The Wolf Of Wall Street

Die Finanzindustrie ist eine reichlich kranke und unproduktive Angelegenheit. Das ist ja nun nicht ganz Neues. Wie vollkommen grotesk das Verhalten der auf dem Börsenparkett Agierenden zuweilen sein kann, wird in dem Film „The Wolf Of Wall Street“ von Regisseur Martin Scorsese aus dem Jahr 2013 deutlich.

Leonardo DiCaprio spielt darin sehr überzeugend den Broker Jordan Belfort, der es mit windigen Geschäften, großer Klappe und keinerlei Skrupeln schafft, Multimillionär zu werden. Seine Firma Stratton Oakmont, die er mit ein paar schrägen Vögeln gegründet hat, wird zum schmuddeligen Shootingstar der Wall Street, die Belegschaft wird mit markigen Sprüchen und After-Work-Orgien bei Laune gehalten, allerdings hat sich auch der FBI-Ermittler Patrick Denham (dargestellt von Kyle Chandler) an die Fersen des Unternehmens geheftet, um illegale Praktiken aufzudecken.

Belfort selbst ist ein unsympathischer Proll, wie er im Buche steht: Drogen, Prostituierte und großspuriges Geldausgeben sind seine Vorlieben neben seinem Job. Geld ist das Zentrum, um das Belforts Universum kreist, seine Religion, wie es selbst behauptet. Und im Endeffekt geht es ja auch bei seiner Tätigkeit nur darum, nämlich Geld mit Geld zu verdienen. Unproduktiv, destruktiv, unaufrichtig – das ist die Broker-Szene, die das Geld verprasst und in die eigenen Taschen umleitet, für das viele Menschen richtige, reale Arbeit geleistet haben.

Sieht es zunächst so aus, als würde Belfrot in dieser kranken Börsenwelt alles richtig machen, so schleichen sich irgendwann die ersten Unstimmigkeiten in sein Leben, und das sowohl beruflich als auch privat. Und es hat mir zumindest Spaß gemacht, ihm beim Scheitern zuzusehen. Dabei staunt man wegen der Überdrehtheit und Psychopathie der Broker, die den meisten schon reichlich überspitzt vorkommen dürfte – nur um dann am Ende festzustellen, dass es Jordan Belfort wirklich gibt und dieser Film auf seiner Biografie basiert. Es handelt sich also tatsächlich um eine wahre Begebenheit …

Das macht dann nicht gerade gute Laune, wenn einem bewusst wird, dass Typen wie Belfort zahlreiche Menschen ruinieren und zu einem guten Teil mit dafür verantwortlich sind, dass wir eine immer größer werdende soziale Schieflage in den europäischen Ländern und den USA haben. Aber dieser Einblick in das kranke und dekadente Treiben dieser Schnösel, die sich selbst für enorm wichtig halten und als Leistungsträger sehen, dabei allerdings im Prinzip nichts anderes als legalisierte Diebe sind, die keinen produktiven gesellschaftlichen Beitrag leisten, ist wichtig, um ein aus dem Ruder laufendes Wirtschaftssystem besser verstehen zu können.

Insofern bietet „The Wolf Of Wall Street“ nicht nur knappe drei Stunden gute Unterhaltung mit einem blendend aufspielenden Leonardo DiCaprio, sondern ist zugleich auch ein Lehrstück für angewandte Kapitalismuskritik. Ausgesprochen empfehlenswert!

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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