Interessantes aus KW 20/2015

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Jan Leyk scheint irgendwie ein Promi zu sein (mir sagt der irgendwie nichts), in jedem Fall hat er auf seinem Facebook-Profil ziemlich übel und primitiv über die GDL wegen deren Streik hergezogen, wie Heinrich Schmitz in einem Artikel auf The European beschreibt. Dabei beschreibt der Autor nicht nur das Geschehen, sondern geht auch den Ursachen für die große Zustimmung zu solchen Hasstiraden auf den Grund.

2. Passend zur neulich schon mal hier von uns verlinkten Unterschriftenaktion von Campact, die sich gegen die weitere Verwendung vom Pflanzenschutzmittel Glyphosat wendet, gibt es nun einen fünfminütigen Beitrag im Magazin quer (leider nicht mehr abrufbar) des Bayerischen Rundfunks, in dem vor allem auch die Art und Weise der Risikobewertung durch das BfR, welche die Grundlage für die politischen Entscheidungen von Bund und EU bildet, kritisch hinterfragt wird.

3. Ein gutes Beispiel dafür, wie Privatisierung von Staatsunternehmen in der Regel läuft und wer tatsächlich davon profitiert (nämlich nicht der um Schuldenreduzierung bemühte Staat), wird in einem Artikel in der taz geschildert, indem es um mögliche Absprachen der Deutschen Telekom und des britischen Private-Equity-Unternehmens Cinven beim Kauf der slowenischen Telekom.

4. Und wieder einmal wird im Fußball deutlich, wie sehr die Verrohung der Gesellschaft im marktradikalen Neoliberalismus fortschreitet: Der Tagesspiegel berichtet, dass der BV Altenessen II in der Kreisliga C Essen Nord/West im Juni Meister wird, da alle anderen Teams in der Liga Spiele gegen die Mannschaft boykottieren. Grund: Wiederholte massive Gewalt, Beleidigungen und Bedrohungen von Spielern und Zuschauern der Altenessener gegenüber Gegenspielern und Schiedsrichtern.

5. Nicht nur die Herstellung unserer ganze Konsumgüter geht auf Kosten von Menschen in anderen Ländern (vornehmlich Afrika und Asien), auch wenn der ganze Kram dann wieder entsorgt werden muss, bekommen die Länder dort ihr Fett weg, wie aus einem taz-Artikel, der sich mit der überwiegend illegalen Entsorgung von Elektroschrott beschäftigt, hervorgeht. Und auch daran verdienen ein paar skrupellose Gestalten dann noch einen Batzen Geld …

6. Einen interessanten Einblick in die nicht anders als mafiös zu bezeichnenden Strukturen des Geschäfts von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, das von vier großen Firmen dominiert wird, gibt ein ausführlicher Beitrag vom Deutschlandfunk. Monopolisierung und damit Machtlosigkeit von Politikern gegenüber Konzerninteressen sind leider das unvermeidliche Produkt des neoliberalen Marktradikalismus, wie man auch an diesem Beispiel sehen kann, und das natürlich immer zum Schaden der Allgemeinheit.

7. In einem Interview mit Lucille Lheureux, Stadträtin von Grenoble, wird auf der Webseite vom BUND beschrieben, wie die französische Stadt als erste in Europa seit Anfang dieses Jahres Werbung im öffentlichen Raum abschafft. Vor allem interessant zu lesen, wie dies im Gesamtkonzept der Stadtpolitik zu sehen ist, das sich an den Menschen orientieren und die Lebensqualität steigern will. So was kommt dabei raus, wenn überwiegend politisch wenig vorbelastete Menschen die Mehrheit eines Stadtrats stellen!

8. Der Standard präsentiert ein ausgesprochen lesenswertes Interview mit der Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe, die darin das Erstarken rechter Kräfte in Europa plausibel auf das Verschwimmen der Konturen der Parteien der sogenannten Mitte zurückführt, die sich ja auch in Deutschland (CDU, SPD, weite Teile der Grünen, FDP) kaum noch inhaltlich voneinander unterscheiden und somit die Wähler entweder in die Resignation oder zu denen treiben, die eine vermeintliche Alternative anbieten.

9. Gute Nachricht! Wie das Greenpeace-Magazin berichtet, will Sri Lanka nun als erstes Land weltweit explizit seine Mangrovenwälder schützen. Positiver Effekt dabei: Die lokale Bevölkerung, vor allem Frauen, sollen hier miteinbezogen werden und für ihre „Wächtertätigkeit“ mit Mikrokrediten oder Ausbildungen entlohnt werden, mit deren Hilfe sie sich eine wirtschaftliche Existenz aufbauen können.

10. So kann’s auch gehen: Studenten bauen ein Windrad, das überwiegend aus Teilen vom Schrott besteht, als kostengünstiges Open-Source-Projekt, wie auf einem Artikel auf Spiegel Online – Unispiegel hervorgeht. Bitte mehr davon!

11. Auch wenn mein Entsetzen groß war zu lesen, dass Rayk Anders also GNTM (Germanys Next Topmodel) schaut: Hier ein kurzer Beitrag zu der Bombendrohung, bei der erst die Promis und satte 20 Minuten später das Fußvolk evakuiert wurde. Bunt und unterhaltsam die Kommentare darunter, bei denen einer der Vorschläge es gut trifft: erst das Publikum räumen und dann die Promis.

12. Ein Artikel in der taz beschäftigt sich aufgrund der niedrigen Wahlbeteiligung bei der Bremen-Wahl vom letzten Wochenende mit der Gruppe der Nichtwähler und kommt zu einem ernüchternden Resultat: Wer arm und arbeitslos ist, zieht sich zunehmend aus dem politischen Leben zurück und nimmt sein Wahlrecht nicht wahr, sodass unsere Demokratie mittlerweile eine ziemlich exklusive Angelegenheit der besser situierten Mittel- und Oberschicht ist.

13. Der Beitrag Fleisch für die Tonne des BR-Magazins kontrovers (18 Minuten) beschäftigt sich mit der industriellen Fleischproduktion und zeigt einige scheußliche Zusammenhänge auf: Tiere werden, damit das Fleisch ein billiger Massenartikel sein kann, unter entsetzlichen Bedingungen gehalten, und dieses Tierleid wird dann noch dadurch zusätzlich pervertiert, dass riesige Mengen Fleisch von Supermärkten, Gastronomie und Endverbrauchern einfach weggeschmissen wird. Guten Appetit!

14. Und wieder wird die Politik von Wirtschaftsinteressen am Nasenring durch die Manege geführt: Auf der Webseite von Mietenwahnsinn stoppen (leider nicht mehr online) wird berichtet, dass der rot-grüne Hamburger Senat die von ihm selbst bundesweit initiierte Mietpreisbremse nun erst verspätet und nicht wie geplant zum 1. Juni einführen will, da der Grundeigentümerverband sonst rumzickt. Traurig nur, dass von Hamburger SPD und Grünen eigentlich auch nichts anderes zu erwarten war …

15. Die ukrainische Regierung dreht immer mehr durch. Laut einem Artikel im Handelsblatt sollen nun auch offiziell ausländische Söldner in der ukrainischen Armee gegen die osturkainischen Separatisten kämpfen dürfen, zudem soll eine 2300 Kilometer lange Mauer an der Grenze zu Russland errichtet werden. (An was erinnert uns das bloß?) Ein Kommentar von Bernhard Clasen in der taz zum Treffen von US-Außenminister Kerry mit seinem russischen Amtskollegen Lawrow macht zudem deutlich, dass mittlerweile von allen am Konflikt beteiligten Seiten Kompromiss- und Dialogbereitschaft gezeigt wird – nur nicht von den Hardlinern in Kiew, die sich nach wie vor von der Rückendeckung und Unterstützung unserer Regierung und auch von Oppositionspolitikern wie der unsäglichen Marieluise Beck (Grüne) sicher sein können.

16. Jörg Wellbrock liefert auf blastingnews einen treffenden Kommentar (leider nicht mehr aufrufbar) zur immer deutlicher zutage tretenden Unangreifbarkeit Angela Merkels, die auch ihren nun bekannt gewordenen Landesverrat einfach aussitzen und dann wiedergewählt werden wird, weil eben auch keine Konkurrenz in Sicht ist und die Medien (vorweg natürlich mal wieder Springer) die Kanzlerin aufs Unerträglichste hofieren.

17. Stephan Hebel fasst in seinem Kommentar in der Frankfurter Rundschau (leider zurzeit nicht mehr aufrufbar) sehr trefflich zusammen, dass bei der angeblichen Neuorientierung der FDP nichts anderes als alter Wein in neuen Schläuchen kredenzt wird. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Erkenntnis schnell und umfassend durchsetzt, damit die FDP wieder dahin verschwindet, wo sie hingehört: ins politische Nirwana.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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