Interessantes aus KW 36/2023

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Beim Bundesligaspiel Augsburg gegen Mönchengladbach hat ein Polizist einen Schuss aus seiner Dienstwaffe abgegeben. Das Projektil durchschlug die Karosserie eines Gladbacher Fantransporters, in dem sich zum Glück zu der Zeit niemand aufhielt. Die Erklärung dafür vonseiten der Polizei: Der Schuss habe sich versehentlich gelöst. Und genau so wurde das dann auch in den meisten Medien berichtet. Andrej Reisin beleuchtet dies nun in einem Artikel auf Übermedien, indem er zum einen aufzeigt, dass bei diesem Vorfall kritische Nachfragen durchaus angebracht gewesen wären, und zum anderen das unreflektierte Übernehmen von Polizeimeldungen von vielen Medien rügt. [Karl]

2. Reiner Klingholz befasst sich mit dem Thema Überbevölkerung. Und dabei hat er eine sehr differenzierte Sichtweise, wie der promovierte Chemiker in einem Interview mit Spiegel Online darstellt. Wenn man nämlich, so wie er, Überbevölkerung als einen Zustand versteht, bei dem die Bevölkerung eines Landes mehr Ressourcen verbraucht, als wieder regeneriert werden können, dann ist das Ganze auf einmal kein Thema, was nur Länder im globalen Süden betrifft. Zudem erläutert er, warum konservative Einstellungen in Gesellschaften zu einem Rückgang der Geburtenraten führen, obwohl die entsprechenden konservativen und rechten Regierungen ja eigentlich immer genau das Gegenteil wollen. [Karl]

3. Kohlenstoff-Zertifikate sind zurzeit sehr en vogue, und viele Firmen geben ihren Produkten damit einen vermeintlich klimaneutralen Anstrich, wenn sie darauf verweisen, über solche Zertifikate Aufforstungsprogramm zu finanzieren. Allerdings ergibt sich bei genauerer Betrachtung, wie ein Artikel auf Spektrum.de feststellt, immer wieder, dass diese Kompensationsprojekte nicht das halten, was sie versprechen, sodass hier weniger für den Klimaschutz getan, sondern vor allem von denen, die diese Zertifikate vergeben, ordentlich Reibach gemacht wird. Irgendwie mal wieder nicht wirklich verwunderlich, oder? [Karl]

4. Mal wieder scheint es so, als wäre struktureller Rassismus in der Justiz in hohem Maße vorhanden. Den Eindruck bekommt man zumindest, wenn man in einem Kommentar von Katharina Schipkowski in der taz liest, dass in Hamburg gerade eine Frau unschuldig sieben Monate in Untersuchungshaft saß und dabei von ihrem Säugling getrennt war, da die JVA die für solche Fälle vorgesehene Mutter-Kind-Zelle lieber ungenutzt leer stehen ließ. Zum Glück hatte die schwarze Migrantin ohne Aufenthaltstitel sehr engagierte Anwältinnen, die dann die Ermittlungsarbeit übernommen haben, die eigentlich von der Polizei zu erwarten gewesen wäre, sodass die Frau nun freigesprochen wurde. Wenigstens etwas – wenngleich der Schaden bei Mutter und Kind natürlich schon angerichtet ist. [Karl]

5. Die guten Umfrageergebnisse für die AfD sorgen ja für reichlich Aufruhr. Dabei sind die oft marktschreierischen Schlagzeilen, die deswegen bei BILD, aber auch anderen Medien immer wieder veröffentlicht werden, die beste Werbung für die AfD, wie Boris Rosenkranz in einem Kommentar auf Übermedien feststellt. Zudem wird dabei auch nicht eben seriös vorgegangen, sodass kleinste Veränderungen, die einfach nur statistische Abweichungen sein können, als Tatsachen verkauft werden, genauso wie diese Umfragewerte mit einem Wahlausgang gleichgesetzt werden. Kein Wunder, dass BILD, die Haus-und-Hof-Postille der Blaubraunen, da ganz vorn mit dabei ist. [Karl]

6. Martin Sonneborn, für Die PARTEI im EU-Parlament, hat mal wieder Interessantes zu berichten. In einem knapp zehnminütigen Video auf YouTube erläutert er die Hintergründe zum Putsch im Niger, wie dieser in die gesamte westafrikanische Situation von neokolonialer Ausbeutung einzuordnen ist und was nun noch daraus folgen könnte, wenn vonseiten Frankreichs und anderer nördlicher Industrieländer dort ein Krieg vom Zaun gebrochen werden sollte, um sich weiterhin den Zugriff auf Gold und Uran zu sichern. Daran wird auch mal wieder deutlich, wie sehr wir in unseren Breiten auf Kosten des globalen Südens leben, den wir dann mit ein bisschen Entwicklungshilfe abspeisen. Was für ein schäbiges System! [Karl]

7. Alle reden von einer Verkehrswende – und in Deutschland sind immer mehr private Pkw zugelassen. Das hat laut einer Meldung auf Spiegel Online zumindest gerade das Statistische Bundesamt ermittelt. Es wird zwar insgesamt etwas weniger gefahren, aber der Trend geht dazu, dass mehr Haushalte Zweit-, Dritt- oder sogar Viertwagen haben. So kommen auf 1000 Einwohner mittlerweile 583 Autos. Eine Entwicklung, die leider komplett in die falsche Richtung geht, wie ich finde. [Karl]

8. Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bleibt trotz seiner neonazistischen Vergangenheit und seinem schäbigen Umgang mit deren Enttarnung als stellvertretender bayrischer Ministerpräsident im Amt. Die Folgen davon werden in einem Artikel in der taz erläutert, und vor allem die Holocaust-Gedenkstätten sehen es sehr kritisch, dass durch diesen Angelegenheit nun die Grenze dessen, was an antisemitischem und rechtsextremem Schmutz gesagt werden darf, ohne dass es Konsequenzen hat, mal wieder weiter nach rechts verschoben wurde. Insofern ist das leider ein weiterer Mosaikstein (wenngleich ein recht großer) einer Entwicklung, die seit einigen Jahren allzu deutlich zu beobachten ist. [Karl]

9. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wird ja schon länger immer mal wieder diskutiert. Nun hat die NGO Mein Grundeinkommen einen Online-Rechner mithilfe eines Ökonomen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellt, mit dem man ausprobieren kann, wie denn ein Grundeinkommen von 1200 Euro pro Erwachsenem und 600 Euro pro Kind finanzierbar wäre, wie aus einem Artikel in der taz hervorgeht. Es gibt ja unterschiedliche Grüne, die für oder gegen so ein Grundeinkommen sprechen, aber in jedem Fall kann man so schon mal auf eine fundiertere Basis für die Diskussion zurückgreifen. [Karl]

10. Im Dezember soll das umstrittene Totalherbizid Glyphosat eine weitere Zulassung in der EU bekommen. Nun berichtet ein Artikel des Umweltinstituts München über eine gerade erschienene Übersichtsarbeit, die zahlreiche Studien aus den Jahren 2010 bis 2023 ausgewertet hat und zu dem Schluss kommt, dass Glyphosat negative Auswirkungen auf viele Tierarten hat und somit zum Artensterben beiträgt. Bisher ging man immer von eher indirekten Schädigungen aus, indem durch Glyphosat Lebensraum und Nahrung zerstört wird, aber nun scheint es klar, dass etliche Tiere auch direkt durch den Kontakt mit dem Ackergift Schaden davontragen. Die Bundesregierung hat ein Glyphosat-Verbot im Koalitionsvertrag stehen, aber eiert bisher noch rum, sich bei der EU-Abstimmung gegen die Verlängerung auszusprechen. [Karl]

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