Buchtipp: Illegale Kriege

Mit der Gründung der Vereinten Nationen nach dem Zweiten Weltkrieg wollten 51 Staaten ein Zeichen gegen den Krieg setzen, und so wurde die Charta der Vereinten Nationen verfasst, mit der jeder Angriffskrieg ein illegaler Krieg wurde. Außer der Selbstverteidigung war damit jede Kriegshandlung untersagt, und religiöse oder ökonomische Interessen sollten künftig auf diplomatischem Weg geklärt werden. Dass dies absolut nicht der Fall ist und gerade die NATO-Staaten diese Charta immer wieder mit Füßen treten, zeigt Daniele Ganser, der Schweizer Historiker und Autor, anhand uns allen bekannten Beispielen. Von Kuba bis Syrien führt der Autor uns chronologisch durch die illegalen Angriffskriege der USA und der europäischen Staaten.

Mittlerweile zählen die Vereinten Nationen 193 Staaten, aber noch immer sind es die gleichen Länder, die Angriffskriege unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung führen, um sich Ressourcen zu sichern, unliebsame Staatsführer loszuwerden oder als Stellvertreterkrieg gegen Russland und China. Alles eigentlich auch kein Wunder, denn die fünf größten Waffenexporteure der Welt sind gleichzeitig auch die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates, sie profitieren also direkt von Kriegen oder der Kriegsbedrohung. So ist es auch weiter kein Wunder, dass die größten Waffenhändler und Kriegsführer diejenigen sind, die gegen einen internationalen Gerichtshof stimmten (z. B. China, USA und Israel).

Das Buch ist sachlich nüchtern geschrieben, und immer wieder wird betont, dass diese Kriege keinerlei Rechtfertigung im Völkerrecht finden und wer die eigentlichen Aggressoren sind: wir. Unbequem, nur schwer zu ertragen und trotzdem ein Pflichtlektüre für alle, die sich nicht durch die leider oft unkritischen Leitmedien ausgiebig informiert fühlen. Oder wie kommt es, dass unsere europäischen Staatsführer*innen nie als „Machthaber“ oder Ähnliches tituliert werden und die Drohnenkriege der USA nicht als Terrorismus?

Hier also die auf der Rückseite des Buches abgedruckte Charta der Vereinten Nationen, San Francisco am 26. Juni 1945:
Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat –, haben beschlossen: Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.

 

„Illegale Kriege – Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren“ von Daniele Ganser
Im orell füssli Verlag 2016 erschienen, 374 Seiten
ISBN 978-3-280-05631-8

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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