Ich hab mal Lust, in neoliberalen Kategorien zu denken

Nicht, weil ich dem Neoliberalismus irgendetwas Positives abgewinnen könnte, im Gegenteil. Nein, weil ich glaube, dass man ihn nur versteht, wenn man ihn mal zu Ende denkt, auf die Spitze treibt. Dies tue ich hier und werde ich in Zukunft wohl noch des Öfteren machen. Zieht euch warm an!

In neoliberalen Kategorien, auf dessen Weltbild zu denken, tun ja viele andere auch, sogar dann, wenn sie sich offiziell gegen den Neoliberalismus aussprechen und deshalb nicht ganz so deutlich werden bei ihren Vorschlägen. Wie Robert Habeck beispielsweise, wenn auch noch auf eine sehr moderate Art und Weise, aber dennoch dem Trend folgend, der da sagt, sich selbst zu bescheiden, um dem großen Ganzen zu dienen, vor allem da, wo Staat und Gesellschaft, allein dem Markt vertrauend, versagt hatten. Und er ist ja nicht allein damit, wie ich den Diskussionen bei Facebook seinerzeit entnehmen konnte. Auch Barbara Hendricks stieß ja schon vor Jahren in das gleiche Horn, auch moderat zwar, aber in der Tendenz identisch. Eigentlich denke ich hier deshalb auch nur zu Ende, was im Grunde längst angedacht worden ist.

Bekämpfen wir also mal die Wohnungsnot auf neoliberale Art

Wenn die vielen Rentner und Rentnerinnen, die in den Ballungsräumen den Wohnraum „besetzt halten“, aufs Land ziehen würden, würde nicht nur der Wohnungsmarkt in den Ballungsräumen sich wieder entspannen und damit die Wohnungen verbilligen können – schließlich steigt das Angebot an Wohnraum und sinkt die Nachfrage nach Wohnraum -, auch die Renditen auf dem Land würden steigen – weil hier die umgekehrten Prozesse zwischen Angebot und Nachfrage stattfinden würden. Dadurch würden vielleicht sogar dort, im ländlichen Raum, die privaten Investitionen wieder zunehmen und damit Beschäftigung nach sich ziehen. Ein absolutes Win-win-Verhältnis, nur durch die Trägheit der Alten derzeit (noch) verhindert, ihrer mangelnden Flexibilität und Mobilität wegen.

Mehr noch, die Ballungsräume könnten ihre Produktivität noch mehr steigern, wären doch die notwendigen Lohnerhöhungen minimaler anzusetzen für die Dienstboten und alle anderen die Infrastruktur am Laufen haltenden Arbeitskräfte.

Weniger Pendler entlasten die Luft, denn die frei werdenden Wohnungen könnten den Zuzug der Jugend vom Land erleichtern – was auch dem Stadtbild sicherlich zuträglich wäre; die vielen Rollatoren sind doch weder schön noch praktisch, wenn man mit dem E-Roller unterwegs ist, oder? – Sogar freie Gewerbeflächen könnten unterm Strich gewonnen werden. Selbst in den Verwaltungen könnte gespart werden, an Lohn und vielleicht auch an Personal.

Bedenkt man dann noch die schlechtere ärztliche Versorgung auf dem Lande, die taz wies ja nicht zu Unrecht darauf hin, so würde auch die GRV mittel-, bestimmt aber langfristig entlastet werden können, dort Beiträge sinken lassen, was wiederum der Wirtschaft helfen würde, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Auch die GKV könnte entlastet werden, von den vielen Hüftoperationen beispielsweise. Denn wozu braucht der Alte, die Alte noch eine neue Hüfte, wenn es sich sowieso nicht mehr lohnt, ins Dorf zu gehen? Zum Schaukelstuhl vor der Tür kann man sie immer schaffen, und wer nicht mehr sieht, was er vermissen könnte, kann es auch nicht mehr vermissen; der Zahn der Zeit bringt dann schnell auch das Vergessen.

Investitionen in Wohnungsbau und Alten- und Pflegeheime könnten sich die Kommunen ab einer bestimmten Größe auch sparen. Diese könnten als Infrastrukturprojekte in den Regionen ausgewiesen werden – wobei, der Alte und die Alte kommen auch mit dem Gegebenen zurecht, und Wohnungsleerstand gibt es ja auf dem flachen Lande auch genug; auch hier ist eben ein wenig Flexibilität und Mobilität gefragt, auch endlich von den Alten.

Vielleicht könnten dann die eingesparten Mittel in den Ballungsräumen endlich mal in die Schulen investiert werden, um zu renovieren und um diese besser auszustatten. Obwohl Steuersenkungen haben ja auch etwas, viel Charme für die vor allem, die ja so arg leiden müssen unter den Steuern, glaubt man Union, FDP und AfD.

Also los, lösen wir das Problem

Alle, die in Rente gehen, ziehen zukünftig aufs Land – wohlhabende Rentner natürlich ebenso ausgenommen wie die gut abgesicherten der kommunalen Selbstverwaltung, aber auch nur die. Die Gemeindeschwester und der Pfleger, der Polizist und die Feuerwehrfrau sind nicht gemeint, deren Pensionen respektive Renten sind zu gering. Die Besoldungsstufe und Rentenhöhe sollte hier nach unten eine rote Linie bilden.

Zu sarkastisch? Nein, eigentlich nicht. Nur marktkonform und damit eigentlich im Denken der marktkonformen Politik, ihrer derzeitigen (kruden) Logik konsequent folgend sogar vernünftig, Ökonomismus pur sozusagen.

Realistisch? Vielleicht heute noch nicht, aber …

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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