Interessantes aus KW 1/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Gute Vorsätze fürs neue Jahr hat Raphael Thelen gefasst, die er in einem Artikel für Zeit Online beschreibt: Er will nicht mehr nur sich selbst für die Klimakatastrophe verantwortlich machen, sondern die systemischen Ursachen angehen, zumindest soweit das in seiner Macht steht. Denn schließlich sind es vor allem die Menschen mit sehr großen Vermögen, die einen extrem hohen CO2-Ausstoß haben – und einen Teil ihres Geldes dafür nutzen, um Politiker so zu beeinflussen, dass diese eine Weiter-so-Politik verfolgen. Sinnvolle Sache, wenn man bedenkt, dass das reichste Prozent der Menschen für 15 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist. [Karl]

2. Dass Corona-Impfgegner gern mal Unwahrheiten verbreiten, ist ja nichts Neues und auch nicht verwunderlich, wenn sie (wie ja recht häufig) vom rechten Rand stammen, wo ja Lügen und Fake News kommunikative Selbstverständlichkeiten sind. Dass nun allerdings auch Impfbefürworter zu solchen schäbigen Methoden greifen, um die „Gegenseite“ zu diskreditieren, wird in einem Artikel auf t-online. dargestellt. Da wurden nämlich ein Drohbrief und zerstochene Reifen sowie eine davon betroffene Krankenschwester offensichtlich mal eben so erfunden und an den reichweitenstarken Pfleger Ricardo Lange weitergegeben, der darauf zunächst auch noch reinfiel und den Schwindel weiterverbreitete. Woran man sieht, wie verhärtet und verroht der öffentliche Diskurs bei diesem Thema mittlerweile ist. [Karl]

3. Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zieht sich aus der Politik zurück und scheint einen Posten als Manager im Silicon Valley anzustreben. Auch wenn der umstrittene Konzern Palantir ein Engagement Kurz‘ dementiert, so wäre es nicht verwunderlich, wenn jemand wie Kurz finanziell weich fallen würde – dass er seine Kontakte hemmungslos versilbern würde, kann bestimmt nicht nur ich mit gut vorstellen. Währenddessen kommen immer weitere Details aus der Korruptionsaffäre, die zum Sturz von Kurz führte, ans Licht, über die ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung berichtet und die zeigen, wie hochgradig korrupt die ganze ÖVP mittlerweile zu sein scheint. [Karl]

4. Fluglinien bekommen Slots zugeteilt, also Rechte, zu bestimmten Zeiten auf einem Flughafen Starts und Landungen durchführen zu dürfen. Werden diese nicht genutzt, verfallen sie. Daraus ergibt sich nun laut einem Artikel im Merkur die groteske Situation im Zuge der Corona-Pandemie, dass Tausende Leerflüge durchgeführt werden müssen, um diese Slots nicht zu verlieren – allein bei der Lufthansa dürften das etwa 18.000 sein. Im Hinblick auf den Klimaschutz ist das natürlich kompletter Irrsinn, der einer dringenden Reformierung bedarf! [Karl]

5. Das war ja leider zu erwarten: Der stets großspurig angekündigte European Green New Deal droht komplett zur Luft- und Lachnummer zu werden. Laut einem zum Jahresende von EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen (CDU) versendeten Dokument sollen dabei nämlich Atomkraft und Erdgas als nachhaltige Technologien gelten. Wie lächerlich und wenig zielführend zum Erreichen einer europäischen Klimaneutralität das ist, beschreibt Thoralf Cleven in einem Kommentar für Redaktionsnetzwerk Deutschland. Andererseits: Hat wirklich jemand erwartet, das etwas Vernünftiges dabei rauskommt, wenn Flinten-Uschi die Pfoten mit im Spiel hat? Ach ja: Eine Petition gegen dieses Vorhaben gibt es mittlerweile auch, beispielsweise auf der Website vom BUND. [Karl]

6. Streamingdienste erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Doch die damit einhergehende Bequemlichkeit hat auch ihre Schattenseiten, wie Adrian Lobe in einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung darlegt. Die Dienstebetreiber legen nämlich Profile ihrer User an aufgrund von deren Sehverhalten, diese werden dann von Algorithmen ausgewertet und fließen so in die Gestaltung neuer Serien- und Filmproduktionen ein. So wird das, was die Leute auch sehen wollen, zum Maßstab dessen, was produziert wird – was dann wohl eine ziemliche Verflachung der Filmkultur zur Folge haben dürfte, da eben kaum noch etwas jenseits bekannter und beliebter Parameter produziert werden dürfte. Ein weiterer Grund, solche Dienste doch besser nicht zu nutzen. [Karl]

7. Facebook ist ein ziemlich fieser Laden. Das Problem: Viele Menschen nutzen das Netzwerk schon seit Langem, teilweise auch beruflich, und wirklich verbreitete Konkurrenz gibt es nicht. Was Zuckerbergs Konzern nun allerdings vorhat, geht noch mal eine ganze Stufe über das, was wir bisher als Social Media kennen, hinaus: Metaverse soll eine Art virtuelle Lebensumgebung werden, in der Menschen arbeiten, konsumieren und ihre Freizeit verbringen. Wenn man damit allerdings das bisherige Geschäftsgebaren von Facebook in Verbindung bringt, wie es Daniel Leisegang in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik macht, dann lässt das wenig Gutes erwarten. Und man kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen: Solche Kommunikationsinfrastruktur gehört unbedingt in öffentliche Hände! [Karl]

8. Über Nebenwirkungen von Impfungen und Covid-19-Erkrankungen wird viel diskutiert, über die Kollateralschäden der Maßnahmen im Zuge des „Krisenmanagements“ eher weniger. Dabei sind diese auch drastisch, wie gerade aus einer Meldung der Westfalenpost hervorgeht: Laut einer Studie der Essener Uniklinik ist die Zahl der Suizidversuche von Kindern zwischen März und Ende Mai 2021 um 400 % im Vergleich zur Zeit vor Corona angestiegen. Als Ursache wird vor allem die soziale Isolation aufgrund von Schulschließungen vermutet. Und das ist dann ja nur die Spitze des Eisbergs, denn nicht jeder Minderjährige mit Depressionen begeht ja gleich einen Selbstmordversuch. [Karl]

9. Die Firma Grünenthal hat sich kürzlich offiziell bei den Opfern des von ihr Anfang der 60er-Jahre vertriebenen Medikaments Contergan entschuldigt. Laut Andreas Meyer, erstem Vorsitzenden des Vereins BCG – Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer e. V., ist das jedoch bei Weitem nicht ausreichend, wie er in einem Interview mit der jungen Welt ausführt. Vielmehr sollte die Firma endlich adäquate Entschädigungen zahlen, um die man sich bisher unter eifriger Mithilfe der Politik erfolgreich gedrückt hat. [Karl]

10. Am Beispiel des Aralsees, über das ein Artikel auf der Website von ntv berichtet, zeigt sich, wie der destruktive und rücksichtslose Umgang des Menschen mit der Natur schwerwiegende Auswirkungen zur Folge hat. Einst einer der größten Seen der Welt, hat das Gewässer in nur einer Generation seit 1960 etwa 90 % seiner Fläche eingebüßt – mit katastrophalen Auswirkungen auf Tiere, Umwelt, Klima und auch Menschen in der Region. Zwar gibt es Rettungsmaßnahmen oder vielmehr die Versuche dazu, allerdings fehlt diesen das nötige Geld, sodass der See vermutlich nicht mehr zu retten sein wird. [Karl]

11. „Thin blue line“ – mit diesem aus dem Militärischen abgeleiteten Begriff beschreiben mittlerweile viele Polizisten ihr Selbstverständnis. Das Problem dabei, was in einem Artikel auf Netzpolitik.org erläutert wird: So wird neben einer verzerrten Realität des Polizistenberufs auch noch sehr stark Korpsgeist transportiert. Und gerade rechtsextreme Polizisten haben diese Symbolik immer wieder verwendet. Einige Stimmen aus dem Polizeiapparat sehen das daher auch als eine kritische Form der Radikalisierung, wohingegen in weiten Teilen der Polizei absolut kein Problembewusstsein hinsichtlich dieser Thematik zu bestehen scheint. Bedenklich! [Karl]

12. Chinas Social-Credit-Bewertungssystem, das aufgrund von Unmengen von erfassten Daten das Verhalten der Menschen von einem Algorithmus in erwünscht oder nicht erwünscht einteilen lässt, ist eine gruselige Sache, wie ich finde. Welche Missbrauchsmöglichkeiten es dabei gibt, wird in einem Artikel auf heise online thematisiert. So können nämlich beispielsweise die Beurteilungskriterien im Nachhinein geändert werden. Zudem ist ja auch generell fragwürdig, wer da nun definiert, was erwünschtes Verhalten ist und was nicht. Orwell lässt grüßen – und vermutlich finden die Überwachungsfans in der hiesigen Politik dieses System auch recht interessant. [Karl]

13. Und noch ein Artikel auf heise online zum Thema Datenschutz und Überwachung: Ein Hacker hat sich mal das Smartphone-Ticketing-System im Osnabrücker ÖPNV angeschaut und ist dabei nicht nur über eine Schwachstelle der Yaniq-App ins Backend gelangt, sondern hat dort auch entdeckt, dass etliche Daten der User gespeichert werden. So ist es möglich, ziemlich detaillierte Bewegungsprofile zu erstellen. Die Stadtwerke Osnabrück meinten zwar, dass diese Daten alle nur anonymisiert erhoben würden, aber da die User ja ihre Tickets auch bezahlen müssen, kann die Anonymität ja nun nicht komplett aufrechterhalten werden. Es geht immer weiter in Richtung des gläsernen Bürgers – und alle machen mit, weil es ja so schön bequem ist. [Karl]

14. Jens Maier hat es geschafft, sich selbst noch in der rechtsradikalen AfD als ganz rechts außen in der Partei stehend zu positionieren. Nun saß er von 2017 bis 2021 für die Blaubraunen im Bundestag, wurde jetzt nicht wiedergewählt – und kehrt auf seinen ursprünglichen Posten als Richter zurück, wie ein Artikel in der taz berichtet. Dabei ist Maier schon vorher immer mal wieder dadurch aufgefallen, dass er seine persönliche politische Einstellung mit seinem richterlichen Urteilsvermögen vermischt hat. Tolle Aussichten, wenn so einer nun wieder an einem Gericht sitzen wird – und eine Schwachstelle im deutschen Justizwesen, dass so was für einen Rechtsextremisten (sagt zumindest der Verfassungsschutz über Maier) überhaupt möglich ist. [Karl]

15. Dass Christian Lindner aus der Wirtschaftslegastheniker-Partei FDP als Finanzminister eine komplette Fehlbesetzung sein würde, war ja im Grunde schon von Anfang an klar. Dass sich nun gleich nach wenigen Wochen so deutlich zeigt, dass es Lindner vor allem um Selbstdarstellung und Klientelpolitik für Wohlhabende geht, zeigt Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten auf. Lindner schmückt sich nämlich mit fremden Federn, und seine großmäulig angekündigten Entlastungen betreffen vor allem Menschen mit hohen Einkommen. Na ja, die neoliberalen Presseorgane goutieren das natürlich, und damit hat Lindner ja genau das erreicht, was ein Blender wie er eben erreichen kann und möchte. [Karl]

16. Bei den Hamburger Kungeleien um die Cum-Ex-Verbrechen der Warburg-Bank hat es ja schon reichlich Absurditäten gegeben, mit denen sich die involvierten Politiker Olaf Scholz und Peter Tschentscher (beide SPD) herauszureden versuchten. Nun kommt noch etwas on top, über das ein Artikel auf tagesschau.de berichtet: Die „knallharte Rechtsentscheidung“, auf welcher der Verzicht auf die Rückzahlung von 47 Millionen Euro ergaunertem Geld durch die Warburg-Bank basierte, fußte vor allem auf „Fachliteratur“ von Hartmut Klein – einem Mitarbeiter von Cum-Ex-Mastermind Hanno Berger. Kann man sich ja echt nicht ausdenken, so was, oder? [Karl]

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