Die Obrigkeitshörigkeit wächst …

Facebook ist eine gute Sache, um einmal aus der eigenen Filterblase herauszuschauen. Auch wenn das, was man dort dann zu sehen bekommt, oft reichlich unschön und recht verstörend sein kann. Damit meine ich nun nicht nur die üblichen Verdächtigen von rechtsaußen, sondern gerade jetzt während der Corona-Krise sehr viele Menschen, die sich selbst vielleicht eher als progressiv oder links einordnen würden, die aber einen Untertanengeist par excellence zu Schau stellen. Die CDU freut das.

Ich hab das ja neulich schon mal in einem Artikel erwähnt, dass der Untertanengeist sehr am Aufblühen ist in dieser Corona-Krise. Nun habe ich gerade diesbezüglich wieder ein ziemlich krasses Beispiel erlebt, bei dem es mich erschreckt hat, wie sehr Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung sofort auf eine Weise diffamiert wird, die man sonst vor allem von AfD-Jüngern kennt.

Auf der Facebook-Seite „Mensch und Politik heute“ wurde ein Artikel von Rubikon geteilt, den wir hier auf unterströmt auch letzte Woche in den Wochenhinweisen hatten und in dem Ulrike von Aufschnaiter einige Fragen an die Bundesregierung bezüglich deren Vorgehen und Maßnahmen in der Corona-Krise stellt. Diese sind zum Teil durchaus kontrovers, aber eben auch interessant und wichtig, sodass der Artikel mit einem neutralen Anrisstext zur Diskussion gestellt wurde.

Diskutiert wurde dann allerdings so gut wie gar nicht, sondern die meisten Kommentare (wobei auch hier wieder das Phänomen zu beobachten war, dass vor allem Negatives geäußert und Zustimmung eben nicht formuliert wird, was ich vor gut zwei Jahren schon mal in einem Artikel beschrieb) ergingen sich erst mal in wütenden Äußerungen, wie man denn bloß etwas von Rubikon teilen könnte, oftmals gepaart mit der Aussage, nun „Mensch und Politik heute“ nicht mehr weiter folgen zu wollen, da es indiskutabel sei, so etwas zu teilen. Nicht selten fand sich auch der Vorwurf, dass Rubikon eine rechtspopulistische Seite sei.

Und spätestens da wird es grotesk …

Man muss sich ja nur mal anschauen, von wem so alles Texte auf Rubikon veröffentlicht wurden, was man dort auch einer Auflistung der Autoren entnehmen kann. Dort finden sich dann Namen wie Christoph Butterwegge, Esther Bejarano, Max Uthoff, Heiner Flassbeck, Norbert Häring oder auch Sahra Wagenknecht – und diese Personen sind mit Sicherheit nicht rechts, sondern das genaue Gegenteil davon.

Aber das interessiert die von ihrem eigenen Untertanentum Berauschten dann auch nicht mehr. Es wird so gut wie nicht auf einzelne Fragestellungen des Artikels eingegangen, sondern in Bausch und Bogen nicht nur Rubikon, sondern auch „Mensch und Politik heute“ verdammt.

Ich dachte ja eigentlich immer, dass es ein wichtiger Grundpfeiler der Demokratie sei, Dinge zu hinterfragen und diese Fragestellungen dann auch zu diskutieren …

Hier zeigt sich dann auch die Gefahr, die von dieser obrigkeitshörigen Einstellung ausgeht: Es gibt für solche Menschen nur noch ein Narrativ, und das ist das offiziell verlautbarte. Das ist dann übrigens eine der Grundlage von totalitären Regimes.

Stellt sich die Frage, warum denn Menschen, die eigentlich eine demokratische und vielleicht sogar progressive Einstellung haben, nun auf einmal zu solchem Verhalten neigen. Und da, so fürchte ich, ist es leider recht einfach: Man hat Angst.

Und zwar Angst um das eigene Leben und die eigene Gesundheit. Vorher war es den meisten ja relativ wurscht, dass aufgrund unseres Wirtschaftssystems und unseres Lebensstils tagtäglich haufenweise Menschen krepieren, aber nun könnte es einen ja selbst betreffen.

Feiger Egoismus also, aber gut: So wurden die Menschen halt seit Jahrzehnten indoktriniert (um nicht zu sagen: verblödet), wie ich ja vor einigen Wochen schon mal in einem Artikel festgestellt habe.

Und mit solchen in Panik versetzten Egoisten kann man dann eben auch alles Mögliche abziehen, selbst ein Bundeswehreinsatz im Inneren steht nun vor der Tür (s. hier), und Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) fordert harte Strafen gegen Verbreiter von aus seiner Sicht Fake News zum Thema Corona (s. hier) – also nichts anderes als eine Internetzensur, und das bei einem Thema, bei dem sich selbst die Fachleute nicht einig sind und es ständig einen neuen Erkenntnisstand gibt.

Aber über so was regt sich der Untertan nicht auf …

Und so geht es auch dank Diederich Heßlings Brüdern und Schwestern im Geiste immer weiter mit großen Schritten in Richtung Totalitarismus. Einfach nur noch erschreckend …

Print Friendly, PDF & Email

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

4 Gedanken zu „Die Obrigkeitshörigkeit wächst …“

  1. Nun ja, Karl, ich habe diese Diskussion über den Rubikon-Artikel nicht mitbekommen, will mich dazu hier auch nicht äußern. Allerdings ist das Renommee von Rubikon doch arg unter die Räder gekommen und das nicht zu Unrecht.

    Erst letztens habe ich einen Artikel zu lesen bekommen und mich, ob der dort benannten Vorwürfe, an die Autorin gewandt und um Hintergrund-Informationen gebeten. Wir hatten ein längeres Telefongespräch, indem sie eingestehen musste, keinerlei solcher Recherchen angestellt zu haben, sich ausschließlich auf die Aussagen einer Zeugin berief, die sie als Betroffene darstellte, die aber nicht bereit war zu den Vorwürfen auch derart zu stehen, dass sie sich namentlich erwähnen lassen wollte. Bestätigung war nur von einer Freundin der Freundin gekommen. Ein Kontakt mit den Behörden, die dort angegriffen worden sind, wurde mit der Begründung unterlassen, diese Zeugin und Betroffene nicht irgendwelchen Repressalien aussetzen zu wollen, die dann natürlich auch nur behauptet wurden, dass sie wirklich erfolgen würden. Denk dir dein Teil, ich habe es gemacht. Ich sehe Rubikon, wie viele andere, nicht mehr als seriös an, eher als tendenziös an.

    Wie gesagt, die obige Diskussion habe ich nicht verfolgt und werde ich auch nicht nachholen, widerspreche dir also insofern nicht, aber widerspreche der hier suggerierten Seriosität dieses Mediums. Ich jedenfalls werde Artikel auf Rubikon immer nachrecherchieren, um nicht etwas zu verbreiten, was gar nicht eindeutig der Wahrheit entspricht, sondern nur den Sichtweisen des Autors oder der Autorin, der ich allerdings damit nicht unterstelle, dass er oder sie von vornherein mich und andere hinter die Fichte führen will, es aber durchaus nicht für abwegig halte.

  2. Bei einer recht offen gestalteten Blog-Plattform ohne einen großen Verlag o. Ä. im Hintergrund ist es nun mal so, dass dort Artikel mit unterschiedlicher Qualität auftauchen. Und selbst in den (nicht nur) von mir sehr geschätzten Blättern für deutsche und internationale Politik habe ich schon mal Artikel gelesen, denen ich so gar nicht zustimmen konnte – und dort werden mitunter ja dann auch Repliken auf vorherige Artikel publiziert, die dann kontroverse Ansichten wiedergeben oder auf Fehler hinweisen.

    Deswegen nun gleich ein ganzes Medium zu verteufeln und zudem als rechts hinzustellen finde ich unangebracht. Zumal die Fragen in dem Rubikon-Artikel auch so einige an Diskussionspotenzial geboten hätten. Aber da ist so gut wie niemand drauf eingegangen, es ging nur darum, den Boten einer unliebsamen Botschaft zu köpfen.

    Das war so ja auch schon bei Rayk Anders kritischem Video zu Jens Spahns Krisenmanagement zu beobachten. Nichts Inhaltliches, aber Rayk wurde massiv persönlich angegriffen und seine Kompetenz infrage gestellt.

    Der verängstigte Untertan ist eben auf Linie gebracht worden und vertraut nun voll und ganz der Obrigkeit. Ein typisches Herrschaftsmittel im Totalitarismus.

  3. Gerade habe ich wieder mal erlebt, wie der Untertanengeist sich wieder verbreitet hat und öffentlich hinausposaunt wird ohne jede Scham dabei: Auf der Facebook-Seite Mensch und Politik heute gab es einen Beitrag mit einer Grafik, die aufzeigt, wie wenig bei Hartz-IV-Empfängern für die einzelnen Lebenshaltungsposten veranschlagt wird, und natürlich finden sich dort in den Kommentaren wieder haufenweise kleine Diederich Heßlings, die meinen, dass das ja wohl eh genug wäre für Menschen, die nicht arbeiten, dass die sich gefälligst Arbeite suchen sollten (klar, ganz einfach in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit) und das man diese faulen Hartzer nicht mit durchfüttern wolle.

    Da wird einem schon ein bisschen schlecht, wenn man sieht, wie diese Nach-unten-Treten-und-nach-oben-Buckeln mittlerweile dank BILD, RTL und Co, aber auch der sozialdarwinistischen Rhetorik von vor allem CDU/CSU, FDP und AfD wieder verbreitet ist.

Schreibe einen Kommentar