Interessantes aus KW 33/2018

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In den Blättern für deutsche und internationale Politik findet sich ein interessanter Artikel von Markus Bickel, in dem die aktuelle politische Situation in Saudi-Arabien beschrieben wird. Dort gibt es unter dem jungen Thronfolger Mohammed Bin Salman Al Saud nämlich einige vorsichtige Reformen, um die Kopf-ab-Monarchie zumindest ein wenig aus dem Mittelalter herauszuführen. Dass diese Maßnahmen allerdings kaum aus progressiven Ansichten resultieren, sondern vielmehr den eigenen Machterhalt sichern sollen, geht aus dem Artikel freilich auch hervor. [Karl]

2. Alexander Gauland von der AfD war am letzten Sonntag zu Gast im ZDF-Sommerinterview – und hat dabei eine unglaublich schlechte Figur gemacht, wie ein Artikel in der taz dokumentiert. Er wusste nämlich auf sehr viele Fragen, z. B. zu den Konzepten der AfD bei den Themen Digitalisierung, Rente, Mietenexplosion, einfach nichts zu antworten. Dass diese Erbärmlichkeit dennoch bei einigen AfD-Jüngern gut angekommen ist, stellt ein Kommentar von Detlef Esslinger in der Süddeutschen Zeitung dar. Von denen wird Gaulands Planlosigkeit nämlich teilweise noch als Ehrlichkeit wahrgenommen. Was für eine Trümmertruppe mit anscheinend nur grenzdebilen Wählern! [Karl]

3. Roberto J. De Lapuente befasst sich in einem Artikel auf neulandrebellen mit Heike Göbel, der Wirtschaftsredakteurin der FAZ. Diese zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie nach wie vor eine libertäre Hardlinerin ist, die jegliches staatliche Eingreifen in die Wirtschaft geißelt und somit eine Ideologie vertritt, die in ihrer Rigorosität selbst bei den meisten Neoliberalen sehr von vorgestern ist. Kein Ruhmesblatt für die FAZ, die somit eine konservative Sicht auf Wirtschaftspolitik der Lächerlichkeit preisgibt. [Karl]

4. Im Rahmen von kulturzeit (3sat) wurde ein sechsminütiger Bericht von aspekte (ARD) aus dem Juli ausgestrahlt. Dabei geht es um das kleine Land Albanien, das trotz oder wegen seiner Kriegsvergangenheit ein wenig dunkles und feindliches Bild von seinen Nachbarn hat. Dabei spielt auch der Ministerpräsident Edi Rama eine tragende Rolle, der als Künstler von der Schönheit der Dinge fasziniert ist und dies auch auf die Hauptstadt Tirana überträgt. Eine ungewohnte Einstellung bei Politikern hierzulande. [Dirk]

5. Die Vorschläge von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) machte ja kürzlich mit dem Vorschlag von sich reden, dass die europäischen Grenzen für Importe aus Afrika geöffnet werden sollten. Dass es hierbei wieder mal nur um Eurozentrismus auf Kosten von Afrika und somit um das Schaffen weiterer Fluchtursachen geht, stellt Anne Jung in einem Artikel auf der Website von medico international da. Die Grenzen für afrikanische Rohstoffe sind nämlich längst offen und sichern hier in Europa den Wohlstand. [Karl]

6. Gerade in diesem extrem heißen und trockenen Sommer haben die Leugner des menschgemachten Klimawandels wieder Hochkonjunktur, die behaupten, dass hätte alles nicht mit dem CO2-Gehalt der Luft zu tun. Dass diese Aussagen im nicht nur im Gegensatz zum allgemein anerkannten wissenschaftlichen Konsens stehen, sondern eben auch noch von fragwürdigen Geldgebern (bis hin zu ExxonMobil) finanziert werden, stellt ein gut zwölfminütiger Bericht der ARD-Sendung Monitor da. Bezeichnend vor allem auch, dass derart krude Ansichten in Deutschland politisch vor allem von der AfD vertreten werden. [Karl]

6b. Auch die beiden anderen Hauptthemen in der Sendung Monitor (ARD) waren nicht ohne und daher möchte ich praktisch die ganze 30-minütige Sendung empfehlen. Neben den Klimaleugnern findet sich noch ein 7,5-minütiger Bericht über das Kirchenasyl und wie auch dort das Menschenrecht gebogen und gezerrt wird, um eine Hand voll Leute (im Hochjahr 2016 waren es 103 betroffene Flüchtlinge) zurück zu schicken. Und wo wir schon bei der Schäbigkeit unserer Politiker sind, haben wir auch noch einen knapp 10-minütigen Bericht über die private Vorsorge im Programm. An die Wirtschaft verraten & verkauft, so läuft es im neoliberalen Karussell. [Dirk]

7. Im ZDF macht man mal wieder Wahlkampf für die FDP – diesmal im heute journal, wie ein Artikel auf MEEDIA berichtet. In einem Beitrag wurde eine 29-jährige alleinerziehende Mutter vorgestellt, die ihren Alltag schilderte. Dabei wurde dann allerdings nicht erwähnt, dass diese für die FDP bei den bayrischen Landtagswahlen antritt und ausgerechnet den Themenschwerpunkt Familienpolitik besetzt. Klar, führende Redakteure dürften als Besserverdiener schon vermehrt zur FDP-Klientel zählen, und es ist ja nicht das erste Mal, dass die FDP im Fernsehen über Gebühr supportet wird. Insofern ist die Entschuldigung der Redaktion vom heute journal aus meiner Sicht auch nicht besonders glaubhaft. [Karl]

8. Und gleich noch eine Peinlichkeit der öffentlich-rechtlichen Medien, über die ein Artikel auf Über Medien berichtet: Im WDR trat in einer Plaudersendung am Morgen ein Barista mit einem T-Shirt auf, auf dem der Spruch „Barista, Barista, Antifascista“ zu lesen war. Daraufhin inszenierte eine rechte Gruppierung einen kleinen Shitstorm gegen den Sender, der dann diesen Teil der Sendung aus der Mediathek entfernte. Um dieses erbärmliche Schwanzeinkneifen gegenüber Rechtsextremen noch zu toppen: Der Hintergrund des Spruchs auf dem Shirt ist anscheinend beim WDR niemandem bekannt gewesen. Haltung und Recherche scheinen bei dem Sender also eher weniger vorhanden zu sein – da nützt dann auch eine halbgare spätere Entschuldigung und ein erneutes Einstellen des Beitrags in der Mediathek nichts mehr, wie ich finde. [Karl]

9. Tolle Sache! In einem Artikel auf Utopia wird geschildert, dass in Paris gerade Europas erster kooperativer Supermarkt eröffnet hat. Der Clou dabei: Die Kunden werden Teil eine Genossenschaft und müssen drei Stunden im Monat im Supermarkt diverse Arbeiten erledigen. Dafür können sie dort günstige und überwiegend nachhaltig hergestellte Lebensmittel einkaufen, die zudem noch möglichst wenig verpackt angeboten werden und aus der Region stammen. Ein positiver Nebeneffekt: Die Menschen im Viertel lernen sich darüber kennen. Bitte mehr davon auch in anderen Städten! [Karl]

10. Nach dem Urteil in den USA, das einem krebskranken Hausmeister, der regelmäßig mit glyphosahaltigen Mitteln gearbeitet hat, 289 Millionen Dollar zugesprochen hat, plädiert nun Britta Fecke in einem knapp vierminütigen Kommentar für den Deutschlandfunk (liegt auch in transkribierter Form vor) dafür, dass die EU nach dem Vorsorgeprinzip ihre Bürger schützen sollte. Die Studienlage zur Schädlichkeit von Monsantos Glyphosat ist unübersichtlich und uneinheitlich, und die meisten Untersuchungen sind von der Industrie selbst (mit-)finanziert. Insofern sollte man einfach mal auf die gegebenen Auswirkungen von Glyphosat schauen, und die sind ja schon anschaulich genug. [Karl]

11. Hans-Georg Maaßen, der Chef des Verfassungsschutzes, sieht nicht nur aus wie eine Don-Martin-Figur, sondern ist auch (was weniger witzig ist) ein ziemlich menschenverachtender Technokrat, wie ein Artikel auf den NachDenkSeiten anhand zahlreicher Beispiele belegt. Nun hat er sich auch noch allem Anschein nach die AfD dahin gehend beraten, wie sie einer Überwachung durch seine Behörde entgehen kann, und sich als Sympathisant der Rechtspartei geoutet. Nicht nur Maaßen, sondern der gesamte Verfassungsschutz sind nicht mehr haltbar und sollten zügig aufgelöst werden – so einen rechtslastigen Staat im Staat braucht niemand, der etwas auf unsere Verfassung und Demokratie hält. [Karl]

12. Und gleich noch was zum Verfassungsschutz: Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) Hessen hat nämlich einigen Aufwand betrieben, um bei den NSU-Untersuchungen Zeugen zu beeinflussen, vermutlich um so eigene Verantwortlichkeiten zu vertuschen. Und mittendrin, wie laut einem Artikel in der jungen Welt gerade ein Sondervotum der Partei Die Linke im hessischen Landtag offenbart: der damalige Innenminister und heutige Ministerpräsident des Landes Volker Bouffier (CDU), der sogar im Jahr 2006 das Parlament belogen hat, als es dort um eventuelle Zusammenhänge von einem Verfassungsschützer mit dem Mord an Halit Yozgat ging. Unfassbar, dass jemand mit derartiger krimineller Energie noch im Amt ist – aber in Hessens CDU hat so was ja Tradition … [Karl]

13. Unterstützung finanzieller Natur hat die AfD hingegen von der Schweizer PR-Firma Goal AG erhalten, und das vermutlich in Millionenhöhe. Da eine derartige Parteienfinanzierung, die die Herkunft der Spenden verschleiert, in Deutschland illegal ist, droht der Rechtspartei nun Ungemach vonseiten der Bundestagsverwaltung. Und immerhin sind auch schon erste Eingeständnisse der AfD in Form von kleineren Überweisungen an die Bundeskasse und dem Untersagen gegenüber der Goal AG, das AfD-Logo und das Corporate Design der Partei weiterhin zu verwenden , wie ein Artikel auf Spiegel Online berichtet. Mal wieder typische für Rechtsextreme, dass Gesetze anscheinend immer nur für andere gelten … [Kar]

14. Konstantin Wecker war mir zwar bekannt, aber ich habe ihn lange Zeit ignoriert. Erst in den letzten Jahren ist mir klar geworden, was für ein bemerkenswerte Künstler und Mensch er ist. Das spiegelt sich auch in diesem Interview auf Telepolis wider, welches ausführlich, interessant und m. E. sehr lehrreich ist. Ein Künstler, bei dem Herz und Verstand zusammenkommen, was leider heutzutage bei Prominenten eher selten zu finden ist. [Gerald]

15. Markus Klöckner führte für Telepolis ein sehr interessantes Interview mit Walter Ötsch. Darin beschreibt der Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte und Experte für Rechtspopulismus die Entwicklung des Neoliberalismus und wie dessen Maximen mittlerweile unser gesellschaftliches Denken dominieren. So sind viele der von Hayek und Co. aufgestellten Theorien mittlerweile Selbstverständlichkeiten geworden, die nicht mehr hinterfragt werden und die so eine Änderung des politischen Kurses verhindern. Nicht ganz leichter Stoff, aber schon reichlich erhellend! [Karl]

16. Ein Interview mit Harald Welzer ist immer eine spannende Sache – so auch in diesem Fall auf der Website Perspective Daily. Der Sozialpsychologe, Professor für Transformationsdesign und Bestseller-Autor hat ja stets einen Hang zu unkonventionellem Denken und postuliert dieses auch gern mal in provokanten Aussagen. Dabei vertritt er die These, dass gesellschaftliche Veränderung durch Handeln einiger weniger erreicht werden kann, die dann diejenigen, die in ihren konsumorientierten Alltagsmustern festhängen, quasi mitziehen. Sehr interessante Ideen, wie ich finde! [Karl]

17. Noch ein bisschen Sommerloch-Unterhaltung bieten die zwei- bis dreiminütigen Clips über Lobbyisten und die „No Fun Facts“ auf der Seite der heute-show (ZDF). Da präsentiert Martin Klempnow den Banken-Lobbyisten oder den Lebensmittel-Lobbyisten von der ungeschminkten Seite. Und Nico Semsrott widmet sich dem Tempolimit oder auch dem Tod. Am besten gefiel mir aber Arschkarte statt Fahrkarte! [Dirk]

 

 

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