Drei Menschen mit einem Messer, dreimal schießt die Polizei. Klingt erst mal nach ziemlich ähnlichen Sachlagen, aber sieht dann im Detail doch bezeichnenderweise sehr unterschiedlich aus.
Der 16-jährige Mouhamed Dramé hatte im September 2022 laut einem Jugendpfleger Suizidgedanken geäußert und saß mit einem Messer vor einem Gebäude, als die herbeigerufenen Polizisten eintrafen. Nachdem sie ihn mit Reizgas eingesprüht hatten, flüchtete Mouhamed in die einzig möglich Richtung – auf die Polizei zu. Ein Beamter eröffnete daraufhin das Feuer aus einer Maschinenpistole (!!!) und tötete Mouhamed mit fünf Schüssen (s. dazu ausführlich hier).
Der 21-jährige Lorenz soll in der Nacht zu Ostersonntag in diesem Jahr vor einer Disco Reizgas auf andere junge Menschen versprüht haben. Zudem soll er ein Messer dabeigehabt haben, das aber meines Wissens bisher noch nicht gefunden wurde (s. hier). Die daraufhin etwas später eintreffenden Polizisten forderten ihn zum Stehenbleiben auf, Lorenz lief weg und wurde von hinten von drei Kugeln tödlich getroffen – ohne dass zuvor ein Warnschuss abgegeben worden wäre (s. hier).
Ein polizeibekannter Mann (Name wird in den Medien nicht genannt) wird am S-Bahnhof Altenerding (bei München) von der Polizei gestellt, nachdem diese gerufen wurde, weil der 31-Jährige mit einem Messer dort herumgeisterte. Der Mann, der auch schon mit aggressiven Video-Wahlaufrufen für die AfD aufgefallen ist, kommt der Aufforderung, das Messer wegzulegen, nicht nach, sondern geht damit auf die Polizisten zu. Die feuern Warnschüsse ab, aber der Mann reagiert nicht. Schließlich wird er mit einem gezielten Schuss in den Oberschenkel außer Gefecht gesetzt. Lebensgefahr besteht deswegen für ihn keine.
Mouhamed und Lorenz hatten dunkle Haut, der Mann in Altenerding nicht. Das dürfte die Ursache für das doch recht unterschiedliche Vorgehen der Polizisten gewesen sein. So simpel, so niederschmetternd.
Interessanterweise habe ich in Diskussionen um die ersteren beiden Todesfälle (um nicht zu sagen: Morde) immer wieder das Argument zur Verteidigung der Polizisten gehört und gelesen, dass man eben nicht so genau auf jemanden zielen könnte in einer derartigen Ausnahmesituation. Hmm … scheint ja doch zu gehen, zumindest wenn der Messerschwinger helle Haut hat.
Wenn es noch irgendeines Belegs bräuchte, was bei unserer Polizei in puncto Rassismus strukturell komplett verkehrt läuft, dann muss man sich nur diese drei Fälle anschauen. So werden Polizisten für Menschen, die nicht gerade wie ein Vorzeigearier oder zumindest eindeutig germanisch aussehen, eher zur Bedrohung als zu einer Institution, die eigentlich alle Menschen schützen soll.