Werkunterricht

Der Verband Deutsches Handwerk fordert den flächendeckenden Werkunterricht an Schulen, damit das Handwerk wieder interessant für junge Menschen wird. Eine sinnvolle Forderung, nicht nur aus Sicht des Handwerks. Kunst- und Musikunterricht wären ebenso wichtig in meinem Dafürhalten.

Dass da Widerspruch kommt, war zu erwarten. Dass aber, wie gerade eben im ZDF, Widerspruch von den Lehrern kommt, überrascht mich doch sehr, nicht nur aus pädagogischen Gründen, auch weil ich den Grund dafür nicht einsehe, der da genannt worden ist. Sie wären nämlich erst einmal froh darüber, wenn der Unterricht in den Hauptfächern, Deutsch, Mathematik und Englisch gewährleistet wäre, der Stundenplan wäre sowieso schon übervoll.

Völliges Unverständnis bei mir, denn 5 Stunden Deutsch, 5 Stunden Englisch, 5 Stunden Mathematik waren während meiner Realschulzeit normal und Geschichte, Gemeinschaftskunde, Erdkunde, Biologie, Physik und Chemie – alles in Doppelstunden – standen ebenso auf dem Stundenplan, wie Musik, Kunst und Werken, auch für Religionsunterricht war noch Zeit und wer wollte, der konnte und durfte auch noch Französisch lernen.

Waren wir früher belastbarer, Schüler und Lehrer oder warum sollte dies heute nicht mehr möglich sein?

Liegt hier ein Grund dafür, warum ich, wenn ich mal in städtische Gruppen hineinschaue, so schockiert über die Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse bin, dass ich selbst bei studierten Menschen das Gefühl bekomme, dass sie nicht einmal mehr die Grundrechenarten beherrschen, dass so wenige ehemalige Schüler und Schülerinnen begriffen haben und begreifen wollen, wie sensibel Physik und Chemie auf kleinste Veränderungen reagieren können, wie eng der Spielraum für die Biologie damit ist?

Kann es sein, dass es letztendlich an den Schulen liegt (nicht den Lehrern, nicht den Schülern, nicht den Eltern), an der Schulpolitik der Parteien in diesem Lande, dass wir gesellschaftlich geistig den Rückwärtsgang eingelegt haben, wie ich es seit langem behaupte? Sicherlich nicht ausschließlich, aber ein wesentlicher Faktor stellt er dar, der Ländermurks.

Deshalb gut, dass das Handwerk sich zu Wort meldet, sich in den industriellen Fertigungsprozess Schule endlich einmal einmischt.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

4 Gedanken zu „Werkunterricht“

  1. Keine Sorge Heinz, die Menschheit als solche war schon immer so stumpf und einfach. Jetzt gibt es nur mehr Dinge, mit denen man sich noch mehr ablenken kann und wir alten Leute kommen mit dem Stress auch nicht mehr klar und dadurch leidet auch noch die Erziehung und Bildung des Nachwuchses. Der Homo sapiens spart gerne Energie und Grundbedürfnisse werden immer einfacher befriedigt, wozu also noch anstrengen?! Ein Klick und schon hat man alles parat. Klick!

  2. Danke für den link, Dirk. Ein Wahnsinns-Vortrag, welcher Pflicht werden sollte, in allen Landtagen gehalten zu werden. Digitalisierung muss als Werkzeug verstanden werden, aber nicht als einziges Werkzeug und darf auch nicht Werkzeuge verdrängen, wenn die Werkzeuge besser sind als die, welche durch die Digitalisierung zur Verfügung gestellt werden. Genau dies haben meine Frau und ich bei der Erziehung unserer Kinder schon so gesehen, weshalb ich auch die Digitalisierung nicht verteufele, aber auch nie vergöttert habe.

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