Es gibt keine Causa Özil

Urlaub und doch kein Urlaub, weil ich auf die Zeitungslektüre einfach nicht verzichten will. Heute die angebliche Causa Özil, wie es RTL nannte, welche meine Urlaubsruhe störte.

Es gibt keine Causa Özil!

Es gibt eine Causa gesellschaftliches Versagen, und zwar nicht nur des DFB, sondern aller namhaft an der Gesellschaft Beteiligten, auch und gerade derjenigen in der Politik, der Kleinen wie der Großen. Und dieses Versagen reicht weit über das Versagen bei der Integration hinaus.

Ich glaube nämlich, dass das Gefühl Özils lange schon das Gefühl der Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund ist, mal mehr, mal weniger, sich nämlich nur dann willkommen zu fühlen, wenn sie irgendwie nützlich sind und nur so lange sie nützlich sind, und wehe, sie sind es nicht mehr, scheinen es nur nicht mehr zu sein.

Ich glaube, dass die Schnittmenge zu denen, denen man hier das gleiche Gefühl seit der Agenda 2010 gibt, auch wenn ihr Migrationshintergrund nicht mehr offensichtlich ist, recht groß geworden ist. Ich bin dessen sogar sicher. Ich glaube, dass die Individualisierung der Gesellschaft, die soziale Spaltung hier die eigentliche Causa ist.

Ich glaube, dass sich solche Vorfälle auch so lange wiederholen werden, wie diese Causa nicht erkannt worden ist, solange sie negiert werden kann, solange die wahren Ursachen unter den Teppich gekehrt werden können, weil nur Politik für die Mitte und im Sinne der Mitte gemacht wird, diese jedoch immer kleiner und dadurch auch aggressiver wird, nicht nur nach verlorenen Fußballspielen.

Ich glaube, dass wir schwierigen Fragen nicht weiter ausweichen dürfen, nur weil es den Parteioberen nicht in den Kram passt, sich mit den wirklich Mächtigen anzulegen, sie im Gegenteil weiter hoffen, ihr Schäflein mit deren Hilfe ins Trockene zu bringen, es im Trockenen zu halten.

Ich glaube, dass wiederum nur über Schuldige, wahre und vermeintliche Schuldige, diskutiert werden wird, um weder sich selbst noch der Gesellschaft im Allgemeinen eingestehen zu müssen, dass der Weg seit den 70ern hier bei uns ökonomisch zuerst, und nun auch gesellschaftlich immer offensichtlicher werdend, ein falscher Weg war, seit der Agenda 2010 die Geschwindigkeit in diese falsche Richtung nur erhöht worden war, eigentlich nur die Reichen reicher machte, den Wohlhabenden diente und die Teile der Gesellschaft ärmer, welche dem Druck durch die Globalisierung und der Individualisierung nicht standhalten konnten, und bald auch die ärmer machen wird, die nicht werden standhalten können in Zukunft.

Ich glaube, dass es noch lange brauchen wird, bis es hier zu einer Umkehr kommen wird. Ich glaube, dass ich meinen Urlaub verlängern sollte, auf unbestimmte Zeit hinaus.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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