Interessantes aus KW 35/2015

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Im Tagesspiegel findet sich ein Plädoyer von Sebastian Leber für die Antifa. Fernab von jeder blinden Lobhudelei beschreibt er kurz und prägnant, warum die Antifa eine wichtige Bewegung ist und was ohne sie alles anders laufen würde in Deutschland. Gerade in Zeiten, in denen immer häufiger Rechts- und Linksextremismus gleichgesetzt werden, eine wichtig Botschaft. Insofern kann ich mich Leber nur anschließen: danke, liebe Antifa!

2. So ist das immer mit freiwilligen Beschränkungen und Auflagen, die Konzerne einhalten wollen: Sie funktionieren leider nicht. Foodwatch stellt eine Studie vor, welche die Werbung für Kindernahrung unter die Lupe genommen hat. Eigentlich sollten laut einer freiwilligen Beschränkung, die tatsächlich auch viele Konzerne gezeichnet haben, keine ungesunden Lebensmittel mit zu viel Fett und/oder Zucker gezielt durch Werbung Kinder ansprechen, aber bei 90 % der untersuchten Lebensmittel ist genau dies der Fall. Gesetzliche Regelungen wären hier also durchaus wünschenswert, „der Markt“ allein kann es mal wieder nicht, wie man sieht.

3. Schön, wenn es auch mal etwas Positives zu berichten gibt: Ein Artikel von 11 Freunde beschreibt, wie in den letzten Wochen immer mehr Fußballfans sich in den Stadien eindeutig und sichtbar gegen Rechts positionieren. Aus dieser Ecke hätte man das ja eher weniger erwartet, waren doch gerade Fankurven in den 90ern noch ein Hort des Ressentiments und der rechten Stammtischpolemik.

4. Jens Wernicke führte für die NachDenkSeiten ein interessantes Interview mit Uli Cremer von der Grünen Friedensinitiative, die sich als Teil der Grünen für eine Rückkehr der Partei zu ihren ja auch in der Friedensbewegung  liegenden Wurzeln einsetzt. Leider ist das nur ein sehr kleiner Teil der Grünen, der Scharfmachern wie Beck, Fücks oder Özdemir entgegentritt, die auch über die Heinrich-Böll-Stiftung weitaus mehr Mittel haben, um ihre Interessen innerhalb der Partei durchzusetzen. Trotzdem tut es gut zu lesen, dass immerhin noch nicht alle bei den Grünen deren kriegsgeiler Linie folgen mögen.

5. Immer schön auf Linie bringen, den Nachwuchs. Ein Artikel auf Spiegel online beschäftigt sich mit einer Untersuchung zu Schulmaterialien zu aktuellen Themen, die so noch nicht in den Schulbüchern vorhanden sind. Ergebnis: Im wirtschaftlichen Bereich (hier dargestellt anhand der Griechenland-Krise) werden extrem einseitige Sichtweisen vermittelt, sodass unsere lieben Kleinen schon gleich lernen, was Alternativlosigkeit bedeutet. Ein weiterer Spiegel online-Artikel zeigt dann auf, wie diese Einseitigkeit dann an den Universitäten in den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern fortgesetzt wird – wobei sich dort wenigstens schon ein wenig Widerstand regt gegen die nahezu ausschließlich neoklassische orientierte Lehre.

6. Auf den NachDenkSeiten findet sich ein Text von Joke Frerichs, der mir aus dem Herzen spricht. Darin werden die Gedanken des Autors beschrieben, als er in einem Café am Nachbartisch eine runde älterer Damen über Griechenland reden hört, wobei diese vollkommen empathielos das Widerkäuen, was sie in den Medien so zu dem Thema aufgeschnappt haben. Ausgesprochen lesenswert!

7. Ein Artikel des ehemaligen Asylrichters Peter Vonnahme für Hintergrund beschäftigt sich mit der zurzeit ja omnipräsenten sogenannten „Flüchtlingsproblematik“, beleuchtet diese aber einmal aus der Sicht der Flüchtlinge. Zudem kommt er zu Schlussfolgerungen, was tatsächlich vonseiten der Politik geändert werden müsste, damit hier nachhaltige Problemlösungen geschaffen werden, sodass die Menschen nicht mehr aus ihren Heimatländern fliehen müssen. Recht langer, aber ausgesprochen lesenswerter Text!

8. Wie sehr das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz mit dem US-amerikanischen Geheimdienst NSA kungelt, geht aus einem Artikel der Zeit hervor – und das vor allem ohne jede Kontrollmöglichkeit durch demokratisch legitimierte Organe. Da wurde die Spionagesoftware XKeyscore von den Amerikanern bereitgestellt, und im Gegenzug mussten die Deutschen dann damit ermittelte Daten direkt an die NSA übermitteln. Was da noch mit dem Schutz unserer Verfassung zu tun haben soll, verstehe ich dann leider gar nicht mehr …

9. Christoph Siebers Videostatement auf denkfunk (achteinhalb Minuten) zu den rechten Ausschreitungen in Deutschland ist ausgesprochen sehenswert (und dazu noch kurzweilig). Sehr pointiert zeigt er die Dummheit derjenigen auf, die gegen Flüchtlinge poltern, und spannt auch noch den Bogen zu den Flüchtlingsursachen und zum erbärmlichen Verhalten unserer Spitzenpolitiker.

10. In der WirtschaftsWoche findet sich ein sehr interessantes Interview mit dem Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, der darin sehr klar die zunehmende rein ökonomische Orientierung des Bildungswesens als Ursache für die zunehmende Verblödung von Jugendlichen benennt. Alles, was nicht direkt zur Produktivitätssteigerung benötigt wird, und darunter fallen eben viele Geisteswissenschaften und die humanistische Bildung, wird zunehmend an den Rand gedrängt, denn, so Heinzlmaier: „Der Kapitalismus funktioniert auch mit Blöden.“ Ausgesprochen aufschlussreich!

11. abgeordnetenwatch.de ist mal der Frage nachgegangen, warum denn Bundestagsabgeordnete allen möglichen privaten Kram auf der Webseite des Bundestages über sich mitteilen, aber dort nicht ihre Nebeneinkünfte angeben dürfen, was ja vielleicht für die Wähler doch interessanter sein könnte als die Infos über Ehren-Bambis und Salsatanzen. Die Antwort wird in einem Artikel auf der abgeordnetenwatch-Webseite präsentiert und kommentiert und stellt unserem Parlament ein sehr peinliches Zeugnis aus – was vor allem irgendwie leider auch zu erwarten war.

12. Robert Zion von den Grünen beschreibt auf seiner Webseite sehr treffend die Ursachen für den derzeitigen Rechtsruck und das massive öffentliche Auftreten von Rassismus. Dieses liegt nicht nur in ohnehin immer schon vorhandenen Ressentiments vieler Deutscher begründet, sondern eben auch in einer neoliberalen Politik, welche die Mittelschicht zunehmend verarmen und die öffentliche Infrastruktur zerfallen lässt. Gute Analyse, vor deren Hintergrund die Empörungen von Merkel, Gabriel und Co. noch jämmerlicher wirken, als sie es ohne schon sind.

13. In einem Artikel für den Tagesspiegel räumt Harald Schumann mit der Mär auf, dass es ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein gegenüber kommenden Generationen wäre, unbedingt die Staatsschulden zu reduzieren. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, da auf diese Weise ausgeblendet wird, dass die sogenannte „schwarze Null“ vor allem auf Kosten der Infrastruktur des Landes geht, was dann nämlich kommende Generationen ausbaden dürfen. Plausibel dargelegt, wird so mal wieder deutlich, wie wir von unseren Chefideologen Merkel und Schäuble an der Nase herumgeführt werden.

14. In einem Artikel in der Zeit finden sich aufschlussreiche Zahlen, die zeigen, wie sehr der Export von hochsubventioniertem Billighühnerfleisch aus der EU nach Afrika in den letzten Jahren zugenommen hat. Resultat: Die dortigen Bauern werden ihre Produkte nicht mehr los und verarmen – und wenn sie dann keine Existenzgrundlage mehr für sich sehen, werden sie eben zu dem, was hier so abwertend als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet wird. Reaktion der EU darauf: ein neues Freihandelsabkommen, was das EU-Fleisch auf westafrikanischen Märkten noch billiger machen dürfte …

15. Dazu passend: Ein achtminütiger Bericht des ARD-Magazins Monitor beschäftigt sich mit Plänen europäischer Regierungen und der EU, mit Despoten in Afrika zusammenzuarbeiten, um dort schon vor Ort Menschen an der Flucht zu hindern. War ja fast klar, dass nur so was gemeint sein kann, wenn unsere Politprominenz stets nicht müde wird zu betonen, dass die Fluchtursachen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge bekämpft werden müssen.

16. Ein Artikel der Webseite FAIRspielen.de zeigt auf, wie stark die Parteilichkeit des Hamburger Abendblattes für die möglichen Olympischen Spiele in Hamburg ist. Bei derartigen Verbandelungen mit der Wirtschaft kann man kaum noch von Journalismus sprechen, sondern vielmehr von nahezu reiner PR. Und diese Zeitung wird in Hamburg immer noch viel gelesen und ernst genommen …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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