Interessantes aus KW 12/2018

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Wie Politiker, Medien und Lobbyvereine wie der Bund der Steuerzahler zusammenarbeiten, um falsche Wahrheiten unter die Menschen zu bringen und Stimmung zu machen, berichtet ein Artikel des Blogs Aktuelle Sozialpolitik zur derzeit laufenden Debatte, dass Arbeitnehmer oft weniger Geld zur Verfügung haben sollen als Hartz-IV-Empfänger: Jens Spahn gib den Einpeitscher, um das Thema überhaupt erst mal mit der nötigen Aufmerksamkeit zu versehen, dann kommt der Bund der Steuerzahler und präsentiert eine seriös aussehende, aber vollkommen fehlerhafte Aufstellung von Zahlen, die dann von viele Medien einfach so übernommen und als Botschaft weiterverbreitet wird. Dass dabei auf Seiten der Arbeitnehmer Dinge wie Kindergeld und Wohngeld einfach „vergessen“ wurden, spielt genauso wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass man sich mit der Familie mit zwei Kindern eine für Hartz-IV-Empfänger ausgesprochen untypische Lebenssituation herausgesucht hat. So funktioniert Agitation – mit Information und Fakten hat das nur sehr wenig zu tun. [Karl]

2. Die BILD ist ja für ihre Schäbigkeit hinreichend bekannt – allerdings schafft es Deutschlands Hetz- und Panikpostille Nummer eins doch immer wieder, sich selbst in puncto Widerwärtigkeit zu übertreffen. Wenn man nämlich seine Stimmungsmache auf Kosten eines Siebenjährigen (!!!) betreibt, wie ein Artikel von BILDblog berichtet, dann ist das so was von jenseits allen (nicht nur journalistischen) Anstands. Einfach nur noch ekelhaft! [Karl]

3. ACHTUNG: Diese Bilder von Schlachtvieh sind immer wieder schwer zu verdauen. Die Sendung Report Mainz zeigt in einem achtminütigen Bericht die immer noch bestehenden Bedingungen in deutschen Tierställen. Die Verantwortung wird vom Bund auf die Länder geschoben, und dort sind die vorherrschenden Gesetze nicht ausreichend und noch weniger überprüft. Aber was ist auch von einer Regierung zu erwarten, die auch Menschen berechnend in Libyen foltern oder im Mittelmeer ertrinken lässt … [Dirk]

4. Passend zum Thema berichtet Frontal21 in einem 14-minütigen Beitrag vom Einsatz von Tierabfällen als Inhalt von Wurst und Fleischprodukten. So wird ein Pulver hergestellt, dass Wasser bindet, sodass das Fleischprodukt durch die Zugabe von Abfällen nicht weniger Eiweiße enthält (worauf bei Tests zum Fleischanteil geprüft wird). Der Hersteller dieses Pulvers sagt es deutlich: „Wir machen aus Scheiße Gold.“ Guten Appetit! [Dirk]

5. Mal wieder etwas, was die Absurdität der „Leistungsgesellschaft“ offenbart: Im Jahr 2017 macht die Deutsche Bank einen Verlust von etwa 500 Million Euro – und zahlt gleichzeitig Boni von etwa einer Milliarde Euro aus, natürlich vor allem im Bereich des Investmentbankings. Noch absurder wird es dann, wenn man die Begründung dafür in einem Artikel der Blätter für deutsche und internationale Politik liest: Man will ja auf diese Weise die jungen Talente vom internationalen Personalmarkt nicht vergraulen – also genau jene Leute, die nicht nur für die letztjährigen Verluste verantwortlich sind, sondern auch für das zunehmend kriminelle Gebaren und Missmanagement, die den Laden seit den 1990er-Jahren zunehmend vor die Wand gefahren haben. Aber klar: Wenn man „systemrelevant“ ist und notfalls mit Steuergeldern gerettet wird, dann lebt es sich natürlich vollkommen ungeniert in Saus und Braus … [Karl]

6. Wie weit es mit der Verschiebung von Gesetz und Recht in Richtung Vermögen gekommen ist, zeigt ein neunminütiger Bericht bei Frontal21: Die Banken und Anleger des größten Steuerbetrugs seit Jahrzehnten (Cum-Ex-Skandal) haben bisher nichts auszustehen, wohingegen die Whistleblower durch die Schweizer Justiz und andere Einschüchterungstaktiken unter Druck gesetzt werden. Wer kann sich da noch über andere Länder als „Bananenstaat“ lustig machen? [Dirk]

7. Nicht nur in der Pflege herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen, sondern auch Ärzte bekommen den zunehmenden Effizienzdruck zu spüren und sind so kaum noch in der Lage, qualitativ gute Arbeit abzuliefern. Das, was ein Arzt des Wiener AKH in einem Artikel im Standard schildert, ist beängstigend, denn es geht daraus hervor, dass aus Gründen der Gewinnsteigerung und wegen der Ökonomisierung des Gesundheitswesen Wohl und Würde der Patienten zunehmend auf der Strecke bleiben. In Deutschland sieht das übrigens nicht viel anders aus … [Karl]

8. Roberto J. De Lapuente bricht in einem Artikel auf neulandrebellen eine Lanze für die Schutzzölle. Diese sind ja aktuell sehr in Verruf geraten, da US-Präsident Trump sie auf Stahlimporte erhoben hat, sodass in vielen Medien schon von einem Handelskrieg die Rede ist. Dabei sind Schutzzölle ein ganz normales Mittel, damit Staaten regulierend in die Wirtschaft eingreifen können, sodass De Lapuente zu dem Schluss kommt, dass wir nicht weniger (wie uns die CETA- und TTIP-Befürworter immer einreden wollen), sondern mehr Schutzzölle brauchen, da diese nicht nur Fluchtursachen bekämpfen, sondern auch ökologisch durchaus sehr sinnvoll sein können. [Karl]

9. Im Rahmen der ARD-Doku-Reihe 7 Tage geht es dieses Mal um die Fundamentalchristen von „The Way Of Holiness“. Eine Woche lang begleitete das Team den Leiter dieser schon fast wie eine Sekte anmutende Glaubensgemeinschaft und gibt so Einblicke in eine recht bizarr anmutende Welt mit teilweise grotesken Ritualen. Wer meint, dass es religiöse Extremisten mit ausgrenzenden und reaktionären Ansichten nur bei anderen Religionen gäbe, der wird hier eines Besseren belehrt. [Karl]

10. Am Dienstag gab es die neuste Folge von Mann, Sieber! im ZDF, und das waren mal wieder bissige und vergnügliche 30 Kabarettminuten. Thematisch ging es diesmal um die zunehmende Überwachung, die US-amerikanischen Schutzzölle und das Jubiläum „25 Jahre Tafeln“. Auch die Autoindustrie und Jens Spahn bekamen ihr Fett weg. Wie immer ausgesprochen sehenswert! [Karl]

11. Die AfD gibt sich ja gern bürgerlich, aber es kommt doch immer wieder vor, dass diese Fassade deutlich Risse aufweist und die Verbindungen zum rechtsextremen und neonazistischen Milieu offensichtlich werden. So berichtet ein Artikel im Tagesspiegel von einem Mitarbeiter von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland, der ein hochrangiges Mitglied der verbotenen Neonazi-Organisation HDJ war. Gaulands Büro versucht auf Nachfrage, diesen Sachverhalt zu vertuschen, was allerdings nur unzureichend gelingt. Auch weitere hochrangige AfD-Politiker haben übrigens Verbindungen zur HDJ. Soll also keiner sagen, dass man nicht wissen kann, dass die AfD ein durch und durch rechtsextremer Haufen ist. [Karl]

12. Der türkische Angriffskrieg gegen die Kurden in Syrien hat nun zur Eroberung der Stadt Afrin durch türkische Truppe und mit ihnen verbündete Islamisten geführt. Wie diese dort wüten, foltern, morden, plündern und so Tausende von Menschen in die Flucht treiben, geht aus einem Artikel in der jungen Welt , einem Interview mit dem deutschen Notarzt Michael Wilk im Deutschlandfunk, der in Syrien vor Ort ist und dort hilft, sowie einer Fotostrecke auf Zeit Online hervor. Lesenswert auch ein Kommentar von Jan Jessen in der NRZ, der auch die möglichen Folgen in der Region und das schäbige Verhalten der westlichen Regierungen, denen es wichtiger ist, einen NATO-Partner bei der Stange zu halten, als einen solchen Angriffskrieg gegen die vor Kurzem noch im Kampf gegen den IS als Verbündete benutzten Kurden zu verurteilen. [Karl]

13. Mit einem längeren Beitrag von einer Stunde lief bei scobel (3sat) eine Talkrunde über den Rückzug der Religion aus den industrialisierten Ländern. Mit einem Soziologen und zwei ReligionswissenschaftlerInnen als Gäste moderiert Gert Scobel die Sendung und stellt auch religionsübergreifende Fragen an die Runde. Eine nüchterne, aber auch nachdenklich stimmende Sendung. [Dirk]

14. Passend zum vorherigen Thema ein knapp fünfminütiger Beitrag bei quer (BR), der sich mit einer Glaubensbrüderschaft in einem Städtchen in Süddeutschland beschäftigt. Dort hatte ein Kaplan mit zweien seiner Glaubensbrüder frischen Wind in die Gemeinde gebracht und sich das Vertrauen der Bewohner redlich verdient. Bis der Bischof die Glaubensbrüderschaft offiziell per Brief beendete: Die Gemeinschaft genüge den kirchlichen Verlautbarungen nicht. Na dann … [Dirk]

15. Christoph Butterwegge lohnt es sich bei sozialpolitischen Themen immer zuzuhören. Deswegen der Hinweis auf ein zehnminütiges Interview auf Deutschlandfunk Nova mit dem Soziologen und Armutsforscher, in dem dieser die strukturellen Probleme von Hartz IV klar benennt und auch den gesellschaftlichen Umgang mit Langzeitarbeitslosen kritisiert, der vor allem von einer abwertenden Haltung geprägt ist, die durch Aussagen von Politikern wie Jens Spahn (CDU) genauso gefördert wird wie durch Sendungen im Privatfernsehen, die Hartz-IV-Empfänger oft genug als faule Dummköpfe darstellen. [Karl]

16. Ein Artikel auf amerika21 befasst sich mit Wasserknappheit. Diese ist in einigen Regionen bereits sehr weit fortgeschritten, so z. B. in der südafrikanischen Metropole Kapstadt, wo schon einschneidende Rationalisierungsmaßnahmen getroffen werden. Verschärft wird dieses sich global ausweitende Problem dadurch, dass zunehmende Wasserprivatisierungen zu weiterer Wasserverknappung führen, wie in dem Artikel anschaulich dargelegt wird. So schafft sich der neoliberale Kapitalismus durch Ressourcen- und Umweltzerstörung seine eigenen gesteigerten Absatzmöglichkeiten – ein reichlich perverses Modell. [Karl]

17. In einem halbstündigen Beitrag auf Deutschlandradio Kultur (liegt auch in transkribierter Form vor) geht es um Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland. Dazu fällt den meisten vermutlich neben dem NSU relativ wenig ein, und umso erstaunlicher ist es, dass eine sehr kontinuierliche rechtsterroristische Aktivität seit Ende der 60er-/Anfang der 70-Jahre nachgewiesen werden kann. Diese wurde allerdings durch die Fixierung auf Linksterrorismus im Grund nicht wirklich als Terrorismus wahrgenommen, sondern man ging fälschlicherweise immer wieder von verwirrten Einzeltätern aus. Das nun so mal in einer Gesamtschau zu betrachten, ist schon reichlich erschreckend. [Karl]

18. Der Videoblogger Rayk Anders gibt in einem sechseinhalbminütigen Beitrag mal seinen Senf zur Wahl in Russland und einigen Reaktionen aus der deutschen Politik (eigentlich nur die einer Person einer Partei, die ich nicht mehr für solchen populistischen Quark nennen möchte). Am Ende ist es (fast) egal, welche(n) Führer(in) welcher großen Industrienation man nimmt: Krieg, Lug/Trug und Wirtschaftshörigkeit stehen ganz oben auf der Agenda. [Dirk]

19. Spiegel Online hat kürzlich geschrieben, wie sehr die sogenannten Millenials angeblich die Arbeitswelt verändert hätten. Roberto J. De Lapuente nimmt sich diesen Artikel vor und beschreibt in einem Beitrag auf neulandrebellen treffend, wie sehr man hieran sehen kann, dass Journalisten doch oft genug recht abgehoben vom Rest der Bevölkerung sind und im Grunde vor allem für und über sich selbst und ihresgleichen schreiben: gut situierte Menschen mit gesicherten Existenzen. Denn mit der Lebensrealität vieler Arbeitnehmer in Deutschland, die auch zu den Millenials gehören, hat das schönfärberische Geschwurbel im Spiegel-Artikel sehr wenig bis gar nichts zu tun. [Karl]

20. Über Sahra Wagenknecht wird ja immer wieder viel berichtete in den Medien, insofern ist es interessant, auch mal ihr selbst zuzuhören. Diese Gelegenheit bietet ein ausführliches Interview im neuen deutschland mit der Fraktionsvorsitzenden von Die Linke im Bundestag, in dem sie sich über innerparteiliche Konflikte, eine linke Sammelbewegung, das Verhältnis zur AfD und deren Wählern sowie zu immer wieder aufkommenden Rassismusvorwürfen gegen ihre Person äußert. [Karl]

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