Bezeichnend für die AfD

Gerade las ich in einem Artikel von David Begrich in den Blättern für deutsche und internationale Politik, in dem es um die AfD in Ostdeutschland geht, etwas, was ich so bezeichnend für die gesamte blaubraune Truppe finde, dass ich es zumindest mal kurz erwähnen möchte.

Es geht da um den frisch in Raguhn-Jeßnitz gewählten AfD-Bürgermeister Hannes Loth. Dieser hatte offensichtlich kein Problem damit, während der Corona-Pandemie ein Testzentrum zu betreiben und gleichzeitig federführend bei den lokalen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen aktiv zu sein.

Der Typ hat also Geld mit etwas gemacht, was es seiner Ansicht nach eigentlich gar nicht geben dürfte – zumindest wenn man sein Protestengagement ernst nimmt. Und von den AfD-Jüngern wird das dann „vor Ort nicht als Ausweis von Doppelmoral und Gewinnsucht verstanden, sondern als Zeichen eines authentischen, glaubwürdigen Engagements für seine Mitbürger vor Ort“ (so steht’s in dem oben verlinkten Artikel).

Echt jetzt?

Das ist ja in etwa so glaubwürdig wie eine lesbische Investmentbankerin, die ihre Steuern lieber in der Schweiz zahlt (weil’s günstiger für sie ist), aber sich gleichzeitig in einer homosexuellenfeindlichen Partei patriotisch als Stimme der „kleinen Leute“ zu gerieren versucht. Ach so, das gibt’s ja bei den Blaubraunen auch …

Mehr als das Gebaren von Loth muss man eigentlich nicht kennen, wenn man das Geschäftsmodell von AfD-Politikern verstehen möchte: Komplett wertbefreite Karrieristen nutzen die Partei dazu, um – sagen wir’s mal freundlich – arg einfach gestrickten Leuten vorzugaukeln, dass sie sich für diese engagieren würden. Und zwar, indem sie möglichst alles aufgreifen, was sich gerade für eine marktschreierisch dargebotene Empörung eignet.

Ich weiß gerade nicht, was ich armseliger finden soll: dass es Leute gibt, die auf diese Weise die Demokratie und das gesellschaftliche Zusammenleben ramponieren, um selbst voranzukommen und Profite zu machen, oder die Einfaltspinsel, die darauf reinfallen und solches Gebaren dann auch noch mit Krallen und Zähnen verteidigen oder sich schönreden.

Dass so was dann auch noch recht erfolgreich funktioniert, ist in jedem Fall ein ziemliches Armutszeugnis für ein Land, dass sich selbst gern als das der „Dichter und Denker“ bezeichnet.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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