Die alten weißen Männer sind (leider) nicht müde …

Letzten Monat fand ja das Flugmanöver „Air Defender“ statt, und hier in Schleswig-Holstein, genauer in Rendsburg, hatten wir richtig schön was davon, weil nämlich dauernd extrem laute Düsenjäger über unsere Köpfe gedonnert sind. War schon reichlich nervig.

Aber tatsächlich gibt es auch Menschen, die so was richtig super finden und sich für Kriegsflugzeuge begeistern. Und damit meine ich nun Erwachsene und keine Zehnjährigen, die sich freuen, wenn sie ihre Revell-Bausätze mal live am Himmel rumfliegen sehen.

So fanden sich dann auch während der Dauer des Manövers immer wieder Fotos von den Flugzeugen in der Facebook-Gruppe „Schleswig-Holstein – Land zwischen den Meeren“, der ich eigentlich deswegen gern folge, weil immer mal schöne Naturbilder oder Aufnahmen von besonderen Gebäuden dort gepostet werden. Und auf einmal sieht man immer nur irgendwelche blöden Kriegsflugzeuge, die ich zum einen unästhetisch finde, zum anderen als Pazifist vom Verwendungszweck her ausgesprochen fragwürdig und dann eben auch noch im Hinblick auf die Klimakrise reichlich kontraproduktiv, was das Einhalten irgendwelche Klimaziele betrifft.

Na ja, irgendwann hab ich dann mal wieder solche Flugzeugfotos präsentiert bekommen, und das auch noch mit der Aussage, wie wichtig doch „Air Defender“ angeblich sei …

… und es dann gewagt, mal kurz meinen Senf dazuzuschreiben:

Und wie Ihr sehen könnt, ließen die Reaktionen von alten weißen Männern beiderlei Geschlechts dann nicht lange auf sich warten. Zunächst mal das obligatorische gehässige Lachen in Form eines Emojis. Das war zwar ursprünglich mal dafür gedacht, sein Amüsement über etwas Humoriges ausdrücken zu können, wird allerdings zunehmend von alten weißen Männern, Rechtsextremen und ähnlichen Gestalten als Symbol der Verhöhnung missbraucht.

Und natürlich wurde mir dann gleich im ersten Kommentar in bester Alter-weißer-Mann-Manier erst mal jede Ahnung vom Thema abgesprochen. Nur um dann erst mal ein bisschen Wortklauberei zu betreiben. Natürlich ohne zu erklären, wie denn bei einer kriegerischen Eskalation zwischen Russland und der Nato irgendwelche Flugzeuge das „Bündnisterritorium“ verteidigen sollen. Die Rüstungsindustrie freut sich, dass ihre plumpen Narrative so schön weiterverbreitet werden.

Und dann kam auch gleich jemand, der sich ganz sicher war, dass niemand einen Atomkrieg beginnen würde. Wie ich ja dann darauf antwortet, ist es bereits zweimal schon fast dazu gekommen, und das war mehr Glück als Verstand, dass die Menschheit sich da nicht ausradiert hat. Zudem: Es ist bisher auch noch nie eine Atommacht auf ihrem eigenen Territorium in Bedrängnis geraten. Insofern würde ich da nicht ausschließen, dass Russland in dem Fall dann die atomare Option als letzten Möglichkeit ziehen könnte, wenn der eigene Untergang sowieso schon ziemlich offensichtlich werden sollte.

Aber es gab dann ja auch noch weitere Schlauberger, die meinten, dass sie besonders pfiffig seien, wenn sie mal in mein Profil spähen würden, um dort etwas zu finden, dass mich diskreditieren könnte. So wurde ich dann damit konfrontiert, angeblich „Orbán-Fan“ zu sein.

Dass es in dem Publikum-Artikel von mir, auf den dort verwiesen wurde, mitnichten um eine Lobhudelei für Victor Orbán geht, habe ich dann ja in meinem Kommentar dazu schon festgestellt. Aber wie peinlich ist das denn bitte? Da sucht man nach etwas, um jemandem ans Bein zu pinkeln, und dann macht man sich noch nicht mal die Mühe, zumindest die ersten Zeilen davon auch tatsächlich zu lesen. Au weia!

Ein Bildchen und eine Überschrift sehen, dann erst mal losbölken, damit dann komplett danebenliegen und hinterher noch nicht mal die Größe haben, seinen Fauxpas einzugestehen und vielleicht um Entschuldigung zu bitten – das ist so was von typisch für alte weiße Männer. Und zeigt vor allem, warum man mit dieser Spezies nicht ernsthaft diskutieren kann.

Auch der nächste alte weiße Mann zeigte mal wieder deutlich, dass Diskussionskultur nicht so seins ist:

Klar, wenn es in Diskussionen nur darum geht, recht zu haben, und nicht, Argumente auszutauschen und abzuwägen, dann setzt man sich natürlich auch nicht mit Belegen auseinander, welche die eigene Argumentation widerlegen, sondern posaunt lieber wiederholt das falsche Argument raus. Aber das ist ja auch so schön bequem und deswegen beliebter Alter-weißer-Mann-Style: Immer sind an Missständen die anderen schuld, sodass man selbst nichts ändern muss, sondern schön auf seinen ungerechtfertigten Privilegien hocken bleiben kann.

Und natürlich durfte dann auch derjenige nicht fehlen, der erst mal sowieso den menschgemachten Klimawandel abstreitet. Natürlich immer mit der gleichen einfältigen Laberei – und natürlich auch mit der Unfähigkeit, Quellen, die das eigene Gequassel widerlegen, zu lesen. Dafür dann aber unbelegt irgendwas behaupten, so von wegen, dass es ja schon immer Klimawandel gegeben hat und die Wissenschaft sich da nicht einig ist. Das ist zwar mittlerweile schon tausendfach widerlegt worden, aber der alte weiße Mann glaubt eben lieber Konzern-PR (s. dazu hier), weil diese ihm suggeriert, dass er einfach so weitermachen kann wie bisher. Und das ist ja die Grundintention des alten weißen Mannes, wie eben schon beschrieben.

Und immerhin gab es dann auch mal eine Stimme, die mir dahin gehend zustimmte, dass die Rüstungsindustrie ob solcher Manöver mehr als glücklich ist. Immerhin etwas …

Den Knall gab es dann noch zum Schluss (ich hab hier wirklich den gesamten Thread mit allen Antworten abgebildet): haltlose Unterstellungen, um den Diskutanten mit anderer Ansicht zu diskreditieren. Ging dann nur, so wie eben der ganze Verbalmüll der alten weißen Männer, auch ziemlich nach hinten los:

Das ist so selten dämlich, dass man sich noch nicht mal über den „Gluck Scheiser“ lustig machen muss.

Aber so läuft es leider immer wieder bei Diskussionen im Netz bzw. in den sozialen Medien: Elementarste Grundlagen eines produktiven Diskurses werden schlichtweg nicht beachtet, und die Leute prollen hinter ihrem schützenden Display derart rum, wie sie es vermutlich nie machen würden, wenn sie einem persönlich gegenübersitzen würden.

Was noch hinzukommt und was man immer wieder sieht: Klimaschutz ist mittlerweile zu einem ziemlichen Antithema geworden, und das nicht nur für AfD-Spackos, sondern eben auch für andere alte weiße Männer. Und das ist eine fatale Sache, dass es nun unter der Ampelregierung den Weiter-so-Verfechtern quasi gelungen ist, alles Ökologische zu diskreditieren, da es mit den Grünen gleichgesetzt wird. Und denen wird ja gerade nicht ihr politische Versagen in puncto Klimakrise und progressiver Politik angekreidet (was ich ja auch mache), sondern die Schuld an allem anderen zugeschustert, zuvorderst von Union, FDP, Springer und weiteren das Ewiggestrige verfechtenden Medien.

Vonseiten dieser Medien bekommen dann die alten weißen Männer ihr Futter, um weiter großkotzig Un- und Halbwahrheiten rauszugrölen und so einen differenzierten Diskurs über wichtige Themen zu verunmöglichen. Dabei könnte das Internet ein wirklich wunderbarer Ort dafür sein – wenn ihn nicht die bekloppten alten weißen Männer in so großem Maße okkupiert hätten.

Auch wenn es Mühe macht: Es ist umso wichtiger, diesen Leuten zu widersprechen, damit nicht andere mitlesende Dritte eventuell noch glauben, am Alte-weiße-Männer-Geseier könnte irgendwas dran sein! Und das ist etwas, was wirklich jeder von uns leisten kann.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Die alten weißen Männer sind (leider) nicht müde …“

  1. Ich halte Krieg für keine Lösung. Als einer der größten Waffenlieferanten der Welt (Deutschland), ist es schwer sich nicht einen Verteidigungsfall vorzustellen, in dem auch „wir“ zur Waffe greifen. Aber ich bin ein Träumer: Ich denke, es geht auch ohne Waffen. Für die, die Waffen für ein Mittel halten, soll es denn eben so sein. Wenn sie schon Waffen haben und diese auch nutzen möchte, dann ist es für sie sinnig mit diesen zu üben, denke ich. Da endet mein Gedanke dazu, denn ich lehne jede Art von körperlicher Gewalt ab von daher ist „Air Defender“ so sinnig oder unsinnig wie jede andere, militärische Übung.

    Allerdings lehne ich auch das Internet als Diskussionsplattform ab, und auch hier denke ich es sollte jeder und jedem selbst überlassen sein, ob sie oder er da etwas leisten „will“, nicht „kann“. So wenig wie ich meinen Senf zu Beiträgen der BILD an die BILD schreibe, würde ich meinen Senf zu dem (für mich zum Großteil selbstdarstellerischen) „Austausch“ auf FACEBOOK oder sonst wo in den (un)sozialen Medien dazu geben. Das überlasse ich den Leuten, die dazu Zeit, Lust, Energie, Ambitionen oder sonst etwas haben, da gibt es für mich kein „muss“. Vor die Tür gehen und mit den Menschen vis a vis zu reden ist das Feld, auf dem ich für mich einen qualitativen und auf Augenhöhe stattfindenden Diskurs erlebe. Deshalb bin ich auch hier kaum noch mit eigenen Beiträgen zu finden …

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