Corona-Virus

Vorab: (Noch) fürchte ich mich nicht vor dem Corona-Virus, glaube ich nicht, dass er Millionen von uns dahinraffen könnte. Dennoch nehme ich diesen Virus ernst, weil er, mehr noch als es der Ebola-Virus zeigte, aufzeigt, wie anfällig unser Gesundheitssystem gemacht worden ist durch die große neoliberale Koalition der Sparsamkeit, des Sich-rechnen-Müssens über fast alle Parteien.

Spahn hat deshalb durchaus Anerkenntnis verdient, denn er benannte, wie kein anderer Minister vorher, die eigentlichen Gefahren, die aktuell zwar gering sind, aber grundsätzlich sehr hoch. Medikamente, der Globalisierung entsprechend, Tausende von Meilen entfernt, außerhalb der Kontrolle der EU, außerhalb der Kontrolle des deutschen Nationalstaats, hergestellt, könnten im Fall der Fälle fehlen, weil hier keine Produktion mehr stattfindet oder in viel zu geringem Ausmaß.

Hinzu kommt ein Gesundheitssystem, welches in der Pflege auf Kante genäht worden ist, schon jetzt mit der Aufgabe der Pflege überfordert ist und damit die Pflegekräfte und auch Ärzte überfordert. Rechnungen gehen von bis zu 100.000 fehlenden Pflegekräften aus. Und das nur deshalb, weil kleine rappaportsche Betriebswirte in Politik und Verwaltung das Zepter übernommen hatten.

Weil Berater sich eine goldene Nase verdienen – nicht nur im ehemaligen Hause von der Leyen -, immer noch, die den Gewinn als notwendiger ansehen als die Menschen, für die dieses Gesundheitssystem eigentlich da sein sollte. Berater, die erst kürzlich empfahlen, Krankenhäuser zu schließen, um betriebswirtschaftlichen Effizienzkriterien gerechter zu werden, Gutachten dafür der Politik zur Verfügung stellten und immer wieder stellen. Deshalb, weil Expertise nicht mehr hinterfragt wird, welches Ziel die Experten nämlich wirklich verfolgen. Deshalb, weil Geiz geil geworden ist, gemacht worden ist in dieser Gesellschaft, nur nicht wenn es um die Diäten geht, um die Aufwandsentschädigungen, aber immer, wenn Politiker über die Hausmittel streiten, dabei nur noch eines zu können scheinen: die schwarze, rote oder grüne Null zu heiligen, das gelbe Sozialstaatsminus seit Jahrzehnten.

Daseinsfürsorge heißt auch Daseinsvorsorge, und in beidem kann man nur noch Versagen diagnostizieren, und zwar in allen Bereichen, welche wirklich wichtig sind, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten, in allen Parteien, die immer wieder nur vorgeben, die Gesellschaft zusammenzuhalten zu wollen, aber auch seit Jahrzehnten darin kläglich versagen, so versagt haben, dass nun die blauen Faschisten im Lande die Demokratie an den Rand ihrer Existenz führen konnten, noch nur in den Ländern, aber vielleicht auch bald im Bund.

Der Corona-Virus ist deshalb mehr als nur ein Virus, ein Konjunktiv der Bedrohung; er ist mahnender Bote, es endlich wieder besser zu machen als die in Bund, Ländern und Kommunen, die auch hier durch Versagen glänzen konnten. Er sollte in den Parteizentralen zum Denken anregen, zum Umdenken, zum Andersdenken.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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