Neues Nachrichtenformat auf ZDF: heute+

Da wurde ein neues Nachrichtenformat angekündigt: Jung & frisch möchte es den „Mainstream hinterfragen“ (so auf der heute-Webseite) und „on air“ zum Mitreden verleiten. Also schaue ich mir das doch mal an und wundere mich über die Eröffnung zum ersten Thema. Moderator: „Europa ringt mit den Strömen verzweifelter Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten. Alle Länder sagen in der EU: Das sind zu viele Flüchtlinge, wir werden damit einfach nicht fertig.“

So ist das also, wir werden mit den „Strömen“ nicht fertig. Was strömt da überhaupt? Was hier ankommt, ist ein so geringer Bruchteil, und das Nicht-fertig-Werden betrifft eigentlich nur die Menschen und Regionen, wo bisher noch keine oder kaum Flüchtlinge angekommen sind (Pegida lässt grüßen).

Anschließend das Interview mit dem vermeintlichen „Schlepper“ namens Ali. Dieser sagt vor laufender Kamera aus, dass sein Geschäft ja darunter leiden könnte, wenn es keine Boote mehr gibt, um die Flüchtlinge nach Europa zu schiffen. Da wird schön noch dem letzten BILD-Leser aufs Brot geschmiert: „Militär gegen die Flüchtlinge, das wirkt voll!“ Und um das noch mal zu dramatisieren, wird dann ein Flüchtling namens Haschi präsentiert mit der Aussage: „Nichts kann uns stoppen!“ … Am Ende dieses Beitrags dann doch noch relativierend vom Sprecher: „Fazit: Wer will, der kommt. Aber so viele, wie wir denken, wollen gar nicht.“

Dann der Bericht zum Klimawandel: Hier wird nun versucht, dem Schrecken ein Gesicht zu geben, in dem einige Erzeugnisse aufgezählt werden, die bei steigenden Hitze nicht mehr in gleichem Maße wachsen und gedeihen. Nicht sonderlich seriös, aber immerhin nicht gleich neoliberal daherkommend. Dann geht’s allerdings doch wieder aufs BILD-Niveau runter, und die Sprecherin scherzt: „Hitzeresistente Schokobäume sind noch nicht erfunden.“ … Was auch immer „Schokobäume“ sein sollen. Das schließt der Moderator dann mit „Oh Gott, oh Gott, oh Gott, alles, was Spaß macht, gibt’s dann nicht mehr!“ in flachsiger Art und Weise ab, so als wäre der Klimawandel nicht mehr als ein Aprilscherz und die einzige Konsequenz daraus sei weniger Konsum.

Lexika unterströmt

Klimawandel der|die; 
„Oh Gott, oh Gott, oh Gott, alles, was Spaß macht, gibt’s dann nicht mehr!“

Definition: Daniel Bröckerhoff, 18. 5. 2015

Damit lege ich die neuen heute+-Nachrichten zu den anderen Mainsteam-Nachrichten … und mich lege ich nun ins Bettchen. Nacht.

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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