Die FDP geriert sich ja gern als hippe, moderne Partei – dabei wird gerade mal wieder mehr als deutlich, dass Lindners Trümmertruppe vor allem rückwärtsgewandt, korrupt und an einem „Weiter so!“ interessiert ist, wenn man sich deren gerade erstelltes Verkehrskonzept anschaut.
In einem Papier des FDP-Präsidiums wird doch tatsächlich gefordert, dass Städte und Kommunen Gratisparkplätze (oder alternativ dazu eine sehr günstige Park-Flatrate) für Autos schaffen sollten, damit mehr Fahrzeuge in die Innenstädte gelockt werden. Auf der anderen Seite wird auch gefordert, weniger Fahrradstraßen und Fußgängerzonen einzurichten (s. hier).
Klingt ziemlich wie Verkehrspolitik von vorvorgestern, oder? Und dafür setzt es dann folgerichtig auch Kritik von Verkehrsexperten und Politikern anderer Parteien (s. hier) sowie von Städten und Kommunen, die sich zudem eine Einmischung in ihre Kompetenzbereiche von der Bundes-FDP verbitten (s. hier).
Dass die FDP sehr pro Auto eingestellt ist, sieht man ja schon am durchweg desaströsen Gebaren von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (s. hier). Doch nun scheint die FDP auch noch im Wahlkampfmodus angekommen zu sein, sodass man sich offenbar stärker von den Grünen abheben möchte. Diese sind schließlich bei AfD-Wählern das Hassobjekt Nummer eins (BILD und Co. sei Dank; s. dazu hier), und die Blaubraunen drohen ja nun bei den im September anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg stärkste Partei zu werden. Da will man sich vermutlich die Chance erhöhen, dann der AfD als Juniorpartner zu dienen, wenn man eben entsprechend nachweisen kann, dass man mit Sicherheit keine grüne Politik machen will.
Flankiert wurde dieses absurde Ansinnen dann im Vorfeld schon von Springers Schmierfinken von der WELT, die letzten Monat bereits warnten, dass zu wenig Autoverkehr schlecht für die Innenstädte sei (s. hier). Ob das nun reiner Zufall war, dass so ein Artikel, in dem zudem nicht mal erwähnt wird, dass der Online-Handel vor allem ein riesiges Problem für den stationären Einzelhandel ist, kurz vor dem FDP-Papier erschienen ist? Oder könnte es vielleicht sein, dass man da von der FDP seinen Buddies bei Springer schon mal was gesteckt hat vom Pro-Auto-Ansinnen, mit dem demnächst an die Öffentlichkeit gehen möchte? Halte ich zumindest nicht für ausgeschlossen …
Dabei sieht die Realität komplett anders aus, als von der WELT oder der FDP gezeichnet. im spanischen Pontevedra beispielsweise sind seit gut 20 Jahren die Autos zum allergrößten Teil (bis auf Anwohner und Lieferverkehr) aus dem Stadtzentrum verbannt worden. Resultat: bessere Luft, höhere Lebensqualität, schöneres Stadtbild, mehr Zuzüge in die Innenstadt und ein florierender Einzelhandel (s. hier).
Aber dass die Realität mit den eigenen Unsinnskonzepten nicht zusammenpasst, hat ja bei der FDP schon lange niemanden mehr gestört.
Und damit ist noch nicht Schluss, denn gerade gestern flatterte mir eine Petition von Campact ins E-Mail-Postfach, in der es darum geht, dass die FDP Sonderregeln für Fahrradanhänger einführen möchte, die den Transport von Dingen, Kindern oder Hunden damit schon deutlich einschränken würden. Klar, auch hier sind Lastenräder und Fahrradanhänger mal wieder ein Sinnbild für „die Grünen“, die damit herumfahren, statt das Auto zu nehmen, sodass sich AfD-Jünger und anderes rechtes Pack darüber gern lustig machen in sozialen Medien und anderswo.
Und zudem würde das ja auch wieder die Autoindustrie freuen, wenn die Menschen so genötigt wären, Transporte, die sie nicht mehr mit dem Fahrrad machen dürfen, dann mit dem Pkw zu erledigen.
Dabei muss man sich mal eins vor Augen halten: Die Partei, die sich immer gegen Regulierungen zum Schutz von Schwächeren ausspricht und dabei auf ihren pervertierten Freiheitsbegriff (nämlich nichts anderes als das primitive Recht des Stärkeren) verweist, will nun ein Übermaß an Regulierung, wo es offensichtlich gar nicht notwendig ist, damit die eigene Klientel, nämlich die Autoindustrie, davon profitiert. Das zeigt, wie verlogen, amoralisch, asozial, gemeinwohlschädigend und schäbig die FDP ist.
Und wer so was wählt, der darf sich diese Attribute gern selbst anheften – es sei denn, er ist vielleicht komplett verblödet und rafft das alles sowieso nicht. Aber solche Leute sollten dann vielleicht besser gar nicht erst wählen gehen …