Agora

Nicht amerikanische Filme haben den Vorteil, dass man als Zuschauer auch mal Schauspieler präsentiert bekommt, die man sonst für gewöhnlich nicht so oft sieht. So ist es auch bei der spanisch-maltesischen Produktion Agora von 2009 (127 Min.), wobei sich sämtliche Mimen genauso wenig hinter den großen US-Stars verstecken müssen wie die wirklich gelungene Darstellung des antiken Alexandrias aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. hinter den Settings aus Hollywood-Blockbustern.

Zur Handlung, die auf historischen Personen und Begebenheiten basiert: Die Gelehrte Hypatia lehrt in Alexandria, das neben seinem Leuchtturm (immerhin eines der sieben Weltwunder der Antike) vor allem für seine einzigartige Bibliothek bekannt ist. Sie und ihr Vater glauben noch an die alten ägyptischen Götter, doch das Christentum findet immer mehr Anhänger und wird mittlerweile auch vom zerfallenden Rom als Religion nicht nur anerkannt, sondern auch dessen Imperator gehört diesem Glauben an. Hieraus entwickeln sich Spannungen in Alexandria, die sich schon bald in Gewalt entladen. Hypatia fühlt sich in erster Linie der Wissenschaft verpflichtet und gerät so, gerade auch als Frau, stets zwischen die Fronten.

Mit beeindruckenden Bildern wird dem Zuschauer dieser Konflikt der Religionen auf spannende Weise anschaulich dargestellt. Und gerade heutzutage besitzt der Film eine große Aktualität, da sich die Christen in dem Film so verhalten, wie es den Moslems von westlicher Seite her immer wieder gern vorgeworfen wird: gewalttätig, fundamentalistisch und radikal in den Mitteln, ihre Religion als die einzig wahre zu verteidigen und zu verbreiten. Klar, das ist nun alles auch schon etwa 1600 Jahre her, aber man sollte dabei bedenken, dass die Lebensumstände vieler Moslems heutzutage nicht eben besser sind als die der Menschen damals – und Elend erzeugt halt Radikalität. Und es wird nachvollziehbar, warum nach der Blüte der antiken Kultur und Wissenschaft das christlich dominierte Europa erst mal in einen weit über 1000 Jahre dauernden Schlaf des Unwissens verfiel.

Sehenswert, kurzweilig, mit tollen Bildern und Schauspielern – von mir eine klare Empfehlung für einen schönen DVD-Abend!

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Agora“

  1. Ein Leserbrief von Ulf Skribelka hierzu:

    Mir hat der Film auch sehr gut gefallen, aber spanische Filme stehen bei mir zur Zeit auch hoch im Kurs. Agora ist ja von Alejandro Amenábar, da fand ich „The Others“ schon ziemlich klasse, der Film hat eine tolle Atmosphäre. Und Pedro Almodóvar gehört sowieso zu meinen Lieblingsregisseuren, von ihm habe ich noch keinen schlechten Film gesehen. Insofern stimme ich absolut zu: Es muss nicht immer Hollywood sein!

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