The Big Short

Die Finanzkrise von 2007/2008 ist ja immer noch sehr präsent, da dadurch die Staatsschulden vieler Länder aufgrund der sogenannten Bankenrettung in die Höhe getrieben wurden, was dann letztlich zur großen Wirtschaftskrise führte, die Europa immer noch im Griff hat. Dabei dürfte es vielen gar nicht genau bewusst sein, was diese Krise eigentlich ausgelöst hat. Genau das ist das Thema des Films „The Big Short“ (130 Minuten) von Regisseur Adam McKay aus dem Jahr 2015. Klingt vielleicht erst mal wenig spannend, ist zum einen hochinteressant und wird zum anderen ausgesprochen ansprechend präsentiert.

Das beginnt schon mit einer hochkarätigen Besetzung, denn Christian Bale, Ryan Gosling und Brad Pitt spielen drei der Hauptrollen. Dass es sich dabei um mehr als Namedropping handelt, belegt die exzellente Leistung, die von den drei Stars geboten wird: Christian Bale brilliert als Hedgefond-Manager Dr. Michael Burry, der als Erster ahnt, dass sich auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt eine riesige Blase bildet und der deren Platzen recht genau vorhersagt, Brad Pitt spielt den desillusionierten ehemaligen Starbänker Ben Rickert, und Ryan Gossling gibt nicht nur den Erzähler der Geschichte, sondern stellt mit Jared Vennett einen zynischen und recht glatten Spekulanten dar, der ebenfalls auf das große Geld hofft, dass er aus der sich anbahnenden Krise zu ziehen gedenkt. Ebenfalls großartig agiert Steve Carell als Trader Mark Baum, der beständig zwischen Depression und Cholerik pendelt.

Natürlich sind die finanzmarktspezifischen Details durchaus nicht unkompliziert, allerdings schafft es Regisseur McKay, diese auf amüsante Art und Weise zu erklären, indem er kleine Spots in die Handlung einschiebt, in denen dann auf vereinfachend beispielhafte Weise Erklärungen geliefert werden für Finanzprodukte, die vermutlich viele Bänker selbst nicht so genau durchblicken. So bekommt man als Zuschauer im Laufe der Handlung mehr und mehr eine Ahnung davon, welch vollkommen irrationaler Wahnsinn in der spekulationsgetriebenen Finanzbranche vorherrscht.

Das Ende dürfte den meisten ja eh klar sein, insofern ist es kein unzulässiger Spoiler, hier zu schreiben, dass es zum großen Crash kommt. Das Interessante ist in dem Film allerdings der Weg dorthin, bei dem man die Protagonisten verfolgt, wie sie selbst versuchen, möglichst viel Kapital aus dem Implodieren des Immobilenmarktes zu schlagen. Der Einblick in die Finanzindustrie, den man dabei erhält, offenbart etliche haarsträubende Erkenntnisse, die vollkommen unglaublich anmuten – wenn sie nicht wahr wären.

Der Film basiert nämlich tatsächlich auf realen Begebenheiten, und die dargestellten Charaktere gibt es wirklich. Insofern ist das Ganze auch ein Stück wirtschaftspolitischer Bildung, die allerdings extrem amüsant und kurzweilig präsentiert wird. Dass es nun immer noch keine wirksame Bankenregulierung gibt und das absurde Zocken genauso weiterläuft, wie in dem Film dargestellt, lässt einen staunend zurück. Gute Laune wird man also kaum am Ende des Films haben, wobei die sarkastische Erzählart das Ganze schon ein Stück weit erträglicher macht.

Zum Appetitmachen kann man sich hier auf YouTube den deutschen Trailer anschauen, ansonsten kriegt man die DVD schon für unter 10 Euro. Lohnt sich nicht nur zum Selberschauen, sondern ist auch ein gutes Weihnachtsgeschenk …

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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