Interessantes aus KW 34/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Der Rechtsruck nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ist ja nun schon etwas länger zu beobachten. Ein Artikel des Regionalportals Mein Klagenfurt zeigt nun auf, woran sich dies im ganz alltäglichen Leben bemerkbar macht, nämlich daran, dass Positionen und Ansichten, die vor einigen Jahren noch allgemeiner Konsens waren, auf einmal als links oder gar linksextrem gelten. Darüber hinaus wird auch noch auf die Parallelen hingewiesen, die allen Wutbürgern bzw. Hassbürgern gemein sind, egal ob sie nun aus der ideologischen oder religiösen Ecke kommen. [Karl]

2. Auf der Webseite der ZDF-Nachrichtensendung heute findet sich ein interessantes Interview mit Ulrike Guérot, in dem es um die ersten 100 Tage Amtszeit des französischen Präsidenten Emmanuel Macron geht. Dessen Zustimmungswerte sind bereits deutlich gefallen, zudem steht unserem Nachbarland ein heißer Herbst bevor, wenn Macron die angekündigten neoliberalen Arbeitsmarktreformen umsetzen wird. Gerade die angesprochen Rolle Deutschlands ist dabei beachtenswert und sollte nicht (wie in den letzten Jahren in Europa leider üblich) von Großkotzigkeit und Arroganz geprägt sein. [Karl]

3. Ein knapp siebenminütiger Bericht des ARD-Magazins titel, thesen, temperamente zeigt auf, wie miserabel die Situation an vielen deutschen Schulen zurzeit ist. Neben erhebliche baulichen und hygienischen Mängeln fällt auch immer wieder in großem Stil Unterricht aus, da nicht genügend Lehrkräfte vorhanden sind. Teilweise werden nun sogar schon Quereinsteiger auf die Schüler losgelassen – und dabei ist es ja nun nicht so, dass man den Bedarf an Lehrkräften nicht planen könnte, denn Schülerzahlen kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern sind schon ein paar Jahre zuvor absehbar. Bildung ist immer ein schönes Schlagwort im Wahlkampf – in der Umsetzung sieht es dann zumeist gruselig damit aus. [Karl]

4. In der jungen Welt findet sich ein treffender Kommentar von Kristian Stemmler zum Gebaren des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, der nun, wie der Spiegel berichtete, nicht nur seinen Ehrensold von 250.000 Euro im Jahr bezieht, sondern auch sonst alles mitnimmt, was ihm an Geldern zufließt. Wie Stemmler richtig feststellt, ist das auch nicht überraschend, da so ein egozentrisches Verhalten genau zu Gaucks Amtsausübung passt. Der Typ ist und bleibt eine Schande für das Amt des Bundespräsidenten. [Karl]

5. In ihrer Kolumne in der taz beschreibt Fatma Aydemir sehr treffend die Schizophrenie, dass einerseits sich (zu Recht) über die Neonazis in Charlottesville (USA) aufgeregt wird, andererseits aber die AfD nach wie vor in Talkshows zur besten Sendezeit die Möglichkeit bekommt, sich dort zu präsentieren. Auf diese Weise wird das rechte Gedankengut der AfD, das nicht wirklich weit weg von den Ansichten Donald Trumps und seiner Anhänger ist, ein Stück weit zur Normalität in Deutschland. Gefährliche Entwicklung! [Karl]

6. foodwatch präsentiert die vier irrsinnigsten Lebensmittelgesetze Deutschlands. Und diese lesen sich in der Tat so, als wenn da die Lobbyisten der Lebensmittelindustrie selbst dran mitgeschrieben haben. So wird es für die Kunden nicht nur immer schwieriger, beim Einkaufen nicht hinters Licht geführt zu werden, sondern es wird auch deutlich, dass die Gesundheit der Verbraucher deutlich hinter dem Profitstreben von Konzernen zurücksteht. [Karl]

7. Die linksradikale Webseite Linksunten Indymedia wurde auf Betreiben des Bundesinnenminsteriums verboten, wie ein Artikel im neuen deutschland berichtet. Darin kommen auch einige kritische Stimmen zu dieser Zensurmaßnahme zu Wort. Nun muss man nicht alles inhaltlich gut finden, was auf dem Onlineportal veröffentlicht wurde, zumal das Ganze ja bewusst offen gestaltet wurde, sodass jeder, der wollte, dort etwas schreiben konnte. Allerdings ist es schon ein starkes Stück, nun mit auch noch fadenscheinigen rechtlichen Grundlagen (Vereinsverbot für ein Portal, das gar kein Verein ist) dermaßen einseitig gegen Links vorzugehen und Rechts weiter gewähren zu lassen. Die AfD freut sich in jedem Fall über diese Wahlkampfhilfe von Thomas de Maizière (CDU) … [Karl]

8. In einem Artikel auf den NachDenkSeiten wirft Frederico Füllgraf einen Blick nach Brasilien, wo sich vor gut einem Jahr Präsident Temer mehr oder weniger ins Amt geputscht hat. Und die Zustände dort sind ziemlich katastrophal: ein Präsident, der von 95 % der Wähler abgelehnt wird, sich aber mithilfe von gekauften Stimme im Amt hält, offensichtliche Korruption von Präsident, Ministern und etlichen Parlamentsmitgliedern, wirtschaftliche Probleme, die vor allem die Ärmsten auszubaden haben – die ganze übliche Palette des Neoliberalismus. Warum hört man darüber eigentlich nach wie vor so wenig in unsere Leitmedien? [Karl]

9. Interessante Erkenntnisse über den Wirtschaftsnobelpreis liefert ein Artikel von Ulrike Herrmann in der taz. Dieser Preis wird nämlich anders als die Nobelpreise in den übrigen Disziplinen nicht schon seit 1901 verliehen, sondern erst seit 1968 – und zudem wurde das Ganze von der Schwedischen Reichsbank initiiert (die Erben von Alfred Nobel distanzieren sich deutlich hiervon). Mithilfe dieser Auszeichnung für Ökonomen soll vor allem die neoklassische Sichtweise als alleingültige Theorie durchsetzen, zudem sollte den Wirtschaftswissenschaften so ein Nimbus der naturwissenschaftlichen Unfehlbarkeit verliehen werden. Nichts anderes PR im Sinne des Neoliberalismus also – gut zu wissen! [Karl]

10. Auf der Webseite von Global 2000 findet sich ein interessanter Blick in die Klimazukunft. Dazu werden auf Studienergebnissen basierende Szenarien vorgestellt, die aufzeigen, wie sich verändertes Verbraucherverhalten auf die CO2-Emissionen auswirkt. Zudem wird auch noch aufgezeigt, welche Aufgaben hierbei der Politik zufallen würden. Das Ganze wird dann noch garniert mit kurzen Videofilmen, die die Ergebnisse noch mal zusammenfassen. Das bezieht sich zwar alles auf Österreich, kann aber auch ohne Weiteres auf Deutschland übertragen werden. [Karl]

11. Im Rahmen der täglichen Sendung nano auf 3sat findet sich ein 5:35 Minuten langer Beitrag über die mittlerweile bekannten Filterblasen, in dem dieses Phänomen anhand eines eingängigen Beispiels erklärt wird. In der gleichen Sendung auch ein knapp sechsminütiger Bericht über die Social Bots und deren Einsatz bei der politischen Meinungsbildung. Beide Beiträge zusammen zeigt einem mehr, dass es eben bei den sozialen Netzwerken (trotz vielfältiger Kontakte!) nicht ausreicht, sich ausschließlich hier zu informieren. Gerade die eigenständige Suche auch in uns bisher nicht bekannten oder bisher gemiedenen Quellen kann ein Meinungsbild ergänzen oder abrunden, selbst wenn es nicht unserer Meinung entspricht. [Dirk]

12. Auch Monitor meldet sich zurück aus der Sommerpause und bringt einen über zwölfminütigen Beitrag über den mutmaßlichen Attentäter Jaber Albakr und seinen Selbstmord in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Leipzig im letzten Jahr. Trotz klarer Eigengefährdung und scheinbar mehrmaligen Selbstmordversuchs gelang es dem Terrorverdächtigen nicht nur, sich umzubringen, vielmehr scheint dies auch durch einige Beamte begünstigt worden zu sein! Was ist gruseliger: die himmelschreiende Inkompetenz oder die offensichtliche Kriminalität einiger Staatsorgane?! Die weiteren Themen der Sendung sind ebenfalls sehr interessant. [Dirk]

13. Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) lohnen sich nicht für die Allgemeinheit – darauf haben wir ja schon öfter hingewiesen. Nun belegt das Beispiel der finanziellen Schieflage der „A1 Mobil“, die den Ausbau und Betrieb der Autobahn A1 zwischen Hamburg und Bremen übernommen hat, dies noch einmal vehement, wie aus einem Kommentar von Kai Schlieter in der Frankfurter Rundschau und einem Kommentar von Wolfgang Mulke in der taz hervorgeht. Um das Ganze noch zu toppen: Ein Artikel der Berliner Zeitung berichtet, dass Verkehrsminister Alexander Dobrindt schon seit Jahren hiervon wusste, diese Informationen allerdings geheim hielt, um so im Juni die Grundgesetzänderung nicht zu gefährden, mit der weitreichenden Autobahnprivatisierungen Tür und Tor geöffnet wurden. Politik mal wieder als reiner Erfüllungsgehilfe von Profitinteressen einiger weniger zulasten der Gesellschaft. [Karl]

14. Mit einem eher resignativen Statement auf seiner Webseite energiewende-jetzt.org kündet Jürgen Blümer das Ende seines Engagements gegen Gasbohren im Münsterland an. Darin benennt er die drei Charaktereigenschaften, die den Menschen im radikalisierten Kapitalismus auszeichnen: Egoismus, Dummheit und Selbsthass. Diese führen dazu, dass immer wieder die gleichen Parteien gewählt werden, welche die Demokratie zu einer marktkonformen pervertieren. Klare Worte, die einem zu denken geben sollten. [Karl]

15. Facebook ist ein ziemlich mieser Laden. Das ist vielen, die dort als User unterwegs sind, sehr wohl bewusst, aber aufgrund einer quasi monopolistischen Stellung kommt man eben kaum um Facebook herum, wenn man in der Öffentlichkeit präsent sein oder sich mit Freunden austauschen möchte – wir sind ja dort auch vertreten. Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung widmet sich nun dem Thema der Personensperrungen von Facebook, und diese sind oft willkürlich und nicht nachvollziehbar. So sieht es also aus, wenn ein privater Konzern Richter und Polizei in einer Person spielen darf … [Karl]

16. Und noch ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung: Die offiziellen Zahlen von Opfern rechter Gewalttaten weichen erheblich von den inoffiziellen Zahlen ab, sodass erläutert wird, wie es zu dieser Diskrepanz kommt. Gerade für die Angehörigen von Todesopfern rechter Gewalt ist es wichtig, dass die politische Motivation der Tat auch bestätigt wird, damit sie mit dem schrecklichen Geschehen abschließen können. Wieder mal zeigt sich allerdings die Polizei auf dem rechten Auge allzu oft als blind, was man ja fast schon als deutsche Tradition bezeichnen muss. [Karl]

17. Mal wieder Interessantes von Sascha Lobo in seiner Kolumne auf Spiegel Online: Diesmal geht es darum, dass Lobo schildert, warum er nach Terroranschlägen mittlerweile grundsätzlich erst mal eine Zeit lang offline geht. Er hat nämlich bei sich selbst beobachtet, wie die emotionale Aufschaukelung in den sozialen Medien dazu führte, dass es bei solchen Geschehnissen immer mehr um ihn selbst und seine Befindlichkeit ging als um die Hintergründe und die eigentlichen Opfer. Sehr lesenswerte Gedanken zur Beeinflussbarkeit durch soziale Medien, der wir alle ein Stück weit unterliegen, ohne uns dessen oftmals bewusst zu sein. [Karl]

18. Jens Berger beschäftigt sich in einem Artikel auf den NachDenkSeiten eingehend mit den Hintergründen des sogenannten Diesel-Skandals, die in der eher etwas hysterisch geführten momentanen Debatte doch deutlich zu kurz kommen bzw. in den Hintergrund geraten. So stellt er fest, dass es sich bei den hohen Stickoxidwerten nicht um ein rein deutsches Problem handelt, und zeigt die internationale Dimension des Ganzen auf, aus der sich einige Zielkonflikte ergeben, die beachtet werden müssen. Wichtige und interessante Hintergrundinfos! [Karl]

19. Die BILD hat mal wieder Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht und wurde dafür kritisiert. Soweit nichts Neues vom Springer-Hertzblatt. Ein Artikel auf Meedia zeigt nun, wie sich die Redaktion der BILD nun rechtfertigt und dabei durchaus auch Zutreffendes feststellt. Problematisch bleibt hingegen die Überschrift, die sich entsprechend bei anderen rechten Medien wie Junge Freiheit und Focus entsprechend ohne jede Differenzierung verbreiteten. Interessant dazu auch, wie auf der Webseite des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe aufgezeigt wird, wie BILD sich in diesem Fall Zahlen zurechtrechnet, damit sie der eigenen Intention entsprechen. [Karl]

20. In Berlin wird zurzeit vom Bundesinnenministerium ein Großtest zur Gesichtserkennung durchgeführt, der von Heribert Prantl in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung mit deutlichen Worten kritisiert wird: So bezeichnet er diese weitere Steigerung der Üerwachung als nicht hilfreich, sondern asozial, da eben alle Menschen unter eine Art Generalverdacht gestellt würden. Auch auf Spiegel Online findet sich zu dem Thema ein kritischer Kommentar von Christian Stöcker, der diese Überwachungstechnologie als eine Art Mash-up aus Franz Kafka und George Orwell bezeichnet. Dabei warnt er vor allem vor den weiteren Entwicklungen, die daraus resultieren und die einen totalen Überwachungsstaat ermöglichen. [Karl]

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Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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