Interessantes aus KW 13/2022

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Wachstum ist wichtig für den Wohlstand – diese Erzählung ist fest in unserer Gesellschaft und unserem Bewusstsein verankert. Dass das so nur nicht stimmt, beschreibt Jason Hickel in einem auf seinem aktuellen Buch basierenden Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik. Und diese Wachstumsgläubigkeit stürzt uns nicht nur als Menschheit in die Krise der Klimakatastrophe, sondern es gibt auch keine empirischen Belege dafür, dass tatsächliche Lebensqualität durch ein hohes BIP als Indikator für Wachstum verursacht wird, sondern das Gegenteil ist der Fall. Damit stellt Hickel die gesamte neoliberale Ideologie infrage und zeigt auf, was alles komplett anders laufen müsste. Großartig! [Karl]

2. Christa Dettwiler beschreibt in einem Artikel auf Infosperber eine schwerwiegende globale Folge des Ukraine-Krieges: Da sowohl Weizen- als auch Düngemittelexporte aus der Ukraine und Russland nun ausbleiben, wird sich die Situation der Menschen, die sowieso schon hungern, vermutlich drastisch verschärfen. Dazu kommen dann noch durch Wetterkatastrophen bedingte Missernten, sodass die Preise für Grundnahrungsmittel stark ansteigen. Für uns hier in Mitteleuropa wird Nahrung dadurch „nur“ teurer, viele andere Menschen in ohnehin schon gebeutelten Regionen werden sich das dann gar nicht mehr leisten können. Und weitere Konflikte, wie zum Beispiel Aufstände, drohen zudem auch noch deswegen. [Karl]

3. Wie die im vorherigen Hinweis beschriebene Nahrungsmittelknappheit aufgrund des Ukraine-Krieges dann auch gleich mal von der Agrarindustrie ausgenutzt wird, um zu verhindern, dass auf EU-Ebene der Einsatz von Pestiziden reduziert wird, schildert ein Artikel vom Umweltinstitut München. Das Resultat: Ein geplantes neues Gesetz zur Pestizidreduktion wurde erst mal verschoben. Was für eine schäbige Art und Weise, so einen fürchterlichen Krieg zum Durchsetzen der eigenen umweltschädlichen Agenda auszunutzen! [Karl]

4. Dass der Wirtschaftsrat der CDU als Lobbyorganisation im CDU-Vorstand mitreden kann, ist ja schon ein bisschen länger bekannt. Jetzt hat LobbyControl aufgezeigt, dass auch die FDP so agiert, und zwar mit dem „Liberalen Mittelstand“. Der hat weniger mit mittelständischen Unternehmen als mit Großkonzernen zu tun, ist eng mit der Parteiführung verbunden, hat einen exklusiven Zugang zum Vorstand – und unterliegt als Lobbyverband nicht den Transparenzpflichten von Parteigremien. Das verstößt gegen das Parteiengesetz und die Parteisatzung, aber ist dennoch bei einer durch und durch wirtschaftshörigen und korrupten Partei wie der FDP leider auch nicht verwunderlich. [Karl]

5. Leiharbeit soll ja eigentlich dazu da sein, Menschen in kurzfristige Arbeitsverhältnisse zu vermitteln, die dann irgendwann in reguläre Anstellungen umgewandelt werden. So viel zur Theorie. In der Praxis sieht es hingegen immer öfter so aus, dass Menschen jahrelang in Leiharbeitsverhältnissen verbleiben. Nun hat gerade, wie ein Artikel in der jungen Welt berichtet, ein Metallarbeiter, der 55 Monate von einem Automobilkonzern als Leiharbeiter angestellt war, gegen diese Praxis geklagt. Das ging dann bis vor den Europäischen Gerichtshof, und leider hat der dieser unwürdigen Praxis auch keinen Riegel vorgeschoben, sondern das Ganze an die nationalen Gericht zurückverwiesen. [Karl]

6. Und noch ein Artikel aus der jungen Welt: Nun ist es von einem Schiedsgericht entschieden worden, dass die vom ehemaligen CSU-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verpatzte Pkw-Maut den Steuerzahler teuer zu stehen kommt. Den beiden daran beteiligten Firmen würden nämlich die komplett entgangenen Gewinne in Höhe von 560 Millionen Euro zustehen. Dass die Verhandlung intransparent vor so einem Schiedsgericht stattfindet, setzt da dieser unglaublich dreisten und verantwortungslosen Verschwendung von öffentlichen Geldern durch Scheuer echt noch die Krone auf. [Karl]

7. FragDenStaat hatte aufgrund des Informationsfreiheitsgesetzes 2018 Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zum Thema Glyphosat erhalten und veröffentlicht. Dagegen reagiert das BfR mit Abmahnungen und berief sich auf Urheberrechtsverletzungen. Nun hat dieser Rechtsstreit ein Ende gefunden, indem auch der Bundesgerichtshof die Veröffentlichung als rechtmäßig beurteilte – was für eine Blamage für die mauschelnde Bundesregierung, der das BfR untersteht. Ein Artikel auf der Website von FragDenStaat fasst das Ergebnis und die daraus resultierenden Konsequenzen noch mal zusammen. [Karl]

8. Die europäischen Datenschutzbehörden wollen mit neuen Richtlinien sogenannte Dark Patterns unterbinden. Das sind Methoden, mit denen User von Websites dazu gebracht werden sollen, möglichst datenschutzunfreundliche Einstellungen auszuwählen. Wie manipulativ dabei vorgegangen wird, beschreibt ein Artikel von Netzpolitik.org. Bleibt zu hoffen, dass hier bald mal verbraucherfreundliche Regeln in Kraft gesetzt werden. [Karl]

9. Einen Einblick in die Kriegsführung mit Drohnen gibt ein Artikel auf heise online, in dem zwei Whistleblower, die zuvor für das US-Militär in genau diesem Bereich tätig waren, zu Wort kommen. Dabei wird klar, dass die dafür benötigte Infrastruktur teilweise auch zivil genutzte Komponenten umfasst, sodass die Grenze zwischen Militär und Wirtschaft immer mehr verschwimmt. So besteht ein enorm großes und komplexes Netzwerk, das die Möglichkeit zum Töten aus der Ferne bietet. Beängstigend! [Karl]

10. Sabine Rennefanz findet in ihrer Kolumne auf Spiegel Online deutliche Worte für unseren aktuellen Lebensstil, der auf immer mehr Konsum fokussiert ist. Dieser basiert auf billigem Öl und Erdgas, und nun zeigt der Ukraine-Krieg, wie fragil so ein Modell doch ist. Leider ist die Politik in weiten Teilen noch nicht zu dieser Erkenntnis gekommen, sondern agiert in erster Linie mit kleinen Geldgeschenken, um den Menschen ein bisschen mehr Einkaufen zu ermöglichen. Der Vergleich zum Umgang mit kleinen Kindern, den Rennefanz macht, ist wohl nicht wirklich unzutreffend! [Karl]

11. Greenpeace hat Abwasserproben von Schlachthöfen genommen und dabei Besorgniserregendes festgestellt: In 35 von 44 analysierten Proben fanden sich multiresistente Keime, wie aus einem Artikel auf tagesschau.de hervorgeht. Und es kommt noch besser: Einige der Keime waren sogar gegen das Reserveantibiotikum Colistin, dass eigentlich nur für die Behandlung von Kranken, bei denen keine anderen Antibiotika mehr anschlagen, verwendet werden soll. Die Politik eiert leider mal wieder rum, denn eine Verbesserung der Haltungsbedingungen, die dem Einsatz von Antibiotika entgegenwirken würde, wird von der profitgeilen industriellen Massentierhaltung natürlich strikt abgelehnt. Also: auf ins postantibakterielle Zeitalter! [Karl]

Print Friendly, PDF & Email

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Schreibe einen Kommentar