Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland

Passend zum Ende des NSU-Prozesses in München ist mir die Reportage Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland aus der Reihe ZDF History untergekommen, die sich mit genau den rechten Terrornetzwerken in Deutschland befasst, die im Verlauf des Verfahrens ja immer wieder bestritten wurden, indem auf Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe als allein agierendes Trio abgestellt wurde. Obwohl diese Reportage schon aus dem letzten Jahr ist, erhält sie auf diese Weise eine brandaktuelle Note.

Der Terrorismus der RAF wurde ausgiebig dokumentiert, der Terror aus der genau entgegengesetzten Richtung hingegen führt ein ziemliches öffentliches Schattendasein in Deutschland. Dabei haben Rechtsterroristen seit den 60er-Jahren wesentlich mehr Menschen auf dem Gewissen, nur sind die Strukturen ihrer Netzwerke eben meistens nicht so offensichtlich, wie dies bei der RAF der Fall war. Aus Unwissenheit und bestimmt teilweise auch aus politischem Kalkül (immerhin sind sowohl der Verfassungsschutz als auch der Bundesnachrichtendienst ja reichlich mit Rechtsextremen besetzt und insofern mit den entsprechenden Szenen verbunden) wurde oft von Einzeltätern ausgegangen – auch wenn die Beweislage oftmals ganz anderes nahelegte. Doch im Zweifelsfall wurden Zeugenaussagen eben einfach ignoriert (so wie beim Oktoberfest-Attentat) oder eben Beweismittel zuhauf vernichtet (so wie beim NSU-Komplex).

Nun bekommt man eine chronologische Übersicht über die wichtigsten Akteuere des Rechtsterrorismus in Deutschland und deren Anschläge und Morde, angefangen mit den 60er-Jahren. So komprimiert in 43 Minuten ist das reichlich starker Tobak, der einen schon mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zurücklässt.

Dennoch eine ganz wichtige Sendung, die man unbedingt gesehen haben sollte! Bis zum 28. November dieses Jahres noch in der Mediathek des ZDF verfügbar, danach dann hoffentlich noch irgendwo auf YouTube vorhanden.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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