Interessantes aus KW 43/2016

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. In einem etwa vierminütigen Beitrag auf Deutschlandradio Kultur (auch in transkribierter Form vorliegend) beschäftigt sich der US-amerikanische Historiker Max Paul Friedman mit dem Begriff des Antiamerikanismus. Dabei benennt er diese klar als Kampfbegriff, der dazu dient, Kritik, vor allem aus dem Ausland, an amerikanischer Politik mundtot zu machen. Interessant vor allem deshalb, weil ja mittlerweile auch hier in Deutschland in Diskussionen schnell der Vorwurf des Antiamerikanismus vorgebracht wird, wenn man sich kritisch mit konkreten US-amerikanischen Politikphänomenen auseinandersetzt. [Karl]

2. Fluchtursachen der Menschen in Afrika sind vielfältig, und an vielen davon ist unser europäischer Lebensstil schuld. So auch an der Misere der Fischer im Senegal, von der ein siebenminütiger Bericht der ARD-Sendung Weltspiegel berichtet. Die Menschen dort können nämlich vom Fischfang kaum noch leben, da europäische, chinesische und russische Flotten die Fischgründe leer fischen, sodass der Ressourcenreichtum des Landes nicht der dortigen Bevölkerung, sondern der Aufrechterhaltung unseres Wohlstandes zugutekommt. Resultat: Die Menschen dort wissen nicht, wovon sie leben sollen, und machen sich auf den Weg nach Europa. [Karl]

3. Zu dem gleichen Thema unserer Verantwortung für die armen Menschen in anderen Ländern findet sich ein lesenswerter Kommentar von Valentin Beck in der taz. Darin geht es nun allerdings deutlich allgemeiner zu, indem nicht konkrete Einzelfälle, sondern eben das globale Geflecht von wirtschaftlichen Beziehungen und Abhängigkeiten betrachtet und daraus eine Bringschuld abgeleitet wird, die wir in den industrialisierten Staaten gegenüber den Menschen in armen Ländern haben. [Karl]

4. Die „soziale Hängematte“ ist wohl einer der zynischsten Begriffe im innenpolitischen Diskurs. Um dies noch mal zu verdeutlichen, wird nun den Jobcenter-Mitarbeitern die Möglichkeit eröffnet, recht willkürlich und aufgrund vollkommen schwammiger Begriffe Sanktionen von bis zu 5000 Euro Strafe gegen Hartz-IV-Empfänger zu verhängen. Joerg Wellbrock äußert sich zu Recht ausgesprochen kritisch hierzu in einem Kommentar auf der spiegelfechter – und erinnert auch daran, wer sich dieses menschenverachtende System nicht nur ausgedacht hat, sondern es auch immer noch weiter „perfektioniert“: die SPD. [Karl]

5. Von Heiner Flassbeck gibt es immer wieder Interessantes zu volkswirtschaftlichen Themen zu lesen. So beschäftigt er sich in einem Artikel auf Makroskop (leider gerade nur als Bezahlartikel verfügbar) mit den in letzter Zeit häufiger aufkommenden deutschen Ausstiegsfantasien aus dem Euro, die von konservativer Seite vorgebracht werden. Dass die Resultate wohl nicht so wären, wie sie von neoklassischen Ökonomen prognostiziert werden, legt Flassbeck auf anschauliche Weise dar. [Karl]

6. Oliver Kalkofe nimmt sich in einem Clip von Kalkofes Mattscheibe rekalked dem Autor Akif Pirincci an und zeigt dessen Absurdität in deutlicher und amüsanter Weise auf. Pirincci ist eine Ikone der rechten Szene, hat mit Katzenkrimis Millionen verdient und sich danach denn dem Schreiben von Hetzpamphleten gewidmet, in denen er gegen Ausländer, Flüchtlinge, Rot-grün-Versiffte (übrigens eine Wortschöpfung von ihm, die mittlerweile bei Rechten zur gängigen Floskel geworden ist), Homosexuelle und alle, die nicht in sein kleines Weltbild passen, wettert. Volltreffer, Her Kalkofe, so demontiert man solche Typen! [Karl]

7. Laut einer Meldung auf der Webseite vom Deutschlandfunk hat das westafrikanische Land Gambia angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu beenden. Die Begründung ist dabei vor allem interessant, denn sie spiegelt die Meinung vieler afrikanischer Staaten wieder: Dem Tribunal wird nämlich vorgeworfen, vor allem gegen Afrikaner vorzugehen und weiße Kriegsverbrecher zu schonen, was zurzeit vor allem an der Weigerung, den britischen Ex-Premierminister Tony Blair wegen des Irak-Kriegs anzuklagen. Postkolonialismus beschreibt das wohl schon recht gut, wie ich finde. [Karl]

8. Zwar schon drei Wochen alt, aber ein dauernd aktuelles Thema: Ein etwa siebenminütiger Bericht der ARD-Sendung plusminus beschäftigt sich mit Biolebensmitteln und vergleicht dabei mal die aus dem Discounter mit denen aus dem Biomarkt. Dabei erfährt man einiges über unterschiedliche Bioläden, und auch der wichtige Aspekt der Regionalität, die ja auch relevant für die Nachhaltigkeit eines Produktes ist, kommt zur Sprache. Sehr informativ! [Karl]

9. Spiegel Online sah sich aufgrund der unterschiedlichen Berichterstattung zu den russisch-syrischen Bombardements von Aleppo und den von US-amerikanischen Truppen angeführten Bombenangriffen auf die irakische Stadt Mossul dem Vorwurf der einseitigen Propaganda ausgesetzt. Nun beschreibt ein Artikel auf BILDblog, auf welche Weise man bei Spiegel Online diesen Vorwürfen begegnet: Man zeigt Propagandavideos vom IS (Islamischer Staat), die eine gewisse Normalität in Mossul suggerieren sollen, und das auch noch, ohne die Herkunft der Bilder (zunächst) zu kennzeichnen. Sehr seriös, wie man da bei Deutschlands größtem Nachrichtenmagazin agiert … [Karl]

10. Griechenland ist ja zuletzt ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten, dabei leidet die Bevölkerung dort in immer größerem Maße unter den von der sogenannten Troika (EZB, IWF, EU-Kommission) und vor allem von der deutschen Regierung forcierten Austeritätsmaßnahmen. Joachim Sohns war nun im Sommer vor Ort in Kalamata, und sein Bericht auf der Webseite vom Griechenland Solidaritäts Komitee Köln zeichnet ein erschreckendes Bild, wie prekär für vielen Griechen das alltägliche Leben mittlerweile ist. Sein Fazit: An Griechenland soll ein Exempel statuiert werden, wie weit man mit Sozialkürzungen in der Praxis gehen könnte. [Karl]

11. Leonardo DiCaprio ist nicht nur als Schauspieler bekannt, sondern auch als politisch engagierter Mensch. Nun reiste er um die Welt, um die Folgen des Klimawandels zu dokumentieren und Gespräche mit Akteueren aus Politik und Wirtschaft zu dem Thema zu führen. Dies wurde dann von Regisseur Fisher Stevens in Form des Dokumentarfilms „Before The Flood“ festgehalten. Das Besondere dabei, auf das ein Artikel auf Utopia hinweist: Der Film wird ab dem 30. Oktober auf Internetpotalen wie Facebook und YouTube in voller Länger (und in 45 Sprachen) gratis zu sehen sein, da DiCaprio die Message für so wichtig hält, dass sie weitestgehende Verbreitung erfahren sollte. Super Sache! [Karl]

12. Interessante Erkenntnisse brachte eine Studie zutage, über die in einem Artikel auf science.ORF.at berichtet: Demnach haben Forscher aus London herausgefunden, dass sich Menschen ans Lügen gewöhnen, dass sie also immer weniger ein schlechtes Gewissen bekommen, je öfter und regelmäßiger sie nicht die Wahrheit sagen. Durch diese Gewöhnung nimmt auch die Qualität der Lügen zu, sodass aus kleinen Flunkereien irgendwann großer Betrug werden kann. Ach ja: Das gilt natürlich nicht nur für Politiker … [Karl]

13. Es ist für Konzerne immer praktisch, wenn sie dienstbare Helfer in der Politik haben. So auch im Falle der Gentechnikfreiheit in Deutschland, bei der sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) als höriger Dienstleister der Agrarindustrie erweist, wie aus einer Mitteilung des Umweltinstituts München hervorgeht. Der Gesetzentwurf zum Anbau genmanipulierter Pflanzen, der aus Schmidts Ministerium kommt, entspricht nämlich leider nicht dem Wunsch der Mehrheit der deutschen Bevölkerung nach gentechnisch nicht veränderten Lebensmitteln, sondern schafft hohe Hürden, um deren Anbau zu untersagen. [Karl]

14. Die Ermittlungen im NSU-Komplex sind ja schon hinreichend von Absurditäten geprägt, nun kommt noch eine weitere hinzu: Patrick Gensing schildert in einem Artikel in seinem Blog, wie und warum ein Forensiker feststellt, dass die offizielle Aussage der Ermittler, die DNA-Spuren von Uwe Böhnhardt wären nur aus Versehen durch einen Meterstock an den Tatort des toten Mädchens Peggy gekommen, zwar grundsätzlich nicht auszuschließen, aber ausgesprochen wenig plausibel ist. Es wäre doch schön, wenn die Untersuchungen in diesem wohl schwerwiegendsten Terrorfall in der Geschichte der Bundesrepublik mal etwas ernsthaft und nicht in Form einer Groteske betrieben würden. [Karl]

15. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist einer der übelsten Lobbyistenvereine des Landes – soweit nichts Neues. Nun berichtet Albrecht Müller in einem Artikel auf den NachDenkSeiten über das neue perfide Projekt der INSM: In Form einer großformatigen Anzeige in der Süddeutschen Zeitung werden nun Junge gegen Alte aufgehetzt, indem anhand des Themas Rente mit Falschaussagen Stimmung gemacht wird. Eklig – aber eben Teil des Prinzips „Teile und herrsche“. [Karl]

16. Und noch mal die NachDenkSeiten: In einem ausgesprochen lesenswerten Artikel von Götz Eisenberg geht es um die zunehmende Verabreichung von Psychopharmaka an Kinder. Schon Kleinkinder werden mit Sedativa ruhiggestellt, wenn sie nachts zu viel schreien, und Ritalin ist ja mittlerweile auch sehr weit verbreitet. Eisenberg beschriebt nun nicht nur die erheblichen Folgen für die Kinder, sondern macht sich auch fundiert auf die Suche nach den Ursachen für diese medikamentöse Selbstoptimierung von klein auf. Pflichtlektüre für Eltern! [Karl]

17. Ein bisschen Videoblog auf derStandard.at zu den Argumenten der „CETA-Fans“ liefert uns ein 15-minütiger Beitrag von Robert Misik. Wie weit es mit den Argumenten der Befürworter des Freihandelsabkommen her ist, kann man hier pointiert sehen und hören. Informativ & unterhaltsam. [Dirk]

 

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Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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