Und noch mal was zu Vince Ebert

Über den rechten Komiker Vince Ebert habe ich ja vor zweieinhalb Jahren schon mal einen Artikel geschrieben und dort aufgezeigt, wie er seinen Ruf als Wissenschaftler (er ist studierter Physiker) nutzt, um seinen ewiggestrigen Anhang mit Halb- und Unwahrheiten zu füttern. Nun dreht der Typ allerdings immer mehr komplett durch, sodass ich denke, es kann nicht schaden, den Bockmist, den er verzapft, noch einmal kritisch zu betrachten.

Eins vorweg: Vince Ebert ist, wie eigentlich alle Rechten und Rechtsextremen, ein einziger wandelnder Widerspruch. Gut, das ist auch kein Wunder, denn wenn man Standpunkte vertritt, die argumentativ nun mal nicht haltbar sind, dann kann man eben auch keine inhaltliche Stringenz erwarten. Ach ja: Und ein kleiner Jammerlappen ist er, ebenfalls typisch für Rechtsaußen, auch noch. Zwar stellt er sich selbst gern als abgeklärter Typ da, der bestens Bescheid weiß und über den Dingen steht, aber zwischen den Zeilen merkt man doch immer wieder, wie sehr es den armen Vince doch trifft, dass es Leute gibt, die ihn nicht mögen – und dass diese Leute eben eher schlauer sind als seine Fans.

Ebert war sogar mal Moderator bei „Wissen vor Acht – Werkstatt“ (ARD) und zu Gast bei durchaus pfiffigen Sendungen wie den „Mitternachtsspitzen“ (WDR). Gut, das Idol der rechten alten weißen Männer Dieter Nuhr darf ja auch immer noch regelmäßig seine Rumpelspäßchen in der ARD verbreiten, allerdings hat Ebert ihn mittlerweile sogar noch rechts überholt – und das will schon was heißen.

Also schreibt Ebert jetzt vor allem Bücher, die sich sogar gut verkaufen, weil dort eben drinsteht, was die alten weißen Männer der Weiter-so-Fraktion gern lesen möchte. Und er tritt auch noch auf, wobei es dabei dann zuweilen wohl Probleme gibt:

Mimimimi! So ein Geheule kennt man ja von Rechten, wenn sie eben merken, dass nicht alle toll finden, was sie so an Blödsinn von sich geben. Und dann wird auch gleich richtig ausgeteilt: Wer Ebert nicht mag, weil er eben ein rechter Hetzer und Unwahrheitenverbreiter ist, der müsste ja mindestens Stasi-Sympathisant, wenn nicht sogar Blockwartdenunziant unter den Nazis gewesen sein. Auf der Facebook-Wall von Sorgenboy wird dieses Statement von Ebert daher sehr treffend kommentiert:

Gerader der letzte Satz ist bezeichnend: Da jault einer rum wegen angeblicher Cancel Culture (eines seiner Lieblingsthemen, ich komm gleich noch mal darauf zu sprechen), und dann verbannt er natürlich Leute von seiner Plattform, die ihm nicht applaudieren. Ist mir selbst auch schon so gegangen, nachdem ich mich zu einem seiner unsinnigen Beiträge kritisch geäußert habe, allerdings vom Profil meiner Facebook-Seite „Mensch und Politik heute“ aus, das dann auch schnell blockiert wurde.Mit meinen privaten eigenen Facebook-Profil kann ich Eberts Mumpitzbeiträge allerdings immer noch sehen, so zum Beispiel diesen hier:

Unten fehlt nun zwar ein bisschen was bei dem Screenshot, aber es ist eh keine Freude, sich dieses Gelaber von Ebert in dem Interview durchzulesen. Er beweihräuchert sich darin nur selbst, was für ein toller Hengst er ist und wie wenig man mit Menschen mit linker Gesinnung denn überhaupt reden könnte. Die denken ja nur emotional und nicht faktenbasiert, so wie er das immer zu machen meint.

Allerdings ist es damit bei ihm erst recht nicht allzu weit her, wie man nicht nur in meinem oben bereits verlinkten Artikel über ihn sehen kann, sondern wie es auch in einem Beitrag von Klaus Müller für Energiewende-Rocken nachvollziehen kann: Ebert verbreitet schlichtweg Unwahrheiten, um seine Ideologie, dass es den Klimawandel ja eigentlich gar nicht gäbe und dass Atomenergie sowieso ganz super sei, zu untermauern. Ich zitiere mal daraus:

Und dann kommen seine Argumente, China baut Hunderte von Kohlekraftwerken, Atomkraft ist mit der neuen Generation von Atomkraftwerken eine Alternative, und man müsse technologieoffen forschen, was in Deutschland nicht möglich wäre. Man stelle sich nur einmal vor, es würde möglich sein, eFuels bald mit einer Art 3d-Drucker zu einem Preis von wenigen Cent auszudrucken…

Ich muss sagen, die Argumente, die Ebert da bringt, kann ich wirklich als strohdumm bezeichnen und jeder Physiker wird das verstehen. Nehmen wir als Beispiel sein Atom-Argument. Weltweit haben wir ca. 430 Atomkraftwerke, die weniger als 3% des weltweiten Gesamtenergieverbrauchs abdecken. Die Hälfte davon ist jetzt bereits überaltert und in zehn Jahren werden wir die Anzahl, die wegen dieser Überalterung außer Betrieb genommen werden muss, niemals durch den Bau neuer Atomkraftwerke ersetzen können. Das ist Fakt und da brauchen wir auch auf keine neue Atomtechnik hoffen, denn 97% aller Primärenergie durch Kernenergie ersetzen ist und bleibt utopisch. Als Unterstützung der Erneuerbaren Energie ist Kernenergie aber aus technischen Gründen unbrauchbar, denn die Leistung von Kernkraftwerken lässt sich nicht auf die Schnelle hoch- und ganz schnell wieder herunterfahren. Dafür braucht man Kraftwerke, die für den Ausgleich, also die Residuallast geeignet sind. In meinem Artikel zur Sektorkopplung habe ich das beschrieben.

Völlig unrealistisch sind auch Eberts Behauptungen, die Energiewende wäre nicht mal richtig erforscht worden und es gäbe keine aussagekräftige Studien dazu. Hier muss man dem Mann bewusste Täuschung unterstellen, denn Quellensuche wäre seine erste Pflicht gewesen.

Tja, Herr Wissenschaftler Ebert, das liest sich ja nun nicht so dolle, oder? Woraus man dann ja vor allem auch schließen könnte, dass Ebert eben das macht, was Rechte grundsätzlich machen: eine emotionale Ebene ansprechen und es dabei mit Fakten nicht so genau nehmen. Also genau das, was Ebert selbst dann in seinem  Beitrag linken Kabarettisten vorwirft. So was meinte ich weiter oben, als ich ihn als wandelnden Widerspruch bezeichnet habe.

Leider finden solche Artikel wie der von Klaus Müller mit ihren fundierten Aussagen allerdings weniger Reichweite als Ebert auf seinen diversen Kanälen. Und genau das ist das Problem bei jemandem wie ihm: Wenn er tatsächlich der Schlaukopf ist, der er vorgibt zu sein und worauf sich sein Image aufbaut, dann sollte er wissen, dass er Bockmist erzählt. Und somit seine Reichweite nutzt, um Menschen hinters Licht zu führen – zu ihrem eigenen Schaden und zum Schaden für die gesamte Gesellschaft. Hier ist eben die Grenze zwischen dumm und bösartig zu ziehen – und Ebert halte ich dann doch eher für Letzteres.

Das wird auch in einem Artikel von Das Siebte Flugblatt moniert, der wie ein offener Brief an Ebert gestaltet ist. Dabei geht es erst mal um das oben bereits angesprochene Thema der Cancel Culture, die Ebert überall dort wittert, wo rechtem Gelaber Widerspruch entgegenschallt. In diesem Fall hat der bekannte Werber Jean-Remy von Matt dem rechte Hetzportal Nius ein Interview gegeben, und das findet Ebert natürlich richtig toll, ist doch der verlogene Hetzer Julian Reichelt ein Bruder im Geiste von ihm. Nicht lange danach stellt von Matt dann allerdings fest, dass ihm nicht so ganz klar war, mit welcher pseudojournalistischen Dreckschleuder er dort gesprochen hat, und dass er dies nun bereue.

Und dann kommt Eberts Auftritt mit Unterstellungen, Vermutungen und Spekulationen, die er natürlich in seiner Hybris als allwissender Wissenschaftler augenblicklich als Tatsachen hinstellt. Das sei nun für ein Beispiel für Cancel Culture – dabei wurde nichts gecancelt, und von Matt hat auch nichts von irgendeinem äußeren Druck gesagt. Ach ja: So was wie ein Shitstorm aufgrund des Auftritts bei Nius konnte auch nirgends ausfindig gemacht werden.

Ebert lügt sich also seine Welt so zurecht, wie sie ihm gerade gefällt und wie er meint, dass es bei seinem rechten bis rechtsextremen Publikum gut ankommt. Dabei hat er ja in dem oben abgebildeten Interview mit Die Presse noch gesagt, er sei ja soooo unabhängig, er müsse gar nicht mehr arbeiten, da er sein Geld schon schlau angelegt hat und sowieso nicht auf großem Fuße lebe. Hmm … dafür redet er aber Dumpfbacken ziemlich plump nach dem Maul, finde ich. Und welchen Grund sollte es sonst dafür geben, wenn nicht Zustimmung zu bekommen und somit die eigene Popularität zu steigern? Was dann ja auch wieder gut für die Verkäufe von weiteren Büchern von ihm ist. Aber das hat er ja eigentlich gar nicht nötig, laut seinen eigenen Worten. Warum macht er das dann also? Sendungsbewusstsein für Bullshit? Oder eben doch mal wieder ein Widerspruch zwischen Eberts Selbstbeweihräucherung und seinem tatsächlichen Handeln?

In jedem Fall sollte Ebert wissen, bei wem er mit seinen Aussagen gut ankommt, nämlich nicht nur bei den Konservativen (er selbst bezeichnet sich ja auch als einen solchen), sondern eben auch beim rechten Pack von der AfD, wie man hier sehen kann:

Klar, ein bisschen schmieriges Nachtreten gegen Robert Habeck, da freut sich natürlich jeder AfDler drüber! Auch wenn ich selbst Habeck durchaus kritisch gesehen habe in seinem politischen Wirken, so schreibt allerdings Ebert hier (auch mal wieder) ziemlichen Bockmist.

Er sattelt nämlich hier auf dem Wunschdenken von vielen eher nicht sehr weitsichtigen Ökonomen auf, die ihre Wissenschaft als Naturwissenschaft und nicht als Geisteswissenschaft, die sie tatsächlich ist, verstanden haben wollen. Damit lässt sich dann nämlich besser Ideologie verkaufen, wenn man sagen kann „Ist so!“, weil das in irgendeiner Excel-Tabelle nun mal so steht, als wenn man seine Standpunkte ständig überdenken und gegebenenfalls auch revidieren muss, wenn die sich eben als unpassend für die Realität erwiesen haben sollten.

Insofern sind wirtschaftswissenschaftliche Parameter tatsächlich immer auch ein Stück weit soziale Konstrukte und von dem gesellschaftlichen Umfeld abhängig, in dem sie definiert werden. Was erklärt, warum Reallöhne oft nicht viel mit der tatsächlichen Wertigkeit einer Arbeit zu tun haben und auch regional sehr unterschiedlich sein können. Na ja, und Energiepreise unterliegen selbstredend auch politischen Entscheidungen, und diese sind auch im Sozialen einzuordnen. Selbst die vermeintlich objektiven Kriterien für Insolvenzen können sich ja verändern, wenn es dazu gesellschaftliche oder politische Erfordernisse gibt – das hat man ja beispielsweise gerade während der Corona-Pandemie gesehen, als die Insolvenzmeldepflicht ausgesetzt wurde.

Das hat Habeck offensichtlich verstanden – Ebert offensichtlich nicht. Oder er hat es auch kapiert, aber ihm ist es schlichtweg wurscht, dass er seine Fans und AfD-Jünger mal wieder mit der unterkomplexen (und daher auch falschen) Darstellung einer Sache ein bisschen flachwitzig aufstacheln kann. Beides in jedem Fall reichlich armselig für einen Typen, der sich stets gern als Oberchecker darstellt.

Und der vor allem ständig tatsächliche Naturwissenschaft, nämlich Meteorologie, Klimatologie und Physik, unsachgemäß infrage stellt, weil sonst sein ganzes „Es gibt keinen menschgemachten Klimawandel“-Geschwurbel und seine PR für die Atomindustrie jeglicher Substanz beraubt wären. Dass er hier quasi wieder genau das macht, was er Habeck vermeintlich vorwirft, scheint bei Ebert also schon System zu haben. Würden seine Fans einen IQ haben, der den eines Meerschweinchens übersteigt, würden sie das wohl irgendwann auch mal merken. So bilden sie nur eine Masse von dumpfen Jubelpersern, in deren ranzigen Applaus sich ihr König Vince, der Kümmerliche, nur allzu gern sonnt.

Das scheint allerdings auch recht einträglich zu sein, denn immerhin haben ja doch einige ehemals durchaus manierliche Satiriker entdeckt, dass sich am rechten Rand viel Publikum und damit Kohle absahnen lässt. Lisa Fitz zum Beispiel. Oder Monika Gruber. Gut, Dieter Nuhr war schon immer kacke, aber auch der ist immer mehr nach rechtsaußen gestolpert. Und Vince Ebert eben auch. Würden die jetzt nur zu denen sprechen, bei denen sowieso schon Hopfen und Malz verloren ist, dann wäre das nicht weiter schlimm, denn auch solche minderbemittelten Randgruppen vom gesellschaftlichen Bodensatz brauchen ja ein bisschen Entertainmet. Nur leider sprechen Ebert und Co. immer auch noch Menschen an, die mit ein bisschen Nachdenken eigentlich darauf kommen sollten, dass ihnen da gerade lupenreiner Bullshit erzählt wird.

Deswegen sollte man immer wieder genau darauf hinweisen – wenngleich diese vermeintlichen Gegner der Cancel Culture einen dann natürlich schnell canceln in Form von Blockierungen oder Löschen in sozialen Medien. Aber jeder Einzelne, der liest, sieht oder hört, dass es sich bei Ebert um eine sich schlau vorkommende Luftpumpe handelt, die einfach nur das in die Welt blubbert, von dem sie sich den meisten Applaus von nicht schlauen Zeitgenossen verspricht, ist ein Gewinn für diese Gesellschaft.

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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