Mal was zu den Masken …

Kürzlich erzählte mir ein Freund, dass seine Schwester recht schwer an Covid-19 erkrankt war (und mittlerweile zum Glück wieder genesen ist). Sie konnte nicht genau nachvollziehen, wo sie sich angesteckt hat, zumal sie bei der Arbeit auch immer eine Schutzmaske trägt. Interessant war dann, was ihr Arzt dazu meinte.

Bei der Schwester meines Freundes wurde nämlich eine ausgesprochen hohe Virenkonzentration festgestellt, was dann auch die Schwere der Erkrankung erklärte. Diese könne mit großer Wahrscheinlichkeit dadurch zustande gekommen sein, dass sie eben so oft eine Schutzmaske trägt, meinte der Arzt. Und die Erklärung finde ich auch durchaus plausibel: Wenn man sich mit Covid-19 infiziert hat, dies aber noch nicht bemerkt hat, da die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, und dann selbst Viren ausatmet, werden diese Erreger nicht in die Umgebung gepustet, sondern verbleiben durch die Maske direkt vor den eigenen Atemwegen – und werden erneut eingeatmet.

Was dann zu einer erhöhten Virenkonzentration im Körper führt. Und damit das Risiko einer schweren Infektion steigen lässt. Der Aerosol-Experte Gerhard Scheuch beschreibt in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur dieses Phänomen für geschlossene Räume:

Das ist eben genau diese Aerosol-Wolke, die sich ausbildet, wenn man spricht. Alleine beim Atmen entsteht eine kleine Aerosol-Wolke vor dem Mund und die pustet man dem Gegenüber dann ins Gesicht. Ich nehme immer gerne das Beispiel eines Rauchers, wenn Sie mit einem Zigarettenraucher zusammenstehen, und der pustet Ihnen ständig den Rauch ins Gesicht, dann sind Sie als Passivraucher auch belastet.

[…]

Oder stellen Sie sich vor, Sie kommen in einen Besprechungsraum, in dem eine Stunde vorher eine Besprechung stattgefunden hat, die nicht belüftet worden ist. Dann sagen wir alle, die Luft, die da in dem Raum war, die war aber verbraucht. Nein, die war nicht verbraucht, dort sind jede Menge Aerosole reingepustet worden und die sind immer noch in diesem Raum.

Diese kleinen Aerosol-Teilchen, die wir ausatmen, halten sich in Innenräumen sehr, sehr lange, über Stunden. Das macht ihre Ansteckung so gefährlich, wie die Amerikaner sagen, diese aerogene Übertragung so gefährlich.

Dies wird dann quasi durch eine Maske noch mal verstärkt, da dann ja so gut wie kein Luftaustausch mehr stattfindet (was ja auch so beabsichtigt ist, um andere zu schützen). So weit nachvollziehbar, oder?

Wenn ich nun aber überlege, dass Masken nicht nur in Räumen getragen werden sollen, wo der Schutz von anderen dies gebietet (und wo das auch sinnvoll ist), sondern eben auch draußen, dann frage ich mich, ob das nicht kontraproduktiv ist. Immerhin sagt ja Gerhard Scheuch in einem anderen Interview mit ntv, dass die Gefahr, sich im Freien mit dem Coronavirus anzustecken, quasi gleich null ist:

Wenn Sie joggen, spazieren gehen, wandern, Ski fahren, rodeln, was auch immer, dann wird nichts passieren. Im Außenbereich kann nur dann etwas passieren, wenn Sie sehr lange sehr eng mit einer Person zusammenstehen, sich direkt gegenüberstehen und unterhalten. Dann stehen Sie in der Aerosolwolke Ihres Gegenübers und dann können Sie sich, über eine längere Zeit, anstecken. Da wäre es dann vielleicht sinnvoll, eine Maske zu tragen oder sich im Spazierengehen zu unterhalten, wo man sich nicht direkt gegenübersteht. Aber ansonsten ist die Ansteckungsgefahr im Freien null.

Maskenpflicht besteht ja vielerorts auch im Freien, beispielsweise in Innenstädten. Und ständig sehe ich auch Menschen, die draußen herumlaufen oder auf dem Fahrrad fahren und dabei eine Schutzmaske tragen – selbst in Parks oder anderen eher weniger frequentierten Gegenden. Dadurch steigern diese Menschen zwar nicht das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, allerdings, wenn man das oben Geschriebene berücksichtigt, offenbar die Chance, eine schon vorhandene, aber noch nicht ausgebrochene Infektion zu verschlimmern.

In dem Fall wäre die Maßnahme, das Tragen von Schutzmasken auch im Freien anzuordnen, schon nicht wirklich gut geeignet, um die Pandemie einzudämmen oder ihre Auswirkungen abzumildern, wie ich finde.

Stellt sich nun noch die Frage, warum so was nicht mal in größerem Rahmen diskutiert wird. Denn offensichtlich richten solche wenig differenzierten Maßnahmen wie eine Maskenpflicht im Freien ja mehr Schaden an, als dass sie nutzen.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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