Kriegen beteiligen möchte. [Karl]

10. Ein weiterer Fall, in dem Konzerne ihre Interessen gegen die Umweltpolitik eines Staates mithilfe von durch Freihandelsabkommen legitimierten Schiedsgerichten durchsetzen wollen, wird in einem Artikel in der Zeit geschildert: Ein Bergbaukonzern verklagt das Land El Salvador auf eine für diese kleine Volkswirtschaft astronomisch hohe Summe, weil die Regierung es gewagt hat, die Interessen der Bevölkerung zu wahren und keinen umweltzerstörerischen Goldabbau zuzulassen. Und auch das Umweltinstitut München berichtet über einen Fall, in dem ein kanadischer Konzern im Rahmen des NAFTA-Abkommens die USA auf 15. Mrd. Doller Schadenersatz vor einem privaten Schiedsgericht verklagen will, da eine Pipeline auf Umweltschutzgründen nicht genehmigt wurde. Ein schöner Vorgeschmack auf das, was uns hier mit TTIP auch blühen dürfte. [Karl]

11. BILDblog berichtet in einem kurzen Artikel über Gerüchte, die sich mal wieder rund um ein Flüchtlingsheim ergeben haben, an denen allerdings nach Recherchen einer Stern-Reporterin dann doch mal wieder nichts dran war. Woher diese Gerüchte wohl gekommen sein mögen, wird am Ende mit dem Bild von einem Zeitungsartikel gemutmaßt, der sehr eindeutige Hinweise auf den Ursprung des Gemunkels liefert … [Karl]

12. Das verspricht ein interessanter Film zu sein: Eine Vorbesprechung im Tagesspiegel macht Appetit auf den Film „The Big Short“, der auf für Hollywood ungewöhnliche Weise die Geschichte des Börsencrashs von 2008 erzählt. Hierbei wird mit einer Mischung aus Fakten und Fiktion gearbeitet, um den Zuschauern die damaligen Geschehnisse, von denen die meisten Menschen bisher kaum eine Ahnung haben, was da eigentlich genau passiert ist, auf unterhaltsamem und gut verständlichem Wege nahezubringen. Und Starbesetzung mit Brad Pitt, Ryan Gosling und Christian Bale gibt es auch noch dazu. [Karl]

13. Eine Zahl, die einem Sorgen bereiten sollte: Laut einem taz-Artikel gibt es heute etwa 80 Prozent weniger Insekten als noch vor 20 Jahren. Die unterschiedlichen Gründe dafür liegen vor allem in der industriellen Landwirtschaft, die Folgen sind schwer vorhersehbar, da Insekten viele Funktionen in Ökosystemen übernehmen. Leider beschäftigt sich Artenschutz in Deutschland bisher kaum mit Insekten … [Karl]

14. Ein gut 18-minütiger Beitrag vom Deutschlandfunk (dort auch zum Lesen, wenn man’s nicht anhören möchte) beschäftigt sich mit Dienstwagen. Diese machen nämlich mittlerweile fast 70 % der verkauften Neuwagen aus, sind in der Regel umso umweltschädlicher, je höher die Position des Fahrers ist, und genießen zudem noch fragwürdige Steuerprivilegien. Es wäre also an der Zeit, hier mal ein paar Änderungen vorzunehmen – wogegen sich die Wirtschaft natürlich zur Wehr setzt, sodass kaum Erfolgsaussichten bestehen. [Karl]

15. Tests sind ja das vorherrschende Mittel, wenn über die Qualität von Schulbildung gesprochen wird (s. PISA). Dass dies reichlich unsinnig und zudem kontraproduktiv ist, da so der schulischen Realität und dem, was eine gute Bildung ausmacht, nicht entsprochen wird, stellt der emeritierte Professor für Erziehungswissenschaften Hans Brügelmann in einem Interview mit den NachDenkSeiten fest. Nicht nur für Eltern schulpflichtiger Kinder ausgesprochen lesenswert! [Karl]

16. Die NATO-Intervention in Libyen im Jahr 2011 hat einen zerstörten Staat hinterlassen. Dass es dabei nicht um die allseits beschworenen humanistischen Werte ging, die auf diese kriegerische Weise verteidigt werden sollten, wurde ja schon häufiger gemunkelt, jetzt berichtet ein Artikel in der jungen Welt über eine E-Mail-Korrespondenz der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton, die gerade an die Öffentlichkeit gelangte und in der die eigentlichen Gründe offensichtlich werden: Es ging mal wieder um knallharte wirtschaftliche Interessen vor allem Frankreichs. [Karl]

17. Sascha Lobo beschreibt in seiner Kolumne auf Spiegel online ein Phänomen, was er als „Social Nationalismus“ bezeichnet und was nun vor allem als Reaktion auf die Silvestervorfälle von Köln zu beobachten ist: Es wird im Netz undifferenziert gegen Flüchtlinge, Migranten und Ausländer gehetzt, was dann zu entsprechenden gewalttätigen Reaktionen in der realen Welt außerhalb des Internets führt. Das Schlimmer dabei ist, dass der Social Nationalismus einen immer größeren Rückhalt in eher bürgerlichen Kreisen findet – eine erschreckende Entwicklung, der jeder von uns in seinem Umgang mit anderen (sowohl online als auch offline) entschieden entgegentreten sollte. [Karl]

18. Dass wir hier mal was von RTL verlinken, kommt ja nun eher selten vor, allerdings liefert die Reportage Team Wallraff – Reporter undercover: katastrophale Missstände in deutschen Krankenhäusern einige interessante Einblicke in den Alltag in drei deutschen Kliniken, in denen sich eine Reporterin als Praktikantin anstellen ließ. Die Quintessenz: Dank der Gewinnorientierung der privaten Klinikbetreiber leiden die zunehmend schlechter versorgten Patienten genauso wie das ständig überforderte Personal. Die etwas reißerische RTL-Aufmachung nervt zwar ein wenig, aber trotzdem lohnt es sich, sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen. [Karl]

19. Der Fleischatlas 2016 liegt vor, und zwei Dinge sind erstaunlich kontrovers: Die Deutschen geben zu über 80 % an, dass sie mehr für „gutes Fleisch“ investieren würden (dessen Herkunft bekannt ist und wo die Tierhaltung entsprechend human wäre), aber trotzdem gibt es immer mehr große Mega-Mastanlagen. Das Ganze kurz und bündig auf Utopia zusammengestellt. [Dirk]

20. Das Alfred-Wegener-Institut untersuchte Speisefische der Nord- und Ostsee auf Plastikreste in deren Mägen. Dabei kam heraus, dass alle Speisefische in unseren Meeren bereits mit Plastik kontaminiert sind! Somit landet unser Müll nun auf immer direktere Weise auf „unseren Tellern“, wo sich das Plastik der Speisefische mit dem Fleisch aus der antibiotikareichen Tierhaltung ein lustiges Spiel mit unserem Hormonhaushalt gönnen darf. [Dirk]

21. Bereits im August vergangenen Jahres hatte ich im ZDF einen kurzen Bericht über die Tigerzucht in Thailand gesehen. Nun kam das Thema bei nano auf 3sat noch einmal auf den Tisch, und es ist für mich so unappetitlich, dass ich es hier auch noch verlinken möchte. Wir vergiften unsere Speisefische, vermedikamentieren unser Fleisch, und wie wir mit bedrohten Tierarten umgehen, lässt dann auch keinen Wunsch mehr offen. [Dirk]

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