Rosa Luxemburg

Vor Kurzem habe ich den biografischen Film Rosa Luxemburg (123 Minuten) von Margarethe von Trotta aus dem Jahr 1986 mal wieder gesehen, und wie schon vor vielen Jahren, als mir der Film im Rahmen eines schulischen Kinobesuches präsentiert wurde, war ich schwer beeindruckt von der großartigen Darstellung der streitbaren, intelligenten und visionären Rosa Luxemburg durch Barbara Sukowa.

Was mich darüber hinaus ein wenig bedrückt hat, ist, dass die meisten Aussagen Luxemburgs auch heute noch eine brennende Aktualität haben, gerade im Hinblick auf die momentane Kriegstreiberei in Bezug auf den Konflikt in der Ukraine. Schon damals war es so, dass vor dem Ersten Weltkrieg die Prognosen Luxemburgs ziemlich genau dem entsprachen, was dann auch später eingetreten ist. Während des Krieges durfte sie deswegen im Gefängnis sitzen, nach dem Krieg wurde sie nicht etwa umfassend rehabilitiert, sondern letztlich dann von rechten Freischärlern umgebracht. Ihr beständiges Appellieren an die Vernunft und an die Solidarität wurde weitgehend ignoriert und mit Gewalt und Repression quittiert. Und auch heutzutage ist es ja wieder so, dass die besonnenen Stimmen diffamiert werden (beispielsweise als Gutmenschen) und die Scharfmacher, Hetzer und Aufwiegler die Meinungshoheit haben. 100 Jahre sind vergangen, und die Menschen sind nicht wirklich schlauer geworden …

Doch zum Film an sich: Die Besetzung ist großartig, neben Sukowa überzeugen beispielsweise Otto Sander als Karl Liebknecht, Hannes Jaenicke als Kostja Zetkin oder Daniel Olbrychski als Leo Jogiches. Die Chronologie der Handlung ist recht sprunghaft, es wird vom Gefängnisaufenthalt Luxemburgs während des Ersten Weltkrieges aus in Rückblenden, die zuweilen bis in ihre Kindheit hineinreichen, über ihr Leben und Wirken berichtet. Dabei wäre es angenehm gewesen, wenn bei den zeitlichen Sprüngen jeweils über einen kurzen Untertitel eingeblendet worden wäre, wann und wo die Szenerie nun gerade angesiedelt ist. So muss man als Zuschauer ab und zu schon ein wenig raten und sich anhand der geschilderten Geschehnisse orientieren, was zuweilen schon einiges an historischen Kenntnissen voraussetzt. Der Schluss des Filmes beschriebt dann die letzten Wochen in Luxemburgs Leben während des Spartakus-Aufstandes nach dem Ersten Weltkrieg bis zu ihrer Ermordung.

Insgesamt gelingt es Margarethe von Trotta, ein umfassendes Bild Rosa Luxemburgs zu zeichnen, das nicht nur die politische Agitatorin, sondern auch den Privatmensch zeigt. Dabei bedient sich von Trotta eines eher nüchternen Stils, was der Handlung allerdings auch ausgesprochen gerecht wird. Kitschige Verklärung oder übertriebenes Pathos wären in der Tat ausgesprochen fehl am Platze. So ergibt sich eine lehrreiche Geschichtsstunde, die alles andere als trocken ist und nicht zuletzt wegen der exzellenten Darsteller zu fesseln vermag. Auch nach fast 30 Jahren absolut sehenswert!

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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